„Die Testergebnisse waren heftig“Neue Details zu Abramowitsch-Vergiftung aufgetaucht

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Abramowitsch DPA 040422

Der russische Oligarch Roman Abramowitsch.

Im Fall der mutmaßlichen Vergiftung des russischen Oligarchen Roman Abramowitsch hat „Bellingcat“-Gründer Eliott Higgins gegenüber der britischen Zeitung „The Sunday Times“ neue Details veröffentlicht. „Wir dachten erst, die Vergifteten hätten nur ein schlechtes Curry gehabt, aber nach den ersten Test verdichteten sich die Hinweise auf eine Vergiftung durch eine Chemiewaffe. Das war heftig“, so Higgins.

Abramowitsch und zwei Mitglieder der ukrainischen Verhandlungsgruppe hatten nach einem Treffen der Unterhändler am 3. März über Vergiftungssymptome geklagt, der russische Oligarch soll zeitweise ein Augenlicht verloren haben. Zudem habe sich die Haut bei allen drei Betroffenen abgelöst. Sie sollen während den Verhandlungen nur Wasser getrunken und Schokolade gegessen haben.

Vergiftung von Roman Abramowitsch: Oligarch verliert zeitweise das Augenlicht

Nach dem Auftreten der Vergiftungserscheinung konsultierte die Gruppe den „Bellingcat“-Journalisten Christo Grozev, der bereits die Vergiftungsfälle um Sergej Skripal und Alexej Nawalny untersucht hatte. Grozev sei zunächst überrascht gewesen, dass Abramowitsch unter den Betroffenen gewesen sei: „Wir wussten davon nichts, bis er auf einmal vor uns stand“, so Higgins.

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Abramowitsch habe sich zunächst nicht untersuchen lassen wollen, weil er starke Symptome entwickelt habe. „Er wollte nur seinen engsten Kreis an sich heranlassen, weil er verständlicherweise nach der Vergiftung sehr paranoid war“, so Higgins weiter. Die Gruppe sei von einem russischen Arzt, einem russisch-deutschen Mediziner und einem Chemiewaffen-Experten untersucht worden.

Roman Abramowitsch trifft sich mit Wolodymyr Selenskyj

„Allerdings konnten wir leider keine Proben nehmen, da sie sehr schnell wieder zu den Verhandlungen zurückmussten“, sagte Higgins weiter. Dementi vom Kreml und westlichen Geheimdiensten bezüglich des Berichts von „Bellingcat“ und „Wall Street Journal“ erklärt sich der Gründer des Investigativ-Netzwerks so: „Sie können ja keine Verhandlungen aufrechterhalten, wenn eine Seite der Vergiftung beschuldigt wird.“

Abramowitsch und die beiden Mitglieder der ukrainischen Delegation hatten nach ersten Untersuchungen keine lebensgefährliche Vergiftung, Experten gehen eher davon aus, dass die Vergiftung eine Warnung an beide Seiten sein sollte.

Abramowitsch, der aufgrund von Sanktionen gegen ihn den Premier-League-Klub FC Chelsea verkaufen will, hatte sich als Vermittler zwischen Russland und der Ukraine angeboten. Er übermittelte im Rahmen der Verhandlungen auch bereits eine Botschaft von Wolodymyr Selenskyj an Wladimir Putin. (shh)

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