Ein Phantasialand-Leben geht zu Ende

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Friedhelm Kolling und Gerhard Kenternach ihrer letzten Fahrt mit der Gondelbahn. (Bild: Phantasialand)

Friedhelm Kolling und Gerhard Kenternach ihrer letzten Fahrt mit der Gondelbahn. (Bild: Phantasialand)

Mitarbeiter Ahmed Fayed und „seine“ Gondelbahn gehen in den RuhestandWenn Ahmed Fayed heute durch das Phantasialand geht, dann geschieht dies mit etwas Wehmut, dennFayed, den Phantasialand-Gründer Gottlieb Löffelhardt 1968 in Jordanien kennenlernte, geht Ende desJahres nach über 40 Jahren im Phantasialand in den Ruhestand.Fayed, der damals mit dem neuen Bekannten, der einen Freizeitpark im weit entfernten Deutschlandbetrieb, gleich mit nach Deutschland kam, begann am 12. August 1968 im Phantasialand zu arbeiten. Erkam in einer Zeit nach Brühl, als das Phantasialand, knapp zwei Jahre nach seiner Eröffnung, seinerersten großen Erweiterung entgegen strebte. Und Fayed half dabei in den folgenden Jahren undJahrzehnten kräftig mit.

Inspiriert durch das transportable Fahrgeschäft „Fliegender Teppich“, von Gottlieb Löffelhardt, eröffnetedas Phantasialand im Jahr 1970, als Teil der ersten großen Parkerweiterung, die „Gondelbahn 1001Nacht“, den ersten stationären „Dark Ride“ Deutschlands und den Themenbereich Alt Berlin. Fayed,erster Vorarbeiter der neuen Gondelbahn, erinnert sich: „Wir haben damals alles selber gebaut. DieGrundkonstruktion der Attraktion wurde aus Stahlträgern geschweißt, dann wurden die Felsformen mitLochblech geformt und mit Beton als Fels ausmodelliert.“ Zeitgleich arbeitete damals ElektrikerFriedhelm Kolling, der bereits im Jahr 2007, nach 40 Jahren im Phantasialand, in Rente ging, an denElektroinstallationen für die neue Bahn, denn nicht nur die Gondeln mussten durch die Bahn fahren,auch die Marionetten von Richard Schmidt, dem zweiten Phantasialand-Gründer, sollten sich bewegenund in der Gondelbahn in vielen kleinen Szenen die Geschichte von Ali Baba und den 40 Räubernerzählen.

Im Laufe der Jahre wurden die Szenen der Gondelbahn dannimmer wieder etwas verändert und auch an der Technik derAnlage wurde von den hauseigenen Technikern immer weitergetüftelt. So wurde beispielsweise eine elektronischeAbstandskontrolle für die anfangs noch einzeln fahrendenGondeln entwickelt und später wurden die Gondeln dann zuGondelzügen aus jeweils drei Gondeln zusammengekoppelt.Um dies möglich zu machen, „musste wegen der stärkerenKräfte, die so beim Stoppen der Gondelzüge entstehenkonnten, damals auch das Tragwerk der Bahn an manchenStellen verstärkt werden“, weiß Ahmed Fayed zu berichten.

Der achtfache Familienvater Ahmed Fayed hat sich zusammen mit seiner Gondelbahn weiterentwickelt.Er, der seit 1990 Vorarbeiter der damals neu eröffneten „Hollywood Tour“ wurde, und sein Nachfolger ander Gondelbahn, Mohammad Arazouk, kennen jede Schraube der Attraktion. „Wir hören oft schon amrattern des Motors der vorbeifahrenden Gondeln, dass vielleicht etwas kaputt sein könnte, undbenachrichtigen dann die Techniker. Die haben sich anfangs gewundert, schauen dann aber doch nachund meistens haben wir Recht und sie entdecken einen Fehler, lange bevor das Teil ausfällt“, freuensich die beiden langjährigen Mitarbeiter.

Am Abend des 01. November 2009fuhr Ahmed Fayed zusammen mitseiner Frau Muntaha und seinemFreund Mohammad Arazouk,nocheinmal mit „seiner“Gondelbahn. Auch FriedhelmKolling und Gerhard Kenter, langeJahre technischer Leiter desPhantasialand, und viele aktiveMitarbeiter nahmen dieGelegenheit wahr, nachSchließung des Parks für dasPublikum am letzten Tag derSommersaison noch eine Fahrt mitder Gondelbahn zu machen. Dennnicht nur Ahmed Fayed geht 2009in Rente, mit dem Ende derSommersaison 2009 schließt auchdie Gondelbahn nach 39 Jahren fürimmer ihre Pforten.Ab dem 02. November werden die Gondelbahn und die bisherige Walzerfahrt demontiert. Zu denanstehenden Maßnahmen gehört neben dem Rückbau der technischen Anlagen auch die Auspflanzungder vorhandenen Gehölze und Sträucher der Walzerfahrt, die, soweit möglich, später wieder eingesetztwerden. Die gesamten Arbeiten werden etwa bis Ende November dauern und stehen imZusammenhang mit einer späteren Neugestaltung der Fläche, deren Details aus Wettbewerbsgründenzurzeit noch nicht mitgeteilt werden können. Schon heute kann allerdings gesagt werden, dass die aufdem Gelände geplanten, neuen Unterhaltungsangebote vollständig und massiv eingehaust seinwerden.

Ahmed Fayed, dessen beiden Söhne Gazi und Raid mittlerweile ebenfalls im FamilienunternehmenPhantasialand arbeiten, freut sich auf seinen Ruhestand. Wie alle Rentner des Freizeitparks erhält ereine Ehrenkarte, mit der er das Phantasialand gemeinsam mit Freunden oder der Familie besuchenkann, wenn er möchte, und er weiß, „alle unsere Chefs haben immer phantastische Ideen, die dieMitarbeiter dann gemeinschaftlich umsetzen. Ich habe hier vom ersten Tag an immer Spaß gehabt.Daran wird sich auch als Rentner nichts ändern!“

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