Ungewollte AuswirkungCovid-Medikament lässt neue Coronavirus-Varianten entstehen

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Die Aufnahme zeigt eine Zelle (blau), die mit dem Coronavirus (SARS-CoV-2, rot) infiziert ist. Eine britische Studie deutet nun darauf hin, dass der Wirkstoff Molnupiravir für zusätzliche Mutationen des Virus sorgen könnte. (Archivbild)

Die Aufnahme zeigt eine Zelle (blau), die mit dem Coronavirus (SARS-CoV-2, rot) infiziert ist. Eine britische Studie deutet nun darauf hin, dass der Wirkstoff Molnupiravir für zusätzliche Mutationen des Virus sorgen könnte. (Archivbild)

Laut Forschern soll der Wirkstoff Mutationen begünstigen. In Deutschland wird das als unwirksam eingestufte Medikament seit Jahresanfang nicht mehr verabreicht.

Ein antivirales Medikament, das auch in Deutschland zwischenzeitlich zur Behandlung von Covid-19 verabreicht wurde, könnte Mutationen im Coronavirus verursachen und die Entwicklung neuer Varianten vorantreiben. Das berichten britische Forscher in einer Studie, die im Fachmagazin „Nature“ veröffentlicht wurde.

Demnach kann das Coronavirus beim Einsatz des Wirkstoffs Molnupiravir, der unter dem Handelsnamen Lagevrio vertrieben wird, zwar grundsätzlich zerstört werden. In manchen Fällen könne das Virus allerdings die Behandlung überleben – in einer mutierten Form, die auf andere Menschen übertragen werden kann, berichtete das Forscherteam um Theo Sanderson vom Francis Crick Institute in London.

Studie: Molnupiravir kann genetische Vielfalt des Coronavirus erhöhen

Belege dafür, dass Lagevrio gefährlichere Varianten hervorbringe, gibt es der Studie zufolge nicht. Die genetische Vielfalt des Virus werde durch die Mutationen jedoch weiter erhöht, was dem Virus mehr Möglichkeiten zur künftigen Entwicklung gebe.

„Die Leute hatten einige Bedenken bezüglich Molnupiravir und in gewisser Weise werden diese dadurch konkreter“, erklärte Sanderson. „Wir wissen, dass diese Viren nach einer erheblichen Anzahl von Mutationen noch am Leben sein und in einigen Fällen immer noch übertragbar sein können.“

Covid-Medikament: In Deutschland ist Lagevrio nicht mehr zugelassen

Die Ergebnisse sollen nun helfen, die Vor- und Nachteile beim Einsatz von Molnupiravir und ähnlichen Medikamenten in Zukunft besser einschätzen zu können. Der Studie zufolge treten die untersuchten Mutationen häufiger in Ländern auf, in denen Molnupiravir häufig eingesetzt wurde.

In Deutschland und der EU wurde der Zulassungsantrag für den Wirkstoff im Februar abgelehnt, seitdem darf das Medikament Lagevrio nicht mehr verschrieben oder verkauft werden. In Großbritannien, Australien, Japan und den USA wurde das Medikament der Studie zufolge oftmals eingesetzt.

Coronavirus-Medikament: „Es gibt nichts, was aufgrund von Molnupiravir verbreitet ist“

Eine hochansteckende Variante sei durch die von Molnupiravir bewirkten Mutationen noch nicht entstanden. „Im Moment gibt es nichts, was aufgrund von Molnupiravir sehr weit verbreitet ist“, sagte Studienleiter Sanderson der britischen Zeitung „The Guardian“. Es sei zu erwarten, dass die meisten Mutationen das Coronavirus eher abschwächen als gefährlicher machen würden.

Wirkstoff-Hersteller MSD erklärte unterdessen, das Medikament beeinträchtige wirksam die Virusreplikation und verringere das Übertragungsrisiko des Coronavirus. Die Studie habe keine „dokumentierten Beweise“ für einen Zusammenhang zwischen Mutationen und Molnupiravir vorgelegt, sondern sich auf „Indizien“ beschränkt, zitierte der „Guardian“ die Stellungnahme des Pharma-Unternehmens.

Molnupiravir: Europäische Arneimittel-Agentur nimmt Corona-Medikament aus dem Handel

Das Medikament Lagevrio, das den Wirkstoff Molnupiravir enthält, war zunächst auch in Deutschland erhältlich. Seit Anfang 2022 wurde es zur Bekämpfung der Corona-Pandemie ohne Zulassung vom Bundesgesundheitsministerium in Verkehr gebracht, aufgrund vorläufiger Daten wurde damals eine Wirksamkeit angenommen.

Diese Einschätzung revidierte die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) im Februar. Ein klinischer Nutzen bei der Behandlung von Covid-Patienten habe trotz der „initial positiven Ergebnisse“ von Molnupiravir nicht festgestellt werden können, erklärte die EMA und untersagte die weitere Verwendung des Medikaments in der EU. (das)

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