„Hoch solidarisches und gerechtes System“Verwaltungschef des Erzbistums Köln verteidigt Kirchensteuer

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Zwei Frauen sitzen im Sonnenuntergang am Rheinboulevard vor dem Dom. (zu dpa «Drei Viertel der Deutschen finden Kirchensteuer nicht zeitgemäß»)

Das Erzbistum Köln in das mitgliederstärkste Bistum im deutschsprachigen Raum.

Generalvikar Guido Assmann sagte dem Kölner Domradio, ohne Kirchensteuer könnten die Kirchen viele Aufgaben nicht mehr erfüllen.

Der Verwaltungschef des Erzbistums Köln hat die Kirchensteuer verteidigt. Generalvikar Guido Assmann sagte am Donnerstag dem Kölner Portal domradio.de, ohne Kirchensteuer könnten die Kirchen viele Aufgaben nicht mehr erfüllen. „Sie sorgt dafür, dass wir als Kirche ein ernstzunehmender Partner in der Gesellschaft sind.“

Grafik-Diagramm Nr. 105888, Querformat 90 x 80 mm, "Kirchensteurn", Grafik: J. Reschke, Redaktion: D. Loesche

Die Einnahmen durch die verschiedenen Kirchensteuern

Assmann verwies auf kirchliche Angebote wie Kindertagesstätten, Schulen, Seelsorge und „viele Dinge, die die Gesellschaft ärmer machen würden, wenn sie nicht mehr da wären oder alle vom Staat gemacht würden“. Das Erzbistum Köln gebe dafür jeden Tag 2,6 Millionen Euro aus. In einer Umfrage hatten fast drei Viertel der Befragten angegeben, dass sie das Einziehen der Kirchensteuer nicht mehr für zeitgemäß halten. Nur 13 Prozent sahen dies anders.

Ist die Kirchensteuer noch zeitgemäß?

Assmann, wichtigster Mitarbeiter von Kardinal Rainer Maria Woelki an der Spitze des mitgliederstärksten deutschen Bistums, lenkte den Blick auf die Entstehung der Kirchensteuer: „Das war in einer Zeit im 19. Jahrhundert, als die Kirche vielfach durch den Staat enteignet worden ist, und dann festgestellt wurde, dass die Kirche ihrem Auftrag nicht mehr gerecht werden konnte.“ Sie habe sich nicht mehr so intensiv um Kranke, die Schulbildung oder den Erhalt von Kirchengebäuden kümmern können. „Dann hat der Staat damals gesagt, dass man von den Mitgliedern Beiträge nehmen könnte. So ist die Kirchensteuer entstanden.“

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16.12.2022, Köln: Domprobst Guido Assmann. Foto: Uwe Weiser

Domprobst: Guido Assmann.

Assmann bezeichnete es als großes Missverständnis, dass katholische und evangelische Christen mit der Kirchensteuer bevorzugt würden. „Denn in der Bundesrepublik Deutschland kann jede Religionsgemeinschaft, die eine Körperschaft öffentlichen Rechts ist, eine solche Steuer erheben und sich so auch finanzieren und damit am Auftrag in der Gesellschaft teilnehmen.“ Überdies sei die Kirchensteuer auch „ein hoch solidarisches und gerechtes System ohne Gleichmacherei“, betonte der Generalvikar. „Wer wenig verdient, zahlt auch nur wenig oder auch gar keine Kirchensteuer. Wer viel verdient, bezahlt viel.“

Die Kirchensteuer, wichtigste Finanzquelle der Kirchen, ist eine gesetzlich festgelegte Abgabe der Kirchenmitglieder. Sie wird über das staatliche Finanzamt eingezogen und an die Kirchen weitergegeben. Der Staat erhält dafür etwa drei Prozent des Steuereinkommens. Die Höhe der Abgabe richtet sich in der Regel nach der Einkommenssteuer. Kirchenmitglieder in Baden-Württemberg und Bayern zahlen acht Prozent der Einkommenssteuer und in den übrigen Bundesländern neun Prozent. (dpa)

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