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Kommentar

Beliebte Abnehmspritzen
Endlich ein geeignetes Medikament gegen ein wachsendes Problem

Ein Kommentar von
2 min
Ein übergewichtiger Mann sitzt in einem Freibad.

Lange galten Menschen mit Übergewicht vor allem als disziplinlos. Zum Glück ändert sich diese Einstellung langsam.

Verändern Abnehmspritzen wie Ozempic und Wegovy die Gesellschaft positiv?

Starkes, potenziell krankmachendes Übergewicht, auch Adipositas genannt, ist ein wachsendes gesellschaftliches Problem. In Deutschland ist inzwischen mehr als die Hälfte der Erwachsenen übergewichtig, fast ein Viertel adipös. Besonders dramatisch: Immer öfter sind schon Kinder und Jugendliche übergewichtig. Kinderärzte schlagen zu Recht Alarm, weil die Zusatzkilos den Körper belasten, aber auch die Psyche – jahrelang bis lebenslänglich. Lang ist auch die Liste der Erkrankungen, die durch Übergewicht verursacht oder mit verursacht werden können: Herz-Kreislauf-Leiden, Diabetes Typ 2, bestimmte Krebsarten, geschädigte Knie, Hüften, Füße und vieles mehr.

Finanziell betrachtet sind die Folgen von Übergewicht ebenfalls dramatisch: Übergewicht ist ein riesiger Kostentreiber für unser Gesundheitssystem – verursacht allein in Deutschland Milliardenschäden. Und die Prognosen für die Zukunft sind nicht eben positiv. Erst seit Kurzem beginnt sich die Erkenntnis in der Gesellschaft durchzusetzen, dass starkes Übergewicht eine Krankheit ist – und kein individuelles Versagen oder ein Mangel an Selbstdisziplin.

In Deutschland ist mehr als die Hälfte der Erwachsenen übergewichtig, fast ein Viertel adipös
Sarah Brasack

Parallel dazu gibt es jetzt dank der Spritzen endlich auch ein Medikament – so wie andere Krankheiten mit Medikamenten behandelt werden. Bei Diabetes würde auch niemand erwarten, dass die Betroffenen alleine zusehen müssen, wie sie ihre Krankheit loswerden. Schon klar: Ein Medikament behebt die Ursachen nicht. Das kann man dem Medikament aber nicht vorwerfen. Natürlich müssen wir uns auch als Gesellschaft gesünder ernähren, mehr bewegen, besser schlafen. Gerade erst hat die Studie der privaten Krankenversicherung DKV gezeigt, dass wir all das zu wenig tun. Wir müssen die Fast-Food- und Zucker-Lobby strenger reglementieren. Wir könnten Kochen als Schulfach etablieren, wie das in skandinavischen Ländern der Fall ist.

Fakt bleibt aber: Für viele, die unter Adipositas leiden, ist eine Gewichtsreduktion ohne medikamentöse Hilfe nicht erreichbar. Die Abnehmspritzen sind keine Wundermittel, aber können effektive Hilfsmittel sein, die Leid reduzieren und Krankheitsverläufe abmildern. Keinesfalls dürfen sie als Lifestyle-Mittel für den kommenden Strandurlaub missbraucht werden. Streng ärztlich verordnet und kontrolliert können sie aber ein Segen sein – für alle, die mehr als nur ein paar überflüssige Kilos abnehmen wollen beziehungsweise müssen.

In diesem Kommentar erklärt Anne Burgmer, warum sie findet, dass Abnehmspritzen noch zur Stigmatisierung von Übergewichtigen beitragen.