Für Eigentümer und MieterVier Möglichkeiten, um zuhause Solarstrom zu nutzen

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Wegen der hohen Energiekosten ist die Nachfrage nach Solaranlagen weiter gestiegen. (Symbolbild)

Köln – Seit Beginn des Ukraine-Krieges jagen die Preise für Energie von einem Rekord zum nächsten und die Angst vor der kommenden Strom- oder Gasrechnung wächst, je näher der Winter rückt. Da ist es nicht verwunderlich, dass bei vielen Menschen der Wunsch immer größer wird, im eigenen Heim möglichst energieautark zu leben. Möglichkeiten gibt es schließlich: Den Strom vom eigenen Dach beziehen, nur mit der Kraft der Sonne das E-Auto tanken und mit dem Sonnenstrom am besten gleich auch noch die eigene Wärmepumpe betreiben, um im Winter ganz ohne Gas zu heizen. Davon, dass so aktuell die Wunschvorstellung vieler Eigenheimbesitzer aussieht, zeugt unter anderem die hohe Nachfrage nach Photovoltaikanlagen und Beratungsgesprächen. Aber welche Optionen gibt es eigentlich, eigenen Strom zu produzieren und bestmöglich zu nutzen? Und welche Möglichkeiten haben Mieter und Mieterinnen? Ein Überblick.

Wie sehen die ersten Schritte aus? Wo kann ich mich unabhängig informieren?

Die starke Nachfrage nach Photovoltaikanlagen führt derzeit auch immer wieder zu sehr teuren Angeboten. Es ist daher wichtig, sich möglichst umfassend beraten zu lassen. Einen Fahrplan, wie Hausbesitzer und Mieter zur Solaranlage auf dem eigenen Dach oder Balkon kommen, gibt es zum Beispiel bei der Verbraucherzentrale NRW. Ratsuchende können sich dort auf unterschiedlichen Wegen beraten lassen.

Die Wartezeiten variieren je nach Beratungsart allerdings stark. So muss auf eine persönliche Vor-Ort-Beratung aktuell mitunter sechs Monate gewartet werden. Thomas Zwingmann, Energieberater bei der Verbraucherzentrale NRW betont aber: „Es muss nicht immer die Vor-Ort-Beratung sein. Viele Fragen lassen sich auch per Video klären!“ Der Vorteil: Videoberatungen sind relativ kurzfristig buchbar. Die Wartezeit für einen Termin in der Beratungsstelle oder per Telefon beträgt derzeit etwa drei Wochen. Es gibt außerdem regelmäßig Online-Gruppenberatungen und Workshops. Auch hier können bereits viele grundlegende Fragen von den unabhängigen Experten beantwortet werden.

Eignet sich mein Dach überhaupt für eine Solaranlage?

Um den Strom vom eigenen Dach möglichst effizient nutzen zu können, gelte es vorab, einige Rahmenbedingungen zu prüfen, erklärt der Energieberater Thomas Zwingmann. „Es sollte beispielsweise eine möglichst verschattungsfreie Dachfläche vorhanden sein.“ Zudem spiele die richtige Größe der Anlage, aber auch Möglichkeiten der sogenannten Sektorkopplung eine wichtige Rolle, also der Einsatz von Batteriespeichern und die Kombination mit einer Wärmetechnologie wie etwa einer Wärmepumpe oder dem Betrieb einer Ladesäule für Elektroauto und E-Bikes.

Pauschal rät Zwingmann, die Größe, „daran, was das Dach und der Geldbeutel hergibt“ anzupassen, die vorhandenen Möglichkeiten also voll auszuschöpfen. Dennoch dämpft der Energieexperte die Hoffnungen auf vollständige Energieautarkie. Von der Vorstellung, dank einer Solaranlage komplett unabhängig zu werden, müsse man sich lösen.

Muss es immer der Kauf sein oder lohnt es sich auch, eine Solaranlage zu mieten?

Generell kommt auch die Möglichkeit infrage, eine Photovoltaikanlage zu mieten. Interessant sei diese Option vor allem für Menschen, die sich um weniger kümmern wollen, sowie für Menschen, die die Investitionskosten für die Anlage nicht tragen können oder wollen. Mit Versprechen von Rundum-Sorglos-Paketen und kostengünstigen Modellen werben Anbieter von Miet-Photovoltaikanlagen um Kunden. Thomas Zwingmann warnt allerdings vor solchen Lockangeboten: „Oft ist Mieten deutlich teurer als Kaufen.“ Er rät daher, die Mietangebote für eine Photovoltaikanlage unbedingt mit den Kaufpreisen zu vergleichen. Die Verbraucherzentrale NRW bietet hierfür auch einen Vergleichsrechner an.

Lohnt sich die Nutzung einer „Strom-Cloud“, um möglichen Reststrom nutzen zu können?

Sogenannte „Strom-Clouds“ oder -communitys versprechen, den Strom aus einer PV-Anlage zu speichern und zu einem späteren Zeitpunkt zur Verfügung zu stellen, damit kein zusätzlicher Strom aus dem Netz dazugekauft werden muss, wenn die Anlage mal nicht genug produziert. Denn klar: Die Anlage erzeugt mal mehr, mal weniger Strom. Klingt vom Prinzip her also verlockend. Der Energieexperte von der Verbraucherzentrale rät jedoch auch bei diesen Angeboten zu Vorsicht. Experten sind sich unsicher, ob eine „Strom-Cloud“ tatsächlich günstiger ist, als den fehlenden Reststrom einfach über einen regulären Stromanbieter zu beziehen. „In vielen Fällen bringt die Cloud-Lösung keinen finanziellen Vorteil“, weiß Zwingmann.

Welche Möglichkeiten haben Mieter und Mieterinnen, eigenen Strom zu produzieren?

„Bis vor nicht allzu langer Zeit haben Menschen, die kein eigenes Dach, oder aber ein ungeeignetes haben, in die Röhre geschaut“, sagt Zwingmann. Mittlerweile ist das aber nicht mehr der Fall. Die Lösung nennt sich Steckersolaranlagen. Oft werden die Geräte auch als Mini-Solaranlagen bezeichnet. Das sei aber irreführend, betont Thomas Zwingmann. „Wir betrachten die Anlagen lieber als stromerzeugende Haushaltsgeräte!“

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Minisolaranlagen eignen sich auch für den Einsatz auf Balkon und Terrasse.

Denn der Clou ist, dass sie erstens so klein sind, dass sie sich an einem Balkon, einer Hauswand oder einer Gartenhütte befestigen lassen. Und dass zweitens nicht einmal ein Handwerker zur Installation kommen muss. Denn im besten Fall werden die Geräte einfach an eine vorhandene Steckdose gehängt. Obwohl ein einfacher Schuko-Stecker ausreichend sei, komme es vor, dass der Netzbetreiber einen Wieland-Stecker verlange, erklärt Zwingmann. Falls der spezielle Stecker installiert werden müsse, beliefen sich die Kosten dafür auf etwa 50 Euro, so der Experte.

Laut der Verbraucherzentrale sei das aber nicht nötig, denn die Steckersolaranlagen erzeugen höchstens eine Leistung von 600 Watt. Sie bestehen aus ein oder zwei Paneelen, die durch Sonneneinstrahlung Gleichstrom produzieren. Dieser wird in dem Gerät dann zu Netzstrom umgewandelt – und geht über einen gewöhnlichen Schuko-Stecker in das häusliche Stromnetz über.

Wie viel kosten die Steckersolaranlagen? Und lohnen sie sich auch finanziell?

Zwischen 350 und 600 Euro kosten Stecker-Solargeräte mit Standard-Modulen laut den Verbraucherzentralen. Ein Nachteil: Bei dem zwar im Vergleich zu üblichen Photovoltaikanlagen niedrigen, dann aber doch recht hohen Preis leistet man aktuell zwar einen Beitrag in der Energiekrise – und ganz grundsätzlich einen Beitrag in der Energiewende.

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Die Haushaltskasse hat aber erst mal wenig davon. Ein Standardmodul mit 380 Watt Leistung, das auf einem schattenfreien Südbalkon hängt, liefert laut den Verbraucherschützern etwa 280 Kilowattstunden Strom pro Jahr. Das ist etwa so viel, wie ein Kühlschrank oder eine Waschmaschine in einem Zweipersonenhaushalt verbraucht. Es müssen also mehrere Jahre vergehen, bis sich die Investition finanziell lohnt.

Wo finde ich Informationen zu Fördermöglichkeiten?

Informationen rund um Fördermöglichkeiten und Solarpotenziale gibt es von der Stadt Köln. Denn seit April dieses Jahres hat die Stadt ein eigenes Förderprogramm mit Köln-spezifischem Förderschwerpunkt für den Photovoltaik-Ausbau aufgelegt und stellt dafür 20 Millionen Euro pro Jahr aus dem städtischen Haushalt zur Verfügung. Die Förderhöhen für PV-Anlagen wurden von 150 Euro auf 250 Euro pro Kilowatt-Peak angehoben. Neu ist außerdem, dass nun auch bestimmte Batteriespeicher mit einer Förderhöhe von 150 Euro pro Kilowattstunde Bruttospeicherkapazität gefördert werden können. Auch die kleinen Steckersolargeräte für den Balkon werden pauschal mit 200 Euro gefördert.

Zudem kann der Antrag seit April in vereinfachter Form online gestellt werden. Informationen finden Sie hier. Die Kölner Energieberatung der Verbraucherzentrale NRW bietet interessierten Kölnern und Kölnerinnen zudem individuelle Videoberatungen an. Die Termine sind online buchbar. (mit dpa)  

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