Den zweiten Tag in Folge ist im Westjordanland ein 16-Jähriger getötet worden. Am Montag schoss die Armee, am Dienstag ein israelischer Siedler.
WestjordanlandSiedler erschießt 16-jährigen Palästinenser – nach Beerdigung von anderem Jugendlichen

Die israelische Siedlung Har Homa im Westjordanland (Symbolbild). Immer wieder kommt es zu Zusammenstößen zwischen den Siedlern und der palästinensischen Bevölkerung.
Copyright: afp
Im Westjordanland hat ein israelischer Siedler einen palästinensischen Teenager erschossen, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet. Der Vorfall ereignete sich demnach nahe der israelischen Siedlung Tekoa. Der Bürgermeister von Tuqu', so der Name der benachbarten palästinensischen Siedlung, bestätigte die Tötung eines 16-Jährigen durch einen Siedler.
Den Worten von Mohammed al-Badan zufolge wurde ein anderer 16-Jähriger beerdigt, der am Vortag von der israelischen Armee im Zentrum des Ortes erschossen worden war. Nach der Beerdigung von Ammar Sabah hätten sich mehrere Jugendliche an der Hauptstraße versammelt. Dabei sei es zu dem tödlichen Zusammenstoß mit dem Siedler gekommen. Dem 16-jährigen Muhib Jibril sei in den Kopf geschossen worden.
Eine israelische Sicherheitsquelle teilte der Nachrichtenagentur mit, ein israelischer Zivilist habe das Feuer auf maskierte Personen eröffnet. Die Maskierten hätten Steine und Flaschen auf israelische Zivilfahrzeuge geworfen, die auf der Hauptstraße unterwegs waren. Der Schütze wurde anschließend von der israelischen Polizei zum Verhör mitgenommen.
Alles zum Thema Nahostkonflikt
- Kritik an Ausstellung Anne-Frank-Bild in Museum löst Antisemitismus-Vorwurf aus
- Westjordanland Siedler erschießt 16-jährigen Palästinenser – nach Beerdigung von anderem Jugendlichen
- Musik Umstritten, aber zurück: Xavier Naidoo startet seine Tour
- Handel Hightech-Land Israel: Reiche sieht Potenzial für Kooperation
- Seit 7. Oktober 2023 Bedrohungslage für Juden in NRW weiterhin hoch
- Tod von Rob Reiner Trumps Kommentare sind erbärmlich, aber nicht überraschend
- Eurovision ESC: Ticket-Frist endet - ORF will größere Proteste zeigen
16-jähriger Ammar Sabah von der israelischen Armee erschossen
Der 16-jährige Ammar Sabah war am Montag im Zentrum von Tuqu' bei einem Militäreinsatz getötet worden. Laut israelischen Angaben seien die Soldaten mit Steinen beworfen worden, diese hätten dann geschossen, um die Unruhen aufzulösen.
Im von Israel besetzen Westjordanland kommt es insbesondere seit Ausbruch des Gaza-Krieges zu vermehrter Gewalt zwischen Siedlern und Palästinensern. Angriffe von Siedlern haben stark zugenommen. Nach palästinensischen Angaben attackierten Siedler am Samstagabend ein Dorf nahe Jericho im südlichen Westjordanland und am Sonntag ein Dorf nahe Ramallah. Dabei habe es mehrere Verletzte gegeben und palästinensischer Besitz sei beschädigt worden.
Laut Angaben der Vereinten Nationen (UN) von Anfang Dezember wurden allein zwischen dem 25. November und dem 1. Dezember vier Palästinenser, darunter ein Kind, von israelischen Streitkräften getötet. Insgesamt tötete die Armee im laufenden Jahr bis Anfang Dezember 227 Palästinenser. Aktualisierte Zahlen liegen noch nicht vor.
Israel baut Siedlungen im Westjordanland stark aus
Die 2,7 Millionen Palästinenser leben unter israelischer Herrschaft. Die israelischen Siedlungen werden auch von der Bundesregierung als völkerrechtswidrig angesehen. In den Siedlungen leben rund 700.000 Menschen. Die Bautätigkeit wurde laut jüngsten Angaben der UN 2025 stark ausgeweitet: Seit Jahresbeginn seien 47.390 Wohneinheiten entwickelt, genehmigt oder öffentlich ausgeschrieben worden, heißt es in einem Bericht. Bis 2022 seien dies im Schnitt 12.815 neue Wohneinheiten jährlich gewesen.
UN-Generalsekretär Antonio Guterres erklärte zu den Zahlen, die Entwicklung festige die „unrechtmäßige Besetzung durch Israel weiter“. Sie untergrabe „das Selbstbestimmungsrecht des palästinensischen Volkes“. Guterres verurteilte zudem die „anhaltende Eskalation“ im Westjordanland. Seine Kritik richtete er insbesondere gegen Einsätze der israelischen Armee. Dabei sei „eine große Anzahl“ an Menschen getötet, Anwohner vertrieben sowie Wohnhäuser und weitere Infrastruktur zerstört worden. (mit afp)

