WarntagAm 14. September wird der Ernstfall geprobt – Köln muss nachbessern

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Am zweiten Donnerstag im September führt das Bundesamt für Bevölkerungsschutz einen Warntag durch. In Köln soll einiges verbessert werden.

Deutschland muss dringend seine Warnsysteme verbessern: Das hat sich bei der Flutkatastrophe vor zwei Jahren gezeigt, als im Juli 2021 in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz mindestens 135 Menschen starben. Es wurde kein großflächiger Alarm ausgelöst, die Menschen konnten sich nicht rechtzeitig in Sicherheit bringen. Seitdem werden Fehler politisch aufgearbeitet, der Katastrophenschutz verbessert.

Bundesweit wird am 14. September nun erneut getestet, die Bevölkerung vor einem möglichen Katastrophenfall zu warnen. Der Warntag soll noch besser klappen als der letzte Probealarm im Dezember. Wie das Bundesinnenministerium und das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) am Freitag mitteilten, wird ab 11 Uhr gewarnt, Entwarnung soll es gegen 11.45 Uhr geben.

Diesmal sollen die Menschen möglichst flächendeckend mit einer staatlichen Warnung erreicht werden. Beim jüngsten Warntag im Dezember erhielten neun von zehn Menschen auf dem einen oder anderen Weg die Information.

Fehler bei Cell Broadcast in Köln

In Köln hatte sich bei einer Auswertung im Anschluss an den Warntag im Dezember 2022 gezeigt, dass zwei Gebiete nicht mit Sirenen abgedeckt sind. Hier solle Abhilfe geschaffen werden. Bei den beiden Gebieten handelt es sich um das Naturschutzgebiet Chorbusch im Norden Kölns und um Königsforst im Osten des Stadtgebiets.

Wie die Stadt Köln mitteilt, sollen hier weitere Sirenen in Betrieb genommen werden. Dies soll allerdings erst im vierten Quartal 2023 geschehen. Beim Probealarm am 14. September wird die Abdeckung hier also noch nicht vollständig sein.

Im Mai 2023 gab es zudem in Köln einen Fehler mit Cell Broadcast: Bei der Entschärfung einer Fliegerbombe in Lindenthal wurde das System versehentlich von der Feuerwehr ausgelöst. Das war eigentlich nicht geplant und ist nicht Standard bei Kampfmittel-Räumeinsätzen.

Warntag am 14. September: Auch Cell Broadcast und Apps im Einsatz

„Wir setzen auf den sogenannten Warnmittel-Mix“, sagte Innenstaatssekretärin Juliane Seifert. Dazu zählten der Handywarnkanal Cell Broadcast, Warn-Apps wie Nina, Warnungen in Radio und Fernsehen, Sirenen, Informationstafeln in Städten sowie Warnungen auf den Bahnsteigen und in Zügen der Deutschen Bahn. Beim sogenannten Cell-Broadcast-System geht eine automatische Benachrichtigung an jedes Handy, das zu diesem Zeitpunkt eingeschaltet ist, Empfang hat und mit einer aktuellen Software läuft.

Beim Warntag 2022 war das Cell Broadcast System mit automatischen Benachrichtigungen ans Handy erstmals angewendet worden. Knapp 54 Prozent der Menschen wurden damals über Cell Broadcast erreicht.

BBK-Präsident: Bei Amokläufen gibt es regionale Warnungen

BBK-Präsident Ralph Tiesler sagte, der Warntag sei ein Stresstest für die Systeme. „Es wird laut.“ In einem tatsächlichen Zivilschutzfall, also wenn die Bevölkerung vor Kriegseinwirkungen geschützt werden muss, müsste das Warnsystem bundesweit auslösbar sein. „Hier drückt der Bund auf den Knopf“, sagte Tiesler. Das laufe dann über sein Amt, möglichst nach Absprache mit der Bundesinnenministerin. Faktisch handele es sich um einen Mausklick.

In regionalen Fällen wie Bränden oder Amokläufen würden die örtlichen Behörden entsprechend Warnungen aussenden, so Tiesler. Dies ist in mehreren Fällen in den vergangenen Monaten laut Innenressort bereits erfolgreich geschehen. Seifert nannte unter anderem die Amoktat bei einer Versammlung der Zeugen Jehovas im März in Hamburg mit acht Toten.

Cell Broadcast wurde nach Flutkatastrophe eingeführt

Anlass für die Einführung von Cell Broadcast in Deutschland war die Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen im Sommer 2021 mit mehr als 180 Toten. Seifert wertete die Warnungen auch vor dem Hintergrund des Klimawandels als wichtig. Es gebe „keinen Anlass, davon auszugehen, dass die Extremwetterereignisse nachlassen werden“.

Tiesler zeigte sich zuversichtlich, dass beim bevorstehenden Warntag eine mindestens ebenso hohe Quote an erreichten Menschen geschafft wird wie im vergangenen Jahr. Das Ziel sei der weitere Ausbau der Warninfrastruktur. „Mit jedem Warntag lernen wir letztlich dazu“, sagte Tiesler. (cme/dpa)

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