Video von Angriff auf Markt veröffentlichtVerbrannte Körper, verzweifelte Helfer – Russischer Terror schockiert die Ukraine

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Der Moment, in dem die russische Rakete auf dem Marktplatz in Kostjantyniwka einschlägt, wurde von einer Überwachungskamera aufgezeichnet. 17 ukrainische Zivilisten wurden getötet.

Der Moment, in dem die russische Rakete auf dem Marktplatz in Kostjantyniwka einschlägt, wurde von einer Überwachungskamera aufgezeichnet. 17 ukrainische Zivilisten wurden getötet.

Nach der Explosion auf einem Marktplatz am helllichten Tag trauert Kiew um die Toten. Annalena Baerbock verurteilt den Angriff.

Es sind furchtbare Bilder von toten Menschen und verzweifelten ukrainischen Helfern: Durch russischen Beschuss eines Marktplatzes in der ostukrainischen Stadt Kostjantyniwka sind offiziellen Angaben zufolge mindestens 17 Menschen getötet worden – darunter auch ein Kind. Mehr als 30 weitere Menschen wurden verletzt, wie Innenminister Ihor Klymenko am Mittwochabend auf Telegram mitteilte. Die Such- und Rettungsarbeiten seien nun abgeschlossen.

Schreckliche Szenen in Kostjantyniwka: Verbrannte Leichen, verzweifelte Helfer

Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bestätigte den russischen Angriff und die vielen Todesopfer in der Stadt im Gebiet Donezk. „Ein normaler Markt. Geschäfte. Eine Apotheke. Menschen, die nichts Falsches getan haben“, schrieb er und drückte den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus. Selenskyj sprach zudem von der „Unverschämtheit des Bösen“.

Staatschef Selenskyj veröffentlichte auch ein kurzes Video, das den Moment der Explosion in dem belebten Viertel zeigen soll. Außerdem zeigte er Fotos von beschädigten Häuserfassaden, Blutlachen auf dem Boden und Rettungskräften, die Flammen löschen. Was genau für ein Geschoss einschlug, war zunächst unklar. Einige lokale Medien gingen von einer S-300-Rakete aus.

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Ukrainer sehen Angriff als Beleg für russischen Genozid-Versuch

Darüber hinaus dankte er in seiner abendlichen Videoansprache allen internationalen Partnern, die den Angriff verurteilten. „Es ist sehr wichtig, dass die Antwort auf den russischen Terror ein noch größerer Zusammenhalt der Welt war“, sagte er.

Auch die ehemalige Sprecherin des Präsidenten, Iuliia Mendel, kommentierte die Bilder aus Kostjantyniwka. „Schmerz, Verzweiflung und Erschöpfung auf den Gesichtern der Retter und Polizisten“, schrieb sie im sozialen Netzwerk X und sprach den Hilfskräften ihre Dankbarkeit.

Viele Ukrainerinnen und Ukrainer zeigten sich in den sozialen Netzwerken erschüttert von den Szenen, die sich in der Stadt nach dem Einschlag der russischen Rakete abgespielt haben und sprachen von einem weiteren Beleg für einen Genozid.

Annalena Baerbock: „Angriff auf das Völkerrecht, auf die Menschlichkeit“

Am Mittwochabend kursierten mehreren Videos, die Leichen in den Straßen Kostyantynivka zeigten. Auch Angehörige, die verzweifelt nach Verwandten in den Trümmern suchten, waren zu sehen. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ verzichtet aus Respekt vor den Toten darauf, das Material zu zeigen.

„Der brutale Angriff auf unschuldige Menschen, die friedlich auf einem Markt einkaufen, verdeutlicht: Dieser russische Angriffskrieg ist ein Angriff auf das Völkerrecht, auf die Menschlichkeit“, schrieb Außenministerin Annalena Baerbock in einem Statement auf X. „Wir stehen an der Seite der Menschen in der Ukraine“, versicherte die Grünen-Politikerin.

Auch Peter Stano, EU-Sprecher für Außen- und Sicherheitspolitik, zeigte sich erschüttert über den Angriff. „Russland terrorisiert weiterhin die Zivilbevölkerung der Ukraine. Bei dem heutigen abscheulichen und barbarischen Raketenangriff auf ein Marktgebiet in Kostjantyniwka in der Region Donezk wurden mindestens 16 Menschen, darunter ein Kind, getötet und Dutzende weitere verletzt“, erklärte Stano. „Vorsätzliche Angriffe auf Zivilisten sind Kriegsverbrechen. Alle Kommandeure, Täter und Komplizen dieser Gräueltaten werden zur Rechenschaft gezogen.“

Russischer Angriff auf Marktplatz während Besuch von US-Außenminister in Kiew

Kostjantyniwka liegt nur knapp 20 Kilometer südwestlich der Stadt Bachmut, die die Russen im Zuge ihres Angriffskriegs vor wenigen Monaten besetzt haben, und wurde immer wieder zum Ziel russischer Angriffe. Erst im Juli warf die Ukraine Russland einen Streubombeneinsatz in Kostjantyniwka vor, bei dem ein Kind getötet wurde. Auch davor wurden in der ukrainisch kontrollierten Stadt immer wieder Zivilisten durch russische Angriffe getötet.

Am Mittwoch erfolgte der russische Terror dann am helllichten Tag – und traf ausschließlich Zivilisten. Kurz zuvor war der Besuch des US-Außenministers Antony Blinken in Kiew bekannt geworden. Der russische Angriff könnte damit in Zusammenhang stehen. (mit dpa)

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