Greta Thunberg hat bei einem Instagram-Posting offenbar schlecht recherchiert – mit fatalen Folgen. Die israelische Öffentlichkeit ist empört.
„Peinlicher Beitrag“Thunberg nutzt Fotos von israelischer Geisel für Folter-Vorwurf an Israel

Die schwedische Aktivistin Greta Thunberg kommt am Montag (6. Oktober) auf dem internationalen Flughafen in der griechischen Hauptstadt Athen an. Nach dem Stopp der Gaza-Hilfsflotte wurden Aktivisten, darunter Greta Thunberg und auch deutsche Staatsbürger, von Israel abgeschoben.
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Greta Thunberg ist nach ihrer Protestaktion gegen Israel inzwischen wieder in ihrer schwedischen Heimat eingetroffen. Sie war am Freitag von der israelischen Marine als Mitglied der „Global Sumud Flotilla“ gestoppt worden und bis zur Abschiebung in einem israelischen Gefängnis festgehalten worden. Israel schob dann 171 weitere Aktivisten der umstrittenen Hilfsflotte für den Gazastreifen ab, darunter auch deutsche Staatsbürger. 161 Menschen aus insgesamt 16 europäischen Ländern landeten am Montag in Athen.
Für Thunberg ging es dann weiter nach Schweden, wo sie am Dienstag eine Pressekonferenz in Stockholm gab. Die ehemalige Klima-Aktivistin warf Israel erneut Völkermord an den Palästinensern vor. Zudem sprach sie wie schon zuvor von „Misshandlungen“, die sie und ihre Mitstreiterinnen und Mitglieder in israelischer Haft angeblich erleiden mussten. Sie habe sowohl zu wenig Wasser als auch zu wenig Essen bekommen, anderen sei es noch schlimmer ergangen, hatte die 22-Jährige erklärt. Israel wies die Vorwürfe zurück.
Auch auf ihrem Instagram-Kanal erhob Thunberg ebenfalls Anschuldigungen und schrieb, die Welt sei „entsetzt“, was die Mitglieder der „Sumud Flotilla“ an Schmerzen und Demütigung hätten erdulden müssen. In dem von Thunberg geteilten Beitrag ist von den Aktivisten, bei denen es sich in der großen Mehrheit nicht um Palästinenser handelt, als „Geiseln“ Israels die Rede. Dann wendet sie sich dem Leid der palästinensischen Gefangenen in israelischen Gefängnissen zu, die sie ebenfalls als Geiseln bezeichnet. Thunberg erhebt schwere Anschuldigungen der Folter und Misshandlung, der israelische Staat würde gegen Menschenrechte verstoßen.
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In dem Posting, das aus mehreren Textgrafiken besteht, zeigt Thunberg zudem Bilder, die palästinensische Gefangene zeigen sollen. In einer ursprünglichen Version ist allerdings auch ein kleines Foto von einer israelischen Geisel zu sehen – offenbar ein Versehen, da dieses Bild inzwischen verschwunden ist.

Screenshot von Greta Thunbergs Insta-Posting
Copyright: Screenshot von Greta Thunbergs Instagram-Account
Auf der betreffenden Grafik war vom Leiden der palästinensischen Gefangenen die Rede, drei kleine Fotos waren darunter zu sehen. Allerdings zeigte das rechte Bild eine israelische Geisel in der Hand der Hamas und stammt ausgerechnet aus einem Hamas-Video. Dieses hatte die Terrororganisation im August von Evjatar David und einer weiteren Geisel veröffentlicht.
Thunberg zeigt Bild aus Hamas-Propagandavideo
In dem Propaganda-Clip waren die beiden regelrecht vorgeführt worden und befanden sich ganz offensichtlich in einem grauenerregenden und abgemagerten Zustand. Dieses Video hatte weltweit für Entsetzen gesorgt und auch Bundeskanzler Friedrich Merz auf den Plan gerufen, der von „Qual“ der Geiseln durch die Hamas gesprochen hatte. Der 24 Jahre alte David war offenbar in einem engen Tunnel in Gaza zu sehen gewesen, wie er den Angaben zufolge sein eigenes Grab schaufelt.
Das völlig missratene Posting von Thunberg erzürnte nun auch die israelische Öffentlichkeit. Es wurde in den Kommentaren der „peinliche“ Beitrag kritisiert, der angebliches „Leiden“ von Palästinensern in israelischer Haft hervorheben sollte und das Foto eines gefolterten Israeli enthalte. Das israelische Model Noa Cochva, die 2021 zur Miss Universe Israel gekürt wurde, schrieb: „Wenn Ihnen Ihre geliebten Palästinenser wirklich am Herzen lägen, würden Sie Evjatar in den Mittelpunkt stellen und eines fordern: ‚Bringen Sie alle Geiseln sofort nach Hause‘.“
Die Schwester von Evjatar David schrieb in Richtung Thunberg: „Sie müssen recherchieren, bevor Sie Dinge posten, die Sie nicht verstehen.“ Thunberg habe „auf der sechsten Folie ein Foto einer israelischen Geisel eingefügt, die die Hamas absichtlich hungern ließ! Das ist Evyatar David“, schrieb Yeela David. Sie forderte die Schwedin auf, das Bild zu löschen – was dann offenbar geschah.
David wurde während des von der Hamas angeführten Terroranschlags vom 7. Oktober 2023 beim Nova-Musikfestival in der Gegend von Re'im entführt und befindet sich seit zwei Jahren in Gefangenschaft.
Greta Thunberg liefert sich Schlagabtausch mit Trump
Unterdessen findet Thunberg neben ihrem umstrittenen Engagement für die Palästinenser offenbar noch Zeit, sich mit US-Präsident Donald Trump über die sozialen Netzwerke zu bekriegen. Nachdem Trump ihr abermals unterstellt hatte, ihre Aggressionen nicht im Griff zu haben, keilte die junge Schwedin auf Instagram zurück.
„Ich habe gehört, dass Donald Trump sich erneut sehr schmeichelhaft über meinen Charakter geäußert hat, und ich weiß seine Sorge, um meine psychische Gesundheit zu schätzen“, schrieb die 22-Jährige mit einem für sie typischen ironischen Unterton. An Trump gerichtet ergänzte sie: „Ich würde mich sehr über Empfehlungen freuen, die Sie mir zur Bewältigung dieser sogenannten ‚Aggressionsbewältigungsprobleme‘ geben könnten, da Sie - Ihrer beeindruckenden Bilanz nach zu urteilen - auch darunter zu leiden scheinen.“
Trump hatte sich zuvor erneut abfällig über Thunberg geäußert, der er bereits in der Vergangenheit Probleme mit der Kontrolle ihrer Emotionen vorgeworfen hatte. „Sie ist bloß eine Unruhestifterin“, sagte er im Weißen Haus vor Journalisten. „Sie hat ein Problem mit der Aggressionsbewältigung. Ich denke, sie sollte einen Arzt aufsuchen.“ Weiter sagte er über die Aktivistin: „Sie ist so wütend, sie ist so verrückt.“ (mit dpa)