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Uni KölnLehrer mit Master-Abschluss

Lesezeit 4 Minuten

Studenten im Lehramt wissen nicht, ob es genügend Masterstudienplätze für sie geben wird.

Köln – Im kommenden Sommer werden die ersten Lehramtsstudenten der Uni Köln ihren Bachelor in der Tasche haben. Und dann? Ohne einen Master werden sie nicht zum Referendariat zugelassen, können sie nicht Lehrer werden. „Der Druck, keinen Masterplatz zu bekommen ist also groß“, sagt Pia Domgörgen. Die 21-Jährige studiert den Bachelor Lehramt Grundschule mit den Fächern Deutsch, Mathe, Sachkunde und Bildungswissenschaften. Domgörgen hat ehrgeizig studiert, wird wahrscheinlich schon im Winter, nach dem fünften Semester, scheinfrei sein. Im sechsten Semester folgt die Bachelor-Arbeit.

„Ich habe Angst, keinen Masterplatz zu bekommen, weil meine Mathe-Noten nicht so gut sind, wie ich sie mir wünsche.“ Auch andere Lehramtsstudenten teilen Domgörgens Sorgen. Unter den Kommilitonen kursieren Gerüchte, wer aus welchen Gründen einen Masterplatz bekommen könnte – und wer nicht.

Angst ist unbegründet

Myrle Dziak-Mahler versteht die Angst der Studenten zwar, doch sie sei unbegründet. „Es wird genügend Masterplätze geben – insbesondere im ersten Durchgang, weil nicht alle Studierenden ihr Bachelor-Studium in der Regelstudienzeit abschließen“, sagt die Geschäftsführerin des Zentrums für LehrerInnenbildung (ZFL) der Universität zu Köln. Denn nicht alle Studenten werden nach den sechs Semestern mit ihrem Bachelor fertig sein.

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Zwar sei es möglich, dass es zeitweise durch die unterschiedliche Studiendauer zu einer höheren Nachfrage bei Masterplätzen kommen werde, doch das Land Nordrhein-Westfalen habe zugesichert, dass es für die NRW-Lehramtsstudenten immer genügend Masterplätze geben werde. „Das Land hat ein Interesse daran, fertig ausgebildete Lehrer zu haben“, so Dziak-Mahler. Viele Studenten fürchten aber, dass Studenten anderer NRW-Unis für den Master nach Köln wechseln könnten. „Wir wissen natürlich, dass Köln als Standort attraktiv ist“, so Dziak-Mahler. „Das Wahlverhalten der Studenten können wir zwar nur schwer einschätzen, aber wir erwarten keinen Ansturm.“ Andererseits: Falls es doch einmal nicht genügend Plätze geben sollte, würden diese per Numerus clausus (80 Prozent Note, 20 Prozent Wartezeit) vergeben. Sollte der Ansturm kommen, sei es gesetzlich verboten, die Kölner Studierenden bei der Studienplatzvergabe zu bevorzugen.

Keine Grenznote

Trotzdem gibt es noch eine gute Nachricht für Pia Domgörgen und ihre Kommilitonen: In Köln wird es keine Grenznote als Zulassung für den Master geben. Ihre Sorgen, wegen nicht ganz so guter Mathe-Noten nicht zugelassen zu werden, sind also hinfällig. Bis zum 15. Juli 2014 müssen die Kölner sich für einen Masterplatz bewerben. Im kommenden Wintersemester wird das ZFL verschiedene Info-Veranstaltungen zu den Themen Bewerbung, Platzvergabe und Masterstudiengang anbieten; ab Ende August sind die Informationen auch auf der Homepage des ZFL. „Wir geben Informationen so schnell wie möglich weiter“, verspricht Dziak-Mahler „Doch sie müssen natürlich rechtlich abgesichert sein.“

Doch ist ein in Bachelor und Master geteilter Studiengang überhaupt sinnvoll, wenn der Master in jedem Fall notwendig ist? Die Kölner Studentin Pia Domgörgen ist erleichtert, dass sie durch die Umstellung im Rahmen des Bologna-Prozesses schon während des Studiums Noten sammeln kann und „nicht alle Last auf den Abschlussklausuren liegt“. Auch Dziak-Mahler sieht nur Vorteile gegenüber dem alten Staatsexamen. „Ich habe selbst 14 Jahre als Lehrerin gearbeitet und zu viele unglückliche Lehrer gesehen. Deswegen bin ich froh, dass die Studierenden sich heute nach dem Bachelor noch einmal neu entscheiden können.“ Mit dem Bachelor können die Studenten, die es doch bereuen, sich für das Lehramt entschieden zu haben, auf den freien Markt gehen, oder einen alternativen Masterstudiengang beginnen.

Weil Theorie und Praxis im neuen System besser miteinander verzahnt seien, wüssten die Studenten früher, ob sie wirklich in den Lehrerberuf wollten. Denn schon während des Bachelors stehen drei Praktika an, im zweiten Semester des Masters folgt ein fünfmonatiges Praxissemester, in dem die Studenten Unterricht geben und von drei Seiten – Uni, Schule, Fachleiter – betreut werden. „Außerdem ist das modularisierte Studium besser für die Studenten“, findet Dziak-Mahler. „Durch das frühere Abitur werden sie immer jünger und brauchen die klare Struktur von Bachelor und Master.“