Im Winter 2024 setzte Moskau die Oreschnik ohne Atomsprengkopf gegen die Ukraine ein. Nun berichtet Kyjiw über eine Geheimoperation.
Häme nach GeheimoperationUkraine meldet Zerstörung von Putins seltener Atomrakete

Kremlchef Wladimir Putin hat das atomare Säbelrasseln in den letzten Wochen deutlich verstärkt. (Archivbild)
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Die ukrainischen Streitkräfte haben eigenen Angaben zufolge eine von drei russischen Mittelstreckenraketen vom Typ Oreschnik zerstört. Das erklärte der Chef des Sicherheitsdienstes SBU, Wasyl Maljuk, am Freitag bei einer Besprechung mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, wie ukrainische Nachrichtenagenturen berichteten.
„Wir haben das vorher noch nie so formuliert. Aber kurz und bündig können wir sagen, dass eine der drei Oreschniks auf ihrem Territorium bei Kapustin Jar von den Kräften des Staatssicherheitsdienstes, des Sicherheitsdienstes der Ukraine und des Nationalen Sicherheitsdienstes erfolgreich zerstört wurde“, erklärte Maljuk demnach. Die Zerstörung der Rakete sei „hundertprozentig bestätigt“ worden, versicherte der SBU-Chef.
Oreschnik wohl zerstört: „Es war eine sehr erfolgreiche Operation“
„Es war eine sehr erfolgreiche Operation“, führte Maljuk aus. Über den geheimen Einsatz seien in der Ukraine lediglich der Oberbefehlshaber Oleksandr Syrskyj und Präsident Wolodymyr Selenskyj vorab informiert gewesen, hieß es weiter. „Auch einige Präsidenten anderer Länder wussten davon“, hieß es vom SBU-Chef.
Die Geheimoperation ist den Angaben zufolge bereits „im Sommer vorletzten Jahres“ durchgeführt worden. Der Name „Oreschnik“ sei der Öffentlichkeit damals noch „weitgehend unbekannt“ gewesen, die russischen Streitkräfte hätten den Einsatz der Waffe zum damaligen Zeitpunkt nicht in Erwägung gezogen, führte Maljuk weiter aus.
Russland setzte Oreschnik im Winter 2024 gegen Dnipro ein
Der erstmalige Abschuss einer Oreschnik-Rakete auf ein Ziel in der Ukraine folgte schließlich im November 2024. Die Mittelstreckenrakete, die mit Atomsprengköpfen ausgerüstet werden kann, schlug damals in der ukrainischen Stadt Dnipro ein. Der Einsatz einer mit konventionellen Sprengköpfen ausgestatteten Oreschnik hatte damals international für Empörung gesorgt.
Die Schäden in Dnipro fielen unterdessen gering aus. Die Sprengwirkung solcher mit konventionellen Sprengköpfen bestückten Mittelstreckenraketen sei „nicht wesentlich unterschiedlich zu seit langem eingesetzten Marschflugkörpern oder ballistischen Raketen“, hatte der Sicherheitsexperte Nico Lange die Attacke damals eingeordnet.
„Ganz schön auf den Haselnussstrauch geklopft“
Am Freitag kommentierte Lange die Bekanntmachung der Geheimoperation schließlich mit spöttischen Worten. „Da hat die Ukraine aber ganz schön auf den Haselnussstrauch geklopft“, schrieb der Experte auf der Plattform X und spielte damit auf den Namen der Waffe an. Oreschnik bedeutet auf Deutsch so viel wie „Haselnussstrauch“, der Name dürfte eine Anspielung an die Fähigkeit der Rakete sein, Sprengköpfe zu tragen, die mehrere Ziele gleichzeitig angreifen können.
Details zu den technischen Daten der Oreschnik sind jedoch weiterhin nur spärlich vorhanden. Kremlchef Wladimir Putin behauptet, die Rakete könne Ziele mit einer Geschwindigkeit von Mach 10 angreifen. Laut russischen Angaben soll sich die Reichweite des Oreschnik auf bis zu 5.500 Kilometer belaufen.
Russland setzt Atom-Säbelrasseln mit Burewestnik und Poseidon fort
Der damalige Angriff mit Oreschnik soll nach russischer Darstellung eine Reaktion auf vorherige ukrainische Angriffe gewesen sein, bei denen westliche Waffen wie britische Storm-Shadow-Raketen zum Einsatz gekommen waren. Vor allem aber dürfte der Angriff Ende 2024 der russischen Propaganda gedient haben. Moskau bringt seit Kriegsbeginn immer wieder sein Atomwaffen-Arsenal zur Sprache, insbesondere sobald der Westen neue Maßnahmen gegen das Land ergreift.
Auch auf den jüngsten Kurswechsel von US-Präsident Trump reagierte Moskau diesem Muster entsprechend, also mit neuem atomaren Säbelrasseln und schrillen Tönen.
Nachdem der Republikaner seit seinem Amtsantritt erstmals harte Sanktionen gegen Russland verhängt hat, präsentierte der Kreml innerhalb wenige Tage gleich zwei neuartige Atomwaffen – erst den Marschflugkörper Burewestnik, dann die Unterwasserdrohne Poseidon. Die Vorstellung der beiden neuen Atomwaffen wurde von Drohgebärden aus Moskau in Richtung der USA und Europa begleitet.

