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Neue Waffe macht Moskau nervösFlamingos zerstören angeblich Krim-Stellung – Angriffe „tief“ in Russland angekündigt

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Ein Screenshot zeigt angeblich den Abschuss eines Flamingo-Marschflugkörpers. Ukrainischen Berichten zufolge wurde die neue Waffe gegen russische Stellungen auf der Krim eingesetzt.

Ein Screenshot zeigt angeblich den Abschuss eines Flamingo-Marschflugkörpers. Ukrainischen Berichten zufolge wurde die neue Waffe gegen russische Stellungen auf der Krim eingesetzt.

Ukrainische Medien meldeten am Sonntag den ersten öffentlich bekannt gewordenen Einsatz des neuen Flamingo-Marschflugkörpers. 

Bei einem Angriff auf einen russischen Außenposten auf der besetzten ukrainischen Halbinsel Krim ist angeblich der neue Marschflugkörper Flamingo eingesetzt worden, das berichten ukrainische Medien unter Berufung auf Militärkreise. Es wäre demnach der erste öffentlich bekannt gewordene Einsatz der neuen Waffe.

Ein Telegram-Kanal veröffentlichte Videoaufnahmen, die den erstmaligen Kampfeinsatz der neuen Waffe aus ukrainischer Produktion zeigen sollen. Auf dem Video sind mehrere Abschüsse erkennbar, den Angaben zufolge soll es sich dabei um Flamingos handeln. Unabhängig überprüfen lassen sich die Aufnahmen jedoch derzeit nicht. Auch eine Bestätigung der ukrainischen Streitkräfte lag zunächst nicht vor.

Militärkreise: Flamingos zerstören Ziel auf der Krim

Der Flamingo war erst Mitte August der Öffentlichkeit präsentiert worden. Nach den Angaben des Herstellers kann der Marschflugkörper bis zu 3.000 Kilometer weit fliegen – damit wären Großteile Russlands in Reichweite. Bei russischen Kriegsbloggern hatte die neue Waffe bereits vor ihrem ersten Einsatz für Unruhe gesorgt. Auch das russische Staatsfernsehen thematisierte den Flamingo – und wies auf die große Reichweite hin.

Der nun bekannt gewordene Angriff galt jedoch offenbar zunächst keinem Ziel in großer Entfernung, sondern russischen Stellungen und Booten auf der Krim. Zunächst hatte der russische Telegram-Kanal Astra berichtet, ukrainische Neptun-Raketen seien in einem Außenposten nahe dem Dorf Woloschyne eingeschlagen. Sechs Luftkissenboote sollen bei dem Angriff am Samstag ebenfalls zerstört worden sein, hieß es aus Russland.

Russland meldet Angriff mit Raketen – Ukraine widerspricht

Am Sonntag berichteten ukrainische Medien schließlich, dass bei der Attacke entgegen der russischen Angaben Flamingo-Marschflugkörper und keine Neptun-Raketen zum Einsatz gekommen seien. Zudem bestätigten Satellitenbilder, dass der Angriff erfolgreich gewesen sei. Das Hauptgebäude des Außenpostens sei mutmaßlich zerstört worden, hieß es in den Berichten.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj kündigte am Sonntag unterdessen weitere Attacken auf Ziele in Russland an. Die Ukraine hatte in den letzten Wochen mehr als zehn russische Ölraffinerien, Terminals oder Treibstoffzüge angegriffen – und damit für erhebliche Kapazitätsausfälle bei der russischen Ölindustrie gesorgt. Derzeit setzen die ukrainischen Streitkräfte dafür Kampfdrohnen ein.

Selenskyj kündigt „tief ins Land reichende Angriffe“ in Russland an

Nun verdichten sich jedoch die Anzeichen, dass bald auch Flamingo-Marschflugkörper gegen Ziele in Russland zum Einsatz kommen könnten. „Wir werden unsere Operationen genau so fortsetzen, wie es für die Verteidigung der Ukraine erforderlich ist“, schrieb Selenskyj am Sonntag auf der Plattform X. Die Streitkräfte und Ressourcen dafür seien vorbereitet. „Neue, tief ins Land reichende Angriffe sind ebenfalls geplant“, hieß es weiter vom ukrainischen Präsidenten.

Gleichzeitig wies die Ukraine zuvor aufgestellte russische Behauptungen über neue Gebietsgewinne in den letzten Monaten zurück. Moskaus Angaben seien „glatte Lügen“, erklärte der ukrainische Generalstab. Zuvor hatte der russische Generalstabschef Waleri Gerassimow am Samstag erklärt, Russland habe seit März mehr als 3.500 Quadratkilometer und 149 ukrainische Ortschaften erobert.

Ukraine weist Moskaus Behauptungen als „falsche Berichte“ zurück

„Trotz Gerassimows Behauptungen haben die russischen Truppen keine einzige größere Stadt vollständig unter ihre Kontrolle gebracht“, hieß es derweil aus Kyjiw. „Stattdessen haben die Russen seit Jahresbeginn in sinnlosen Kämpfen in den Regionen Charkiw, Luhansk und Donezk fast 210.000 Soldaten verloren“, zitierten ukrainische Zeitungen die ukrainische Militärführung.

Die „falschen Berichte des Feindes“ seien bloß ein Versuch, das eigene Scheitern und die hohen Verluste „zu vertuschen“, hieß es weiter.

Gerassimow hatte zuvor auch den Kriegskurs des Kremls unterstrichen. Die „spezielle Militäroperation“ in der Ukraine werde fortgesetzt, bekräftigte der Generalstabschef den westlichen Friedensbemühungen zum Trotz. Entlang der gesamten Frontlinie führe Russland „unaufhörlich“ Angriffe durch. „Heute legen wir die Aufgaben für die Streitkräfte fest, die auf die Herbstperiode gerichtet sind“, kündigte Gerassimow an.