Die Epstein-Affäre setzt Trump gehörig unter Druck – auch im eigenen Lager. Die Menschen in den USA fragen sich: Hat der Präsident etwas zu verbergen?
„Mag Frauen genauso wie ich“Wie nah standen sich Donald Trump und Jeffrey Epstein wirklich?

Hat Donald Trump etwas zu vergergen? Dass die US-Regierung die Epstein-Akten nicht freigeben will, sorgt in den USA für Unverständnis und Spekulationen. (Archivbild)
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US-Präsident Donald Trump sieht sich verleumdet. Wegen eines Berichts, der ihn mit dem Sexualstraftäter Jeffrey Epstein in Verbindung bringt, hat der 79-Jährige deshalb eine Milliardenklage eingereicht. Erschienen war der Artikel im „Wall Street Journal“, das konservative Blatt hatte geschrieben, dass Trump 2003 einen schlüpfrigen Brief mit der Zeichnung einer nackten Frau an Epstein geschrieben habe.
Der US-Präsident bestreitet das vehement, der Artikel sei „falsch, bösartig, verleumderisch“, erklärte Trump am Freitagabend (Ortszeit) in seinem Onlinenetzwerk Truth Social. Es handle sich um einen „Fake-News-Artikel“, das renommierte „Wall Street Journal“ sei ein „nutzloses Schmierblatt“
Epstein-Affäre: Donald Trump kämpft mit Milliardenklage gegen belastenden Artikel
In der eingereichten Klage heißt es, die Autoren hätten „diese Geschichte erfunden, um den Ruf und die Integrität von Präsident Trump zu schädigen und ihn in einem falschen Licht darzustellen“.
Der öffentliche Streit setzt Donald Trump unter Druck. Bereits vorher gab es Kritik am Umgang seiner Regierung mit der Epstein-Affäre. Hatte die Maga-Bewegung im Wahlkampf noch versprochen, bei einem Wahlsieg die Akten zu dem Fall zu veröffentlichen, hieß es später, es würden keine Informationen herausgegeben, eine sagenumwobene Kundenliste des ehemaligen Multimillionärs mit den Namen von US-Eliten gebe es überhaupt nicht.

US-Justizministerin Pam Bondi und Präsident Donald Trump wird vorgeworfen, die Epstein-Akten entgegen vorherigen Ankündigungen unter Verschluss zu halten.
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Insbesondere Aussagen von Generalstaatsanwältin Pam Bondi ließen Beobachter zweifelnd zurück. Bondi hatte im Februar in einem TV-Interview auf die eindeutige Frage, ob eine Epstein-Kundenliste wirklich veröffentlicht werden könnte, mit „sie liegt gerade zur Prüfung auf meinem Schreibtisch“ geantwortet. Diese nun vollzogene Kehrtwende sorgte selbst im sonst so loyalen Trump-Lager für Irritationen.
So hatte sich unter anderem der republikanische Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Mike Johnson, für eine Veröffentlichung der Unterlagen zum Fall Epstein ausgesprochen – und sich damit öffentlich gegen die US-Regierung gestellt. „Es ist ein sehr heikles Thema, aber wir sollten alles offenlegen und die Menschen entscheiden lassen“, sagte Johnson. Viele Trump-Fans werfen unterdessen die Frage auf, ob der Präsident in der Sache etwas zu verbergen hat.
Wie nahe standen sich Donald Trump und Jeffrey Epstein wirklich?
Nun umtreibt vor allem eine Frage die US-Öffentlichkeit: Wie gut kannten sich Donald Trump und Jeffrey Epstein wirklich?
Trump selbst sagte dazu 2019, nachdem Epstein verhaftet und wegen Sexhandels mit Minderjährigen angeklagt wurde, er habe ihn lediglich gekannt, „wie jeder in Palm Beach ihn kannte“. „Er war eine feste Größe in Palm Beach. Ich habe mich vor langer Zeit mit ihm überworfen. Ich glaube, ich habe seit 15 Jahren nicht mehr mit ihm gesprochen. Ich war kein Fan.“
Seine Darstellung, seit den 2000er Jahren nicht mehr mit Epstein gesprochen zu haben, wird laut „CNN“ durch Berichte untermauert. Demnach hatte unter anderem die „Washington Post“ berichtet, dass die beiden Männer im Jahr 2004 – also rund zwei Jahre, bevor Epstein erstmals wegen der Aufforderung zur Prostitution angeklagt und ihm sexuelle Kontakte zu Minderjährigen vorgeworfen wurden – wegen eines Grundstücks in Palm Beach in Streit geraten sein sollen.
Donald Trump und Jeffrey Epstein schienen einst gut befreundet zu sein
Dass Epstein jedoch tatsächlich nur ein flüchtiger Bekannter von Donald Trump gewesen sein soll, erscheint wenig glaubhaft. Die Beziehung der beiden reichte Medienberichten zufolge bis in die 1980er Jahre zurück. Trump flog in Epsteins Jets zwischen Palm Beach und New York, wie aus den Flugbüchern hervorgeht. Sie trafen sich in den Häusern des jeweils anderen.
Die „New York Times“ berichtete, dass Mar-a-Lago 1992 Gastgeber eines „Kalendermädchen“-Wettbewerbs war, zu dem etwa zwei Dutzend Frauen eingeflogen wurden. Laut George Houraney, einem Geschäftsmann aus Florida, der die Veranstaltung organisierte, waren die einzigen anwesenden Gäste Trump und Epstein.

Viele Trump-Wähler fordern, dass der Präsident sein Wahlversprechen einhält und die Epstein-Akten öffentlich macht.
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Auch Trumps frühere Aussagen lassen nicht darauf schließen, dass Trump tatsächlich „kein Fan“ von Epstein gewesen sein soll. So sagte der Immobilien-Mogul 2002 dem „New York Magazine“, Epstein sei ein „toller Typ“, mit dem man „viel Spaß“ haben könne. „Es heißt sogar, dass er schöne Frauen genauso mag wie ich, und viele von ihnen sind jünger als ich. Kein Zweifel – Jeffrey genießt sein soziales Leben“, so Trump weiter.
Auch Fotos, Videos und Anekdoten zeichnen das Bild einer engen Freundschaft, die vor allem durch gemeinsame Partybesuche belegt ist – sowohl zu zweit als auch mit ihren Partnern. Ein Video von einer Party in Mar-a-Lago im Jahr 1992 zeigt Trump und Epstein im Gespräch, während aus den Lautsprechern Musik dröhnt. Trump flüstert Epstein etwas ins Ohr, woraufhin sich dieser vor Lachen krümmt.
Wie nahe sich die beiden Männer standen, wird allerdings auch anhand von Trumps Aussagen und kurzer Filmschnipsel nicht abschließend klar. Dass sie sich das Privatflugzeug teilten und gelegentlich miteinander feierten, beweist zunächst einmal noch keine innige Freundschaft.
Spekulationen allerdings befeuerte Trump zuletzt immer wieder selber, in dem er nachweislich unwahre Angaben über seine Beziehung zu Epstein machte. So gab er im Januar 2024 an, „nie in Epsteins Flugzeug“ gewesen zu sein – eine Behauptung, die Flugprotokolle eindeutig widerlegen. Laut CNN war Trump allein in den 1990er Jahren bereits sieben Mal mit Epsteins Privatjet geflogen.
Trump behauptete 2019 auch, dass er den britischen Prinzen Andrew, der Gegenstand von Anschuldigungen im Zusammenhang mit Epstein ist, nicht „kenne“. Eine Reihe von Fotos, die Trump mit dem Herzog von York zeigen, belegen das Gegenteil.
Auch Trumps Kommentare zu Epsteins Partnerin, Ghislaine Maxwell, die – anders als ihr toter Ex-Freund und Geschäftspartner – noch öffentlich über den Fall spreche könnte, irritierten. Während Trump sich 2019 schnell von Epstein distanzierte, wünschte er ein Jahr später Maxwell – zu diesem Zeitpunkt als Kindersexhändlerin angeklagt (und später verurteilt) – „alles Gute“. Trotz erheblicher Kritik daran wiederholte er seine guten Wünsche später gegenüber Reportern. „Ich wünsche ihr alles Gute. Ich wünsche ihr nichts Schlechtes.“
Für Trump bleibt der Fall Epstein also kritisch. Erstmals während seiner zweiten Amtszeit zeigen sich Risse in seinem Rückhalt. Die frühere Freundschaft mit Jeffrey Epstein, dem „tollen Kerl“, der zum „Widerling“ wurde, könnte sich als Verhängnis für den Präsidenten erweisen.