11 Tipps für jeden TagSo bleiben die Augen vor dem Bildschirm gesund

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Immer den Drang zu reiben: Viele Menschen, die am Computer arbeiten, haben Probleme mit den Augen.

Köln – Viele Menschen, die regelmäßig am Computer arbeiten, kennen das Gefühl: Je länger man sitzt, desto mehr machen sich auch die Augen bemerkbar. Man hat den Drang zu blinzeln und zu reiben und spürt, dass etwas einfach nicht ganz in Ordnung ist. „Hier spricht man vom so genannten ‚office eye‘“, sagt Augenärztin Andrea Lietz-Partzsch aus Berlin, „denn Computerarbeit, die lange und ohne Pause durchgeführt wird, ist im Wesentlichen ein Reiz-Faktor für die Augen.“ Dass sie genug haben zeigten die Augen manchmal deutlich. Symptome seien unter anderem ein Brennen oder Jucken, ein Druck- oder Fremdkörpergefühl oder tränende Augen bis hin zu verschleiertem Sehen. Oft seien auch Bindehäute gereizt oder Lidränder geschwollen.

Die gute Nachricht ist: Arbeiten vor dem Bildschirm führt nicht automatisch zu dauerhaften schlimmen Beeinträchtigungen. „Es wurde in vielen Studien nachgewiesen, dass Computerarbeit keine die Sehkraft dauerhaft bedrohenden Probleme generiert“, erklärt Andrea Lietz-Partzsch. „Dennoch sollten Patienten, die immer am Computer arbeiten, besonders gut aufpassen.“ Schon durch kleine Verhaltensänderungen könne man es den Augen leichter machen, die Belastungen des Alltags am Bildschirm besser auszuhalten.

Das sind die Tipps der Expertin (im Wortlaut):

Augen regelmäßig überprüfen

Wenn sie starke Reizerscheinungen haben oder schnell müde werden, sollten Patienten die Augen zunächst auf Fehlsichtigkeit kontrollieren lassen. Möglicherweise muss das Sehvermögen durch eine Brille verbessert werden. Gerade ab Anfang vierzig lässt oft die Fähigkeit nach, im mittleren Bereich gut zu sehen. Junge Menschen haben dagegen manchmal versteckte Weitsichtigkeiten oder Hornhautverkrümmungsfehler.

Gleitsicht- oder Mehrstärkenbrillenträger sollten darauf achten, dass die Brillen gut in Schuss sind. Denn wird die Brille zu schwach, legen viele den Kopf nach hinten, was zu starken Verspannungen im Nackenbereich führen kann.

Arbeitsplatz-Bedingungen checken

Wichtig ist immer, dass die Rundum-Bedingungen am Arbeitsplatz stimmen. Gerade im Homeoffice ist das häufig nicht der Fall, weil Patienten mit ihrem Laptop in der Küche sitzen. Es gibt arbeitsrechtliche Regelungen und meist auch exakte betriebliche Vorschriften, wie ein Arbeitsplatz gestaltet sein muss.

Grundsätzlich sollte man bequem und ohne sich verrenken zu müssen vor dem Bildschirm sitzen. Ich empfehle zudem Tageslicht am Arbeitsplatz. Sitzt man völlig im Dunkeln, sind die Kontraste sehr stark und das ist extrem fordernd für die Augen. Das Licht sollte nicht blenden und nicht zu stark reflektieren.

Raumtemperatur regulieren

Wenn der Raum sehr trocken ist, ist das eine Belastung für die Augen. Deshalb sollte man regelmäßig gut lüften und im Winter nicht in einem überhitzten Raum sitzen bzw. im Sommer Klimaanlagen wenn möglich vermeiden.

Pausen machen

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Andrea Lietz-Partzsch ist Augenärztin in Berlin.

Menschen, die lange am Computer arbeiten, sollten darauf achten, regelmäßige Pausen einzulegen. Es ist wichtig, auch mal das Setting zu wechseln und sich zu bewegen - nicht nur für die Augen, sondern auch aus orthopädischen Gründen. Manchmal reicht es schon, wenn man ein paar Minuten oder auch nur einen kurzen Moment durchs Fenster in die Ferne schaut. Lässt man die Augen so gleiten, ist das eine heilvolle Abwechslung zur Nahanstrengung der Computerarbeit, insbesondere auch bei Berufen, in denen mit mehreren Bildschirmen gleichzeitig gearbeitet wird.

Bewusst blinzeln

Wenn man konzentriert am Computer arbeitet, ist der Lidschlag oft geringfügiger und nicht so kräftig, deshalb sollte man öfter einmal bewusst blinzeln.

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Augentropfen zur Unterstützung

Der Grund für ein „office eye“ ist häufig eine Trockenheit des Auges. Hier könnten befeuchtende Augentropfen aus der Apotheke helfen.

Genug trinken

Der Tränenfilm ist durch die Computerarbeit besonders gefordert. Wenn der Körper nicht genug Wasser bekommt, dann spart er auch am Tränenfilm. Ich würde daher empfehlen, regelmäßig zu trinken, möglichst etwa zwei Liter Wasser am Tag. Das ist nicht nur allgemein gesund, sondern tut auch den Augen gut.

Kontaktlinsenträger aufgepasst

Kontaktlinsenträger müssen per se etwas mehr darauf achten, wie sich der Tränenfilm bei ihnen verhält. Viele Kontaktlinsenträger haben leicht trockene Augen. Wenn dann noch eine hohe Bildschirmbelastung dazu kommt, ist das Risiko etwas höher, Augenprobleme zu entwickeln. Deshalb empfehle ich jedem Kontaktlinsenträger, darauf zu achten, dass die Linsen gut getragen und gepflegt werden. Außerdem ist es wichtig, eine passende Brille zuhause haben, die man zur Abwechslung und Entlastung aufsetzen kann.

Entspannungsübungen

Es gibt Entspannungsübungen aus dem komplementärmedizinischen Bereich, die bei der Entlastung des Auges helfen könnten. Es kann zum Beispiel sehr angenehm sein, die Schläfen, die Nasenwurzel oder die Augenbrauen zu massieren oder die Handflächen aneinander zu reiben und an die geschlossenen Augen zu halten.

Verhalten zum Feierabend

Ich würde zum Feierabend auf jeden Fall empfehlen, eine richtige Pause zu machen und entspanntere Dinge für die Augen zu tun, vielleicht etwas zu kochen oder einen Spaziergang zu machen.

Gerade auch Kinder und Jugendliche sollten Abstand von den Bildschirmen bekommen. Bis ins mittlere Erwachsenenalter und darüber hinaus können die Augen noch wachsen und durch die vermehrte Smartphone- und Tabletnutzung gibt es bei jungen Menschen eine Tendenz zur Kurzsichtigkeitsentwicklung. Die Empfehlung des Berufsverbands der Augenärzte ist, dass Kinder und Jugendliche zwei Stunden am Tag bei Tageslicht draußen sind, damit diese Entwicklung unterbunden wird.

Tipps für ältere Menschen

Ich würde auch älteren Menschen immer empfehlen, regelmäßige Pausen zu machen. Für Ältere, die aus dem Arbeitsprozess raus sind und keinen Druck mehr haben, etwas in einem gewissen Zeitraum zu schaffen, ist es natürlich leichter, sich die Bildschirmzeit einzuteilen. Meiner Erfahrung nach machen Ältere von sich aus schon mehr Pausen, weil ihnen das Sehen, vielleicht wegen einer Seheinschränkung oder Augenerkrankung, an sich schon schwerer fällt. Ich würde auch älteren Menschen auf jeden Fall empfehlen, regelmäßig die Augen kontrollieren zu lassen.

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