Renteninformation richtig lesenSo finden Sie heraus, mit wie viel Rente Sie wirklich rechnen können

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Ein Kugelschreiber und ein Geldschein liegen auf einer Renteninformation, dem jährlichen Schreiben der Deutschen Rentenversicherung an alle Versicherten zu ihrer gesetzlichen Rente.

In demjährlichen Schreiben werden Versicherte über den Stand ihrer Rentenansprüche informiert.

Wie Sie das jährliche Schreiben zu Ihrer Rente richtig lesen – und wie viel Geld Ihnen von der Brutto-Rente noch abgezogen wird.

Jedes Jahr landet das Schreiben der Rentenversicherung in der Post und sorgt bei vielen Menschen für Verwirrung. Was bedeuten die verschiedenen Beträge auf der Renteninformation? Und welcher Wert davon gibt am ehesten meine spätere Rente an? Das klären wir mit Experten für die gesetzliche Rente und für Steuern.

Was bedeuten die Zahlen auf dem Rentenbescheid?

Sehen Sie in unserer Grafik, was die verschiedenen Beträge auf dem Schreiben der Deutschen Rentenversicherung (DRV) bedeuten und welche wichtigen Werte sich im Text verstecken.

Welcher Wert davon gibt am ehesten meine spätere Rente an?

Ihrer voraussichtlichen Rente kommt der untere Wert im Kästchen am nächsten: die Regelaltersrente. Dieser Betrag gibt Ihre Brutto-Rente an, wenn Ihr Einkommen bis zum Renteneintritt so bleibt wie im Schnitt in den vergangenen fünf Jahren.

Allerdings sind hier die jährlichen Rentenanpassungen noch nicht berücksichtigt. Möchte man die einberechnen, verstecken sich zwei wichtige Beträge im nächsten Absatz: Einmal wird angenommen, die Rente wird jedes Jahr um 1 Prozent angehoben, im zweiten Szenario steigt sie um 2 Prozent jährlich. Dieses Jahr werden die Renten zum 1. Juli 2024 beispielsweise im Rahmen der Anpassungen um 4,57 Prozent erhöht. Daran ist zu sehen, wie sehr die Anpassungen ins Gewicht fallen können.

Tipp: Wenn Sie aus gesundheitlichen Gründen nicht damit rechnen, bis zur Altersrente arbeiten zu können, hilft Ihnen vielleicht der erste Wert im Kästchen mehr: die Erwerbsminderungsrente. Bereits sicher ist Ihnen ab Renteneintritt der mittlere Wert: So hoch ist Ihre Rentenanwartschaft.

Ist das der Betrag, der auf meinem Konto landen wird?

Nein. Alle Beträge auf der Renteninformation sind Brutto-Werte. Von der Brutto-Rente werden bei einer Pflichtmitgliedschaft in der gesetzlichen Krankenversicherung noch Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung abgezogen. Unter Umständen werden auch noch Steuern fällig: Aktuell sind 6,3 Millionen von insgesamt rund 21 Millionen Rentnerinnen und Rentner in Deutschland steuerpflichtig.

Wie viel machen Steuern und Abgaben aus?

Das hängt unter anderem von der Höhe Ihrer Rente und der Anzahl Ihrer Kinder ab, vom Zeitpunkt des Renteneintritts und Ihren abzugsfähigen Ausgaben. Zwei Beispiele.

Der Beitragssatz in der gesetzlichen Krankenversicherung liegt aktuell bei 14,6 Prozent, hinzu kommt ein kassenabhängiger Zusatzbeitrag, der aktuell im Schnitt bei 1,7 Prozent liegt. Beides zahlt zur Hälfte die Rentner selbst, die andere Hälfte übernimmt die Rentenversicherung.

Der Beitrag zur Pflegeversicherung ist dagegen vom Rentner allein zu tragen und hängt von der Anzahl der Kinder ab. Für kinderlose Versicherte gelten aktuell 4 Prozent, erklärt die Rentenversicherung. Das ergibt einen monatlichen Zahlbetrag von 1486 Euro vor Steuern.

Neben den Sozialabgaben muss dieser Rentner auch Steuern zahlen. Wie der Bund der Steuerzahler (BdSt) NRW errechnet, wären es 535 Euro im Jahr 2023 und 396 Euro in 2024. Berücksichtigt sind da bereits Werbungskostenpauschale, Sonderausgaben und Vorsorgeaufwendungen. Außerdem bleibt ein Teil der Rente steuerfrei – wie viel, ist abhängig vom Jahr des Renteneintritts.

„Steuern würden nur für Ledige anfallen – bei Verheirateten kommt es darauf an, wie hoch die zu versteuernde Rente des Ehepartners ist“, erklärt Sabina Büttner, Rechtsanwältin beim Bund der Steuerzahler NRW.

 „Durch die zu berücksichtigenden Kindererziehungszeiten fällt die Rente höher aus“, erklärt die DRV. „Pro Kind kann sich die monatliche Brutto-Rente um bis zu 113 Euro erhöhen.“ Für Versicherte mit geringem Verdienst, etwa wegen Teilzeitbeschäftigung und bei gleichzeitiger Erziehung von Kindern unter zehn Jahren kann sich die Rente zusätzlich um mindestens 60 Euro erhöhen. „Somit ergibt sich eine Gesamtrente von 1.301 Euro brutto.“

Davon gehen die Beiträge für Kranken- und Pflegeversicherung ab. Hier profitieren Rentnerinnen und Rentner mit Kindern von einem geringeren Beitragssatz in der Pflegeversicherung von 3,4 Prozent. Für kinderlose Rentnerinnen liegt er aktuell bei 4 Prozent. Es bleiben 1150,74 Euro Netto-Rente, auf die laut BdSt keine Steuern anfallen.

Muss ich bis zum nächsten jährlichen schreiben warten?

Nein, Sie können Ihre Rentenunterlagen bei der DRV vor Ort einsehen und sie jederzeit online anfordern. Dafür benötigen Sie lediglich Ihre Versichertennummer: Die finden Sie in Ihrer Steuererklärung und in allen Schreiben der DRV. Sie bekommen die Unterlagen innerhalb weniger Werktage mit der Post zugeschickt. Das obengenannte Schreiben heißt übrigens offiziell „Renteninformation“ – nicht zu verwechseln mit der Rentenauskunft oder dem Rentenbescheid, wie sie umgangssprachlich oft bezeichnet wird.

Renteneintritt: Frühere Altersrente mit Krankheit und Behinderung

Wer gesundheitlich schwer beeinträchtigt ist, kann womöglich früher in Rente gehen, erklärt Stiftung Warentest. Für Menschen mit Behinderung oder chronischen Krankheiten wird die Regelaltersgrenze zwei Jahre vorgezogen. Voraussetzung ist, dass Sie einen Grad der Behinderung von mindestens 50 haben und die Wartezeit von 35 Versicherungsjahren erfüllen. Mit einer chronischen Erkrankung wie Diabetes, Multiple Sklerose oder Krebs können Sie einen Schwerbehindertenausweis beantragen und dann ebenfalls früher in Rente.

Sind Sie 1964 oder später geboren, gehen Sie dann regulär und ohne Abzüge mit 65 in Rente statt mit 67 Jahren. Wenn Sie Abschläge hinnehmen, können Sie mit eingetragener Behinderung ab 62 Jahren in Altersrente gehen.

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