Nach trockenem SommerWarum gerade mehr Stinkwanzen in unsere Wohnung kommen

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Derzeit kein seltener Anblick: Stinkwanzen am Fensterbrett.

  • Sie sind ziemlich große Insekten, können fliegen und verspritzen unter Stress ein übel riechendes Sekret: Stinkwanzen.
  • Im Herbst suchen sie, wie auch Marienkäfer, einen warmen, sicheren Platz zum Überwintern – leider manchmal auch in unseren Wohnungen.
  • Vor allem, wenn die Sommermonate warm und trocken waren, wie in diesem Jahr, könnten sie vermehrt zu Besuch kommen. Wie man die ungebetenen Mitbewohner am besten in Freiheit entlässt, erklären zwei Experten vom Naturschutzbund NABU NRW.

Köln – Was krabbelt denn da für eine eklige Wanze an der Wand? Und was suchen plötzlich die vielen Marienkäfer in meiner Wohnung? Diese Fragen dürften sich zur Zeit viele Kölnerinnen und Kölner stellen, denn sobald es kühler wird, sucht so manches Krabbeltier vor allem in den Städten nach einem Unterschlupf. Die gemeine Stinkwanze zum Beispiel oder auch Marienkäfer. Doch wie entfernt man sie am besten und wohin? Das erklären wir gemeinsam mit zwei Experten vom Naturschutzbund NRW (NABU) hier.

Warum geraten Wanzen und Marienkäfer in den Herbstmonaten in unsere Wohnungen?

Wanzen mögen warme, trockene Sommer, um sich zu vermehren. „Was in den vergangenen Monaten ja extrem der Fall war, wie schon im Sommer 2020. Das hat im darauffolgenden Herbst und Winter dazu geführt, dass vermehrt Stinkwanzen frostfreien Schutz in Wohnungen und Wohnhäusern suchten", sagt Insektenkundler Karl-Heinz Jelinek vom Naturschutzbund (NABU) NRW.

Aber auch im Frühjahr, wenn es, überraschend kälter wird, könne das ein oder andere Krabbeltier in Wohnräumen einen Unterschlupf suchen, quasi als Art Zwischenquartier. Jelinek: „Stinkwanzen wie Marienkäfer überwintern für gewöhnlich in Mauer- und Felsritzen, Steinspalten und Höhlen. Sie sind den ganzen Sommer über da, aber wenn sie sich, sobald es kühler wird, in künstliche Felsspalten, sprich in unsere Wohnungen und Häuser verirren, . Auf dem Weg ins Freie hat sie jetzt aber die Kälte überrascht, weshalb sie nochmal versucht haben, sich zu verkriechen und haben sich dabei in Wohnungen und Wohnhäusern verirrt."

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Die hierzulande inzwischen recht verbreiteten Tierchen sind auch als „Stinkwanzen“ bekannt. Sie haben ihren Namen daher, dass sie mit einer stinkenden Flüssigkeit um sich spritzen, wenn sie sich bedroht fühlen.

Jelinek gibt Entwarnung: „Alle Wanzen, die man tagsüber zu Gesicht bekommt, tun weder dem Menschen noch Zimmerpflanzen etwas zuleide“. Im Gegenteil: Die beheizten Räume werden für die Insekten selbst zum Verhängnis, da sie dort nach spätestens zwei Tagen vertrocknen würden. Weshalb der Naturschützer dringend dazu rät, Wanzen wie auch Marienkäfer sanft ins Freie zu befördern."

Welche Wanzen suchen Wohnräume auf?

Je nach Region handelt es sich hauptsächlich um:

• Grüne Stinkwanzen: Auch gemeine Stinkwanzen genannt, im Frühling und Sommer sind sie grün, im Herbst und Winter eher braun, bei Gefahr sondern sie ein stinkendes, klebriges Sekret ab

• Graue Gartenwanzen: Sie sind an ihrer grau-gelbe Verfärbung zu erkennen und an einem gepunkteten Muster

• Rot-bräunliche Kiefernwanzen: Sie sind noch nicht lange in Deutschland heimisch und stammen aus Nordamerika; sie sind sehr lautstark, ihr Fluggeräusch erinnert an das von Hummeln

• Marmorierte Baumwanzen: Sie sind aus Ostasien eingeschleppt und zu erkennen an den weißen Ringen an den Fühlern und hellen Punkten an dem Hals.

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Kiefernzapfenwanze

Wird uns eine Wanzen-Plage erwarten?

„Das wäre momentan noch zu früh, darüber zu spekulieren“, sagt der Experte vom Naturschutzbund. Abgesehen davon, dass von Plage per se nicht die Rede sein sollte. „Dass sich die Wanzen vereinzelt auch in Wohnräumen zeigen, ist ein gutes Zeichen dafür, dass es wieder vermehrt für unsere Natur überlebenswichtige Insekten gibt, und dass es ein guter Sommer für sie war.“ Sprich: Die milden Temperaturen haben ihrer Entwicklung gut getan. Aber auch nur dort, wo sie in Städten obendrein ein günstiges Umfeld hatten, mit viel Grün und nahegelegenen Gewässern, konnten sie besonders gut gedeihen. Und zeigen sich demnach auch im menschlichen Umfeld.

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Sind Stinkwanzen gefährlich?

Im Gegensatz zu Bettwanzen sind diese genannten Wanzen auch am Tag aktiv und für uns Menschen ungefährlich. „Sie tun nichts, richten keine Schäden an und sind auch kein Anzeichen für mangelnde Hygiene, sie suchen einfach nur ein warmes Örtchen“, sagt Insektenkundler Jelinek.    

Allerdings freut sich wohl nicht jede und jeder über die ungebetenen Mitbewohner und das zu recht: Fühlt sich die Stinkwanze bedroht, verspritzt sie über ihren Hinterleib ein übel riechendes Sekret, das noch tagelang an Kleidung, Wänden oder Händen zu riechen ist. 

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Grüne Stinkwanze

Wie bekomme ich die Wanzen und Marienkäfer aus der Wohnung raus?

Ein Blatt Papier, ein Glas, auf das man einen Deckel stülpt, sobald man das Tier eingefangen hat, ein Kehrblech samt weichen Handbesen – alles, was die Marienkäfer nicht erschreckt oder in Gefahr bringt und im Fall der Stinkwanzen dazu veranlasst, ihre übel riechenden Warnstoffe abzusondern, ist geeignet dafür, sie in Freiheit zu entlassen. Was gar nicht angeraten ist: „Sie anzufassen oder gar zu zertreten, erst das führt dazu, dass die Tiere quasi im Überlebenskampf Gestank verbreiten“, sagt Birgit Königs.

Tipps gegen Wanzen und Käfer in der Wohnung

Lieblingsorte: Stinkwanzen und Marienkäfer belagern gerne Fenster und Türen oder Türrahmen, (Dach-)Terrassen und Balkone. Spalten, Untersetzer oder die Kästen der Rollläden dienen ihnen als Unterschlupf. Sind die Wanzen ins Innere der Wohnung gelangt, sollten Früchte etwa mithilfe einer Schutzhaube in Sicherheit gebracht werden, denn Obst ist bei Wanzen begehrt.

Zutritt verwehren! Türen und Fenster sollten so oft wie möglich geschlossen bleiben. Wenn das nicht geht: Fliegengitter anbringen! Und/oder beim Lüften am Abend das Licht ausschalten.

Angeschmiert! An Klebestreifen bleiben die Krabbeltiere zwar hängen. Ist die Wanze aber gefangen, wird sie trotzdem das stinkende Sekret absondern.

Duftnoten: Wer Türen, Fenster und Rollkästen mit Wasser, Essig oder Schmierseife besprüht, hält die Wanzen fern, auch den Duft von Ammoniak, Wacholder und Nelken mögen die Tiere nicht. Noch ein Tipp: ein Spray mit Knoblauch oder Neem-Öl soll helfen. 

Sie mit dem Staubsauger zu entfernen, ist also auch keine gute Idee. Ihr kleiner Panzer könnte durch den Sog zerbrechen mit der Folge, dass nicht nur der ganze Staubsaugerbeutel stinkt, sondern sich der Geruch auch durch die Abluft im Raum verteilt. 

An welchen Ort sollte ich sie aussetzen?

Birgit Königs und Karl Heinz Jelinek raten dringend dazu, Käfer wie Wanzen sofort ins Freie zu befördern, denn dorthin wollten sie sich aufmachen und dort gehören sie hin. Egal zu welcher Jahreszeit und Temperatur: „Im warmen Wohnraum gehen die Tiere ein, auch im Winter, denn sie kommen nicht zur Winterruhe sondern verbrauchen ihre dringend benötigten Fettreserven“, warnt Jelinek. Geeignete Orte seien, ein geschützter Busch, Blätter-, Komposthaufen, oder: „Solange es noch kalt ist, ein Plätzchen in der Garage“, sagt Königs. 

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