Zwei Jahre nach dem HochwasserSo weit ist der Wiederaufbau nach der Flutkatastrophe in der Region

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Flutkatastrophe im Juli 2021: Menschen räumen in Gemünd Schutt aus ihren Häusern beim Wiederaufbau nach dem Hochwasser.

Flutkatastrophe im Juli 2021: Menschen räumen in Gemünd Schutt aus ihren Häusern beim Wiederaufbau nach dem Hochwasser.

Zwei Jahre nach der Hochwasserkatastrophe in NRW und Rheinland-Pfalz sind noch längst nicht alle Schäden behoben.

Rund 710 Millionen Euro hat das Land für Schäden bewilligt, die Privatleute durch das Hochwasser erlitten haben. Davon sind 550,8 Millionen bereits ausgezahlt. Insgesamt wurden 24.400 Anträge gestellt, von denen 20.550 abgearbeitet sind. 11.876 betreffen zerstörten Hausrat, der pauschal mit insgesamt 215 Millionen Euro abgegolten wurde.

8666 beziehen sich auf die Behebung von Schäden an privaten Wohngebäuden, die zusammen 495 Millionen Euro ausmachen. Davon sind 335,8 Millionen schon überwiesen. Rund ein Drittel der Gebäudeschäden sind behoben und auch schon abgerechnet.

NRW zahlt 2,4 Milliarden Euro für Schäden an der Infrastruktur

Für den Wiederaufbau der öffentlichen Infrastruktur in den Kommunen sind rund 2,4 Milliarden fest zugesagt, darunter auch der Wiederaufbauplan für die stark zerstörte Eifelgemeinde Schleiden mit insgesamt 200 Millionen Euro. Es liegen 367 Anträge vor, 296 sind bereits bewilligt.

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Knapp 17.000 Anträge von privaten Haushalten und Unternehmen auf Wiederaufbauhilfe wurden in Rheinland-Pfalz bisher bei der Investitions- und Strukturbank eingereicht. Davon entfallen rund 12.000 auf Schäden am Hausrat. Dafür wurden bislang rund 140,5 Millionen Euro bewilligt.

546 Millionen Euro Wiederaufbauhilfe in Rheinland-Pfalz für Privatleute und Unternehmen

Bei den Gebäudeschäden sind von den 3560 eingereichten Anträgen knapp 3300 vollständig. Rund 3100 wurden bewilligt. Die Fördersumme beträgt rund 501 Millionen Euro.

Im Rahmen der Wiederaufbauhilfe für Unternehmen wurden knapp 750 Anträge eingereicht, 510 sind vollständig, rund 480 bewilligt. Die Fördersumme beträgt insgesamt rund 400 Millionen Euro. Insgesamt hat die ISB bisher knapp 546 Millionen Euro ausgezahlt.

Der Gesamtschaden an öffentlicher Infrastruktur und privatem Eigentum in Rheinland-Pfalz wird auf 20 Milliarden Euro geschätzt.

„Aktion Deutschland hilft“ hat noch 77 Millionen Euro zur Verfügung

Das Bündnis der „Aktion Deutschland Hilft“ hat insgesamt 283 Millionen Euro Spenden für die Nothilfe und den Wiederaufbau in den Hochwassergebieten erhalten, teilt eine Sprecherin auf Anfrage mit. Nach dem Abzug der Aktions- und Betriebskosten stehen den Bündnisorganisationen 261 Millionen Euro für Hilfsmaßnahmen in Rheinland-Pfalz und NRW zur Verfügung. Davon wurden bereits rund 184 Millionen Euro, also rund 70 Prozent, für Soforthilfe- und Wiederaufbaumaßnahmen überwiesen.

Davon kamen mehr als 35 Millionen Euro Flutopfern in Form von Sofort- oder Wiederaufbauhilfe zugute. Hinzu kommen mehr als 35.000 Angebote für psychosoziale Hilfen. Mehr als 300 Institutionen und Vereine wurden mit Spendengeldern unterstützt, darunter Alten- und Pflegeheime, Kitas, Jugendherbergen, Sport- und Musikvereine.

Finanziert wurden auch 322 Mobilheime und Wohncontainer, die zum Teil immer noch genutzt werden.

Die noch zur Verfügung stehenden 77 Millionen Euro werden nach Angaben der „Aktion Deutschland hilft“ weiter für Wiederaufbauhilfen, gemeinnützige Organisationen und Vereine, Werkzeuge und Baustoffe und allgemeine Beratungsangebote zu Rechtsfragen und für die Fluthilfebüros gebraucht.

Bahn beziffert ihre Schäden auf 1,3 Milliarden Euro

Die Flut hat die DB-Infrastruktur vor allem in NRW und Rheinland-Pfalz in historischem Ausmaß getroffen. Rund 600 Kilometer Schiene, 50 Brücken, 40 Stellwerke, 180 Bahnübergänge sowie mehr als 100 Bahnhöfe wurden dabei beschädigt und teilweise vollständig zerstört. Dabei entstanden Schäden von rund 1,3 Milliarden Euro.

Beim Wiederaufbau steht die DB im engen Austausch mit Bund, Ländern und Gemeinden. Ziel ist es, Möglichkeiten für ein noch höheres Tempo bei der Planung und Umsetzung der Bauarbeiten zu erreichen. Die Trasse der Erfttalbahn soll Ende 2023 wieder durchgängig befahrbar sein, die Ahrtalbahn zwei Jahre später.

15. Juli 2021 im Ahrtal: Die Flutwelle zerstörte das Dorf Insul.

15. Juli 2021 im Ahrtal: Die Flutwelle zerstörte das Dorf Insul.

Das Geld für den Wiederaufbau übernimmt der Bund. Etwa 800 Millionen Euro aus dem Ausbauhilfefonds der Bundesregierung fließen in die beschädigten Gleise, Bahnhöfe und technischen Anlagen. Falls das nicht reicht, kann die DB zusätzlich bis zu 500 Millionen Euro abrufen.

Weitere Mittel vor allem für die Elektrifizierung der Ahr- und Eifelstrecke kommen neben dem Bund auch von den Ländern NRW und Rheinland-Pfalz. Rund 260 Kilometer Strecke werden im Zuge des Wiederaufbaus modernisiert. Neben der Elektrifizierung gehören dazu schlankere Brücken ohne Mittelpfeiler und ein verbesserter Hochwasserschutz durch neue Bahndämme, Durchlässe und weitere technische Vorkehrungen. Neue Stellwerke werden, wo es möglich ist, an höher gelegenen Standorten gebaut. Auf der Ahrtalbahn werden sie auf die neue elektronische Technik umgerüstet.

Sanierung der Autobahnen bis auf Restarbeiten abgeschlossen

Rund 50 Millionen Euro hat die Autobahn GmbH Rheinland für die Beseitigung der Flutschäden ausgegeben. Die wesentlichen Schäden sind nach Angaben eines Sprechers abgearbeitet. Alle durch das Hochwasser zerstörten Brücken, Lärmschutzwände und Fahrbahnen wurden saniert oder neu gebaut.

Bei den Sanierungen wurden in Abstimmung mit den Wasserbehörden die Durchflüsse der Bauwerke verbreitert und der Hochwasserschutz verbessert. Das gilt insbesondere für die Brücke am Liblarer Mühlengraben in Erftstadt, die verbreitert wurde, damit das Wasser leichter abfließen kann.

Ein paar Restarbeiten stehen noch aus, die aber zu keinen Einschränkungen des Verkehrs führen werden. Im Verlauf der A61 wurde eine kleine Brücke, die über den Schießbach führt, in der Nähe der Anschlussstelle Swisttal-Miel völlig zerstört und provisorisch durch Rohre unterhalb der Fahrbahn ersetzt. Jetzt muss noch geklärt werden, ob dieses Provisorium bleiben kann oder langfristig entweder die Rohre erweitert werden können oder die Brücke doch neu gebaut werden muss.

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