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ADAC testet E-LastenräderNur diese zwei „Long Johns“ schneiden „gut“ ab

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Der ADFAV hat Long Johns getestet.

Berlin – Wie man es auch nennen mag, Lastenrad oder Cargobike, Transportfahrräder boomen: „Sie werden in Deutschland immer beliebter. Im vergangenen Jahr haben wir über 60 Prozent Wachstum beim Lastenradverkauf verzeichnet“, sagt Anke Schäffner vom Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) in Berlin. Sie sieht noch „viel Potenzial für dieses Segment“, im privaten, wie im kommerziellen Bereich.

Was soll ein Lastenrad leisten? Wer sich eines anschaffen möchte, hat je nach Anspruch an das Fahrverhalten eine große Auswahl: Mit E-Antrieb oder nur mit reiner Muskelkraft, zweispurig oder einspurig. Der ADAC hat nun sechs sogenannter „Long Johns“ getestet. Nicht jedes Modell hat gut abgeschnitten. In seinem Test (2022) kam der ADAC zum Ergebnis: Nur das „Muli e-muli 'st'“ und „Urban Arrow Family“ haben die Note „gut“ erhalten, drei Räder waren durchschnittlich und das „Bullitt STePS eBullitt 6100t“ fiel wegen hoher Schadstoffbelastung durch.

Muli e-muli'st ist Testsieger

Überprüft wurden das Antriebssystem, Fahrverhalten, die Handhabung, Sicherheit und die Schadstoffbelastung. Am besten bewerteten die Tester das „Muli e-muli 'st'“, das im Fahrverhalten am ehesten einem Fahrrad ähnelt und einen geringen Wendekreis hat.

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Verbesserungsbedarf sahen sie aber im Hauptständer des Rads, der nur mit Mühe verwendet werden konnte. Abzüge für den Testsieger gab es in den Bereichen Display, Platzangebot im Transportkorb und Fahrkomfort durch kleine Reifen. Ebenso kritisierten die Tester, dass die Kinder im Kopfbereich im Falle eines Unfalls nicht ausreichend in der Transportbox geschützt seien.

Reichweite und Ladezeit des Akkus ist entscheidend

Wer sich zum ersten Mal ein E-Lastenrad kauft, sollte aufgrund des zusätzlichen Gewichts auf die Reichweite und Ladezeit des Akkus achten. Durchschnittlich müssten laut Testergebnis Radfahrer mit drei bis fünf Stunden Ladezeit rechnen. Ebenso gebe es Unterschiede in

Wissenswertes über Lastenräder

Lastenradttypen

Es gibt ein- und zweispurige Lastenräder. Klassiker unter den Einspurigen ist das Long John mit tief liegender Ladefläche zwischen Lenksäule und Vorderrad. Es ist länger, aber selten breiter als ein klassisches Fahrrad. Zuladungen von um die 100 Kilo sind gängig. Als Zubehör gibt es unter anderem Doppelkindersitze, Aufnahmen für Babyschalen oder verschließbare Boxen.

Die Ladefläche hinter dem Sattel ist dagegen beim einspurigen Longtail zu finden, auch Backpacker genannt. Zwei Varianten gibt es: eine mit verlängertem Radstand und Ladefläche vor einem nach hinten verlagerten Hinterrad; eine andere mit verlängertem Gepäckträger. Ist der Gepäckträger kürzer, spricht man vom Midtail-Lastenrad.

Unter den Zweispurigen ist das Dreirädrige mit Kiste zwischen zwei Vorderrädern gängig. Hier finden bis zu sechs Kinder Platz. Gängige Zuladung ist 150 Kilo.

Fahrverhalten

Die Fahreigenschaften sind grundsätzlich besser, je tiefer der Schwerpunkt liegt. Am ehesten wie ein herkömmliches Fahrrad fahren einspurige Lastenräder. Mit ihnen kommt man zügig voran, kann auch Engstellen passieren und Kurven wie gewohnt bewältigen. Sind sie wie ein Long John länger, fahren sie aber weniger wendig. Einschränkung bei den Einspurigen: Ihre Lastesel-Eigenschaften sind gegenüber Trikes grundsätzlich geringer, da ihre Ladeflächen in der Regel nicht breiter als der Lenker sind. Und sie stehen trotz robuster Doppelfußständer nicht so stabil wie ein Dreirad.

Bei Dreirädern ist das Fahrverhalten gewöhnungsbedürftig. Aufgrund der beiden Vorderräder ist es nicht möglich, sich in die Kurve zu legen. Man muss gemächlich fahren, um beim Einlenken nicht umzukippen. Manche Hersteller statten ihre Trikes mit Neigetechnik an der Vorderachse aus, um die Kurveneigenschaften zu verbessern. Die Unterstützung durch einen Elektromotor ist sinnvoll.

Preise

Lastenräder zählen zu den teuersten Fahrradgattungen. Durchschnittspreise schätzt man für unmotorisierte Cargobikes auf 3000 Euro, und 4500 bis 5000 Euro für E-Lastenräder. Es gibt Förderprogramme auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene, die aber oft Privatpersonen ausschließen.

Alternativ bietet sich Leasing über den Arbeitgeber an. Dabei wird eine Monatsrate fällig, und das Dienstrad muss wie ein Dienstwagen als geldwerter Vorteil versteuert werden, weil es in der Freizeit genutzt werden darf. Während sich Leasing immer mehr etabliert, gibt es Lastenräder im Abo derzeit kaum. Ausnahme ist der Anbieter Green Moves, lokal begrenzt auf Düsseldorf, Bonn und Köln.

Sharing-Angebote finden sich dagegen bundesweit in vielen Städten - teilweise können die Lastenräder sogar kostenlos ausgeliehen werden. Doch anders als bei allen anderen Anschaffungsmodellen muss man das Rad beim Sharing spätestens nach einigen Tagen wieder zurückgeben.

Rechtliches und Parken

Lastenräder sind Fahrräder, als Pedelecs sind sie ihnen rechtlich gleichgestellt. Damit müssen sie genauso auf verpflichtende Radwege wie andere Fahrräder auch. Eine Ausnahme gilt für mehrspurige Lastenräder, da diese oft breiter sind. Sie dürfen auf die Straße ausweichen, wenn sie auf dem Radweg andere Verkehrsteilnehmer behindern.

Parkflächen sind für alle Fahrzeuge da, auch für Fahrräder und Lastenräder. In Deutschland gibt es keine Parkflächen, die exklusiv dem Auto vorbehalten sind. Das Abstellen am Fahrbahnrand oder auf markierten Stellplätzen ist damit grundsätzlich erlaubt, wenn es auf dem Gehweg zu eng werden sollte, es sei denn, Plätze sind durch Beschilderung bestimmten Fahrzeugarten vorbehalten. Am Fahrbahnrand müssen Fahrräder im Gegensatz zu Autos bei Dunkelheit beleuchtet werden oder mit einer Parkwarntafel ausgestattet werden.

der Antriebsunterstützung. Für jene, die viele Anstiege bewältigen müssen, empfiehlt sich daher ein Modell mit kräftigem Motor.

Grundsätzlich lassen sich diese drei Motortypen unterscheiden: Zum einen der Mittelmotor, der laut ADAC für schwere Lasten und weite Strecken und Steigungen nützlich ist. Zum anderen bieten Nabenmotoren im Hinterrad eine gute Zugkraft, da das größte Gewicht auf dem Hinterrad lastet. Der Antrieb eignet sich für sportliche Fahrweisen. Der Front-Nabenmotor ist zwar am günstigsten. Er wird aber von den Testern nicht empfohlen, da er unter anderem eine schlechte Zugkraft an Steigungen entwickelt. Unabhängig davon, ob es sich um ein zwei- oder dreispuriges Lastenrad handelt, rät der ADAC dazu, Kinder nur mit Helm mitfahren zu lassen. (dpa)