Identität „vorläufig“ geklärtVideo von mutmaßlicher Erschießung eines ukrainischen Soldaten sorgt für Entsetzen

Lesezeit 3 Minuten
Wolodymyr Selenskyj spricht bei einer Militärparade zu ukrainischen Soldaten. Der Präsident der Ukraine verurteilte nun ein Video, das die mutmaßliche Erschießung eines ukrainischen Kriegsgefangenen zeigen soll. (Archivbild)

Wolodymyr Selenskyj spricht bei einer Militärparade zu ukrainischen Soldaten. Der Präsident der Ukraine verurteilte nun ein Video, das die mutmaßliche Erschießung eines ukrainischen Kriegsgefangenen zeigen soll. (Archivbild)

Am Montag veröffentlichte eine ukrainische Zeitung die Aufnahme. In Kiew spricht man von Kriegsverbrechen.

Mit Entsetzen hat die ukrainische Führung auf ein Video von einer mutmaßlichen Erschießung eines Kriegsgefangenen durch russische Soldaten reagiert. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj verurteilte die mutmaßliche Erschießung in seiner Ansprache am späten Montagabend.

„Heute ist ein Video aufgetaucht dazu, wie die Besatzer bestialisch einen Kämpfer töteten, der mutig die Worte ‚Ruhm der Ukraine‘ sagte“, erklärte der Präsident. „Ich möchte, dass wir alle gemeinsam und in Einheit auf seine Worte antworten: ‚Ehre dem Helden! Ehre den Helden! Ruhm der Ukraine!‘“, sagte Selenskyj zudem.

Wolodymyr Selenskyj über Erschießung von Kriegsgefangenem: „Wir werden die Mörder finden“

In dem Video sagt der mutmaßlich ukrainische Soldat vor seiner Erschießung „Slava Ukraini“, darauf bezieht sich der ukrainische Präsident mit seinem Kommentar. „Wir werden die Mörder finden“, kündigte Selenskyj an. Zunächst war die Identität des Soldaten unbekannt. Am Dienstagmittag erklärte die ukrainische Armee schließlich, die Identität des mutmaßlich von russischen Soldaten erschossenen Kriegsgefangenen sei „vorläufig“ geklärt.

Alles zum Thema Wolodymyr Selenskyj

Der auf einem Video bei seiner Erschießung gefilmte 41-Jährige gilt demnach seit dem 3. Februar bei der umkämpften Stadt Bachmut als vermisst, teilten am Dienstag die Landstreitkräfte der Ukraine im Nachrichtenkanal Telegram mit. Der Soldat habe in der 30. mechanisierten Brigade gedient. Eine endgültige Bestätigung könne es aber erst geben, wenn die im russisch besetzten Donezker Gebiet vermutete Leiche gefunden und übergeben werde.

Ukraine: Erschossener Kriegsgefangener „vorläufig“ identifiziert

„Kriegsverbrechen werden in Russland kultiviert“, schrieb zuvor der Chef des Präsidentenbüros, Andrij Jermak, am Montag im Nachrichtenkanal Telegram. Das Video sei ein Beispiel für die Schwäche der Russen. „Für jedes dieser Kriegsverbrechen wird es eine Strafe geben. Niemand kann sich dieser entziehen“, sagte der Vertraute von Präsident Wolodymyr Selenskyj.

Außenminister Dmytro Kuleba sagte Journalisten, er sei nach Ansehen des Videos niedergeschlagen. Das Video sei ein „weiterer Beweis dafür, dass der Krieg genozidal“ sei, schrieb Kuleba zudem bei Twitter.

Der Menschenrechtsbeauftragte des ukrainischen Parlaments, Dmytro Lubinez, bezeichnete die gefilmte mutmaßliche Erschießung als „Ausdruck von Niedertracht und Gemeinheit“. Die Tötung von Gefangenen sei ein Verstoß gegen die Genfer Konventionen, betonte der 41-Jährige. Er habe das Video seinen internationalen Kollegen als Beleg für ein „weiteres Kriegsverbrechen Russlands“ geschickt. Die Echtheit des Videos war von unabhängiger Seite zunächst nicht überprüfbar.

Ukrainische Zeitung veröffentlicht Video von mutmaßlicher Erschießung eines Mannes in ukrainischer Uniform

Zuvor war unter anderem von dem Internetportal Ukrajinska Prawda ein Video veröffentlicht worden, bei dem ein Mann in ukrainischer Uniform „Slava Ukraini“ („Ruhm der Ukraine“) ruft und dann mutmaßlich mit mehreren Schüssen getötet wird. 

Russland führt seit mehr als einem Jahr Krieg gegen die Ukraine. Dem Kreml werden mittlerweile einige Fälle von Kriegsverbrechen vorgeworfen. In der Vergangenheit waren ebenfalls schwer zu überprüfende Videos aufgetaucht, bei denen ukrainische Soldaten russische Gefangene erschießen.

Moskau hatte dies wiederum ebenfalls als Kriegsverbrechen kritisiert. Insgesamt gibt es deutlich mehr Vorwürfe gegen die russischen Streitkräfte. (das/dpa)

KStA abonnieren