Annegret CremerDie Karnevalspräsidentin

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Annegret Cremer (Bild: Grönert)

Annegret Cremer (Bild: Grönert)

Ladies first. Das ist nicht unbedingt die Devise, der sich haupt- und nebenberufliche Narren verpflichtet fühlen. Im männerdominierten Kölner Karneval ist Annegret Cremer eine absolute Ausnahmeerscheinung. Seit jetzt genau zehn Jahren ist sie Präsidentin der „Colombina Colonia“. Gegen alle Widerstände und Bedenken hat sie sich durchgesetzt: „Ich wollte der lebendige Gegenbeweis sein.“ An Selbstbewusstsein mangelt es der 63-Jährigen nicht. Von Anfang an habe sie gegenüber ihren Mitstreiterinnen klargestellt, dass sie unter allen Umständen Präsidentin werden wollte. Das war die eine Bedingung, die andere lautete: „Wir müssen dem Festkomitee angehören, sonst werden wir zum Häkelverein.“ Beides geschah nach ihrem Willen. Und nach zehn Jahren sitzt sie fester im Sattel denn je.

Die ersten vier Jahre war der gesamte zwölfköpfige Vorstand eine Führungsriege von eigenen Gnaden. Erst danach wurde die erste Wahl angesetzt. Zweimal wurde die Präsidentin, die von sich sagt, sie könne sich „schlecht unterordnen“, ohne Gegenstimme wiedergewählt. Kürzlich hat sie mit Blick auf ihre Nachfolge ihre Vizepräsidentin „so weit nach vorn gepuscht, dass sie es wird“.Von Macht redet Annegret Cremer nicht gern, „das klingt so nach unterdrücken“. Im selben Atemzug gibt sie aber zu: „Ich bin ein bisschen autoritär.“ Um eine Frauengesellschaft mit 333 Mitgliedern zu führen, bedürfe es einer „starken Hand“.

Sich selbst charakterisiert die Seniorchefin im Installationsbetrieb von Ehemann Ralf als resolut. Bei offiziellen Verpflichtungen ist er der Mann an ihrer Seite – als er vor 16 Jahren als Prinz Ralf dem Kölner Dreigestirn angehörte, war es natürlich umgekehrt. In ihrem kleinen Büro räumt sie ganz unumwunden ein, dass sie ohne diese Erfahrung wahrscheinlich nicht den Mut zu der kleinen Revolution gehabt hätte. In der Aufbauphase der Colombina („Wir sind ein elitärer Verein“) scharte sie mit Vorliebe karnevalserprobte Frauen um sich. Auch die Vizepräsidentin ist die Ehefrau einer früheren Jungfrau.Und wenn sie das Präsidentinnen-Zepter eines Tages aus der Hand gibt, steht für die umtriebige Vereinschefin („Ich habe gern das Sagen“) fest, dass sie keine einfache Colombine sein möchte: „Ich werde Ehrenpräsidentin“.

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