Kölner FilmhausBetreiber fordern Subventionszusagen von der Stadt

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Die Filmhaus-Betreiber sorgen sich um den Betrieb, noch bevor es überhaupt eröffnet hat.

Köln – Das Kölner Filmhaus öffnet, so ist es auf dem Laufband der neuen Internetseite zu lesen, „ab Sommer 2021 hoffentlich wieder in der Maybachstraße“. Hoffentlich. Denn obwohl die bautechnische Grundsanierung durch das Liegenschaftsamt abgeschlossen zu sein scheint, Fahrstuhl und Brandschutztechnik installiert sind, haben die neuen Betreiber des Hauses auf ihre letzte schriftliche Anfrage am 19. Mai beim Amt für Liegenschaften noch keine Antwort erhalten. Vera Schöpfer ist enttäuscht. „Im November haben wir auf den Februar gehofft, im Februar auf den Mai, jetzt auf den Sommer. Wir werden von Monat zu Monat aufs Neue vertröstet.“ Sie und die zukünftigen Mitbetreiber des neuen Filmhauses fragen sich inzwischen, ob und wie das Haus überhaupt öffnen wird.

Mieter weiß nichts vom Einzugstermin

Vera Schöpfer ist Geschäftsführerin der in Gründung befindlichen Filmhaus Köln GmbH, die mit ihrem Konzept 2019 den Zuschlag der Stadt für den Betrieb des neuen Hauses für Filmkultur in Köln erhielt. Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach zeigte sich erfreut über die Entscheidung: „Das Filmhaus Köln soll der zentrale Erlebnis-, Vermittlungs- und Diskursort zum Thema Film in unserer Stadt werden.“ Im Juli 2020 stimmte der Stadtrat dem Abschluss eines Mietvertrags über zehn Jahre zwischen der Stadt Köln und den neuen Betreibern zu – „aber wir haben immer noch keinen Einzugstermin“, bedauert Schöpfer. Auf Anfrage des Kölner Stadt-Anzeiger teilt die Stadt mit: „Die offizielle Übergabe an die Generalmieterin ist für Juni 2021, nach erfolgter Bauabnahme geplant“.  Davon hat die Stadt, so Vera Schöpfer, ihre Generalmieterin nicht in Kenntnis gesetzt. 

Ein offenes Haus 

Das Filmhaus soll „ein offenes Haus für die ganze Bürgerschaft werden“, so die Vision. Im renovierten Haus sollen sich Filmszene und Publikum begegnen, Bildungsmaßnahmen für Schulen und berufliche Aus- und Fortbildung angeboten werden. Im Kino sollen Filmreihen und Festivals organisiert werden, ein Equipment-Verleih soll Produktionsmittel für unabhängige Filmemacher im Low-Budget-Bereich bereitstellen. Zu den Mietern sollen auch Filmverbände wie das Filmbüro NW gehören, die das Haus für ihre Veranstaltungen nutzen wollen. „Die Konzepte stehen, unsere Mitmieter sind startklar, einige Projekte laufen bereits, aber leider nicht im Haus.“

Ein personalintensives Haus 

Es hängt, wie meist im subventionierten Kulturbetrieb, am Gelde. Das Haus wird für eine relativ geringe Kaltmiete vom Liegenschaftsamt zur Verfügung gestellt, unter der Bedingung, dass diese Mieten an filmkulturelle Player weitergegeben werden. „Es sieht aber so aus, dass wir bei diesem Konstrukt als Betreiber drauflegen werden. Das Haus, das stellt sich mehr und mehr heraus, ist nur relativ personalintensiv zu betreiben“, so Vera Schöpfer. „Wir müssen diese Kosten auf unsere Mieter umlegen, nun stellt sich aber heraus, dass viele sich diese nicht leisten können, da sie ja selbst öffentlich zu niedrig subventioniert werden.“  

Ohne weitere Mittel der Stadt undurchführbar

Um die hohen Umlagen zu vermeiden, bedürfe es einer grundlegenden Konzeptänderung und damit einhergehend einer erhöhten Förderung von der Stadt: Statt bislang 50.000 Euro im Jahr, perspektivisch 250.000 Euro, rechnet Schöpfer. „Dann können wir den filmkulturellen Playern in der Stadt wirklich günstige Mieten gewährleisten und der Stadtgesellschaft ein offenes Haus bieten.“ Darüber sei man im offenen Dialog mit dem Kulturamt, eine Lösung sei aber nicht in Sicht.

Gelder für Filmbüro NW  gestrichen

Einem der künftigen Mieter, dem Filmbüro NW, hat die stadteigene Köln-Business Wirtschaftsförderungs-GmbH angekündigt, für dieses Jahr den Zuschuss zu kürzen, für 2022 dann komplett zu streichen. „Wir haben bisher 25.000 Euro im Jahr erhalten, auch als Mietzuschuss für den Mediapark. Ohne dieses Geld können wir uns das Filmhaus nicht leisten“, erläutert Torsten Reglin, Vorstandsmitglied des gemeinnützigen Vereins. „Wir sind ratlos. Wir haben bisher auch keine Begründung erhalten. Mit dem Mietzuschuss hat die Stadt den Verein vor Jahren aus Mülheim an der Ruhr nach Köln geködert.“

Das Konzept

Gemeinsam mit Vera Schöpfer, Leiterin des Scope-Instituts, einer gemeinnützigen Bildungseinrichtung für Film und digitale Medien, wollen Dirk Steinkühler und Joachim Kühn, Mitbetreibern der Filmpalette, Robert Gross von ActHQ, Peter Hagemann, Geschäftsführer des mibeg-Institut Medien zur Aus- und Weiterbildung für Print- und Onlinemedien, Film und TV das Filmhaus betreiben.

Im Filmhaus sollen neben dem Kino- und Workshop-Programm für Schulen und Kitas auch Familiensonntage, Mitmachausstellungen, eine Bibliothek und Mediathek im Foyer angeboten werden.

Gefördert wird das Programm des Filmhaus Köln vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW, dem Kulturamt der Stadt Köln und der Rhein-Energie-Stiftung Kultur. (hch) 

Die Stadt erklärt, die Mehrzahl der filmkulturellen Akteure in Köln erhielten eine Förderung durch das Kulturamt. „Eine gesonderte zusätzliche Förderung zur Deckung von womöglich höheren Miet- oder Nebenkosten im Vergleich zum vorherigen Standort der einziehenden Nutzer und Nutzerinnen ist nicht geplant, da die maximal zu erhebenden Mieten seitens der Betreiber des Filmhauses bereits  vorgegeben sind.“ Vera Schöpfer und die Betreiber-GmbH können sich das kontraproduktive Vorgehen der Stadt nicht erklären. „Mindestens seit April 2019 waren der Stadt die kalkulierten Betreiberkosten bekannt. Das war bevor unsere Bewerbung ausgewählt wurde. Das Problem entsteht jetzt, wo die Förderungen maßgeblicher Mieter ungewiss sind.“ 

Die Filmkultur werde in Köln wie ein Stiefkind behandelt, bedauert Vera Schöpfer. „Wir kämpfen alle um jeden Euro öffentlicher Zuwendung. Unsere Hoffnung war, dass das Filmhaus die Kölner Filmszene vereint und wir so eine größere Strahlkraft entfalten können.“ Aber die Stadt, so scheint es, entwickelt selbst weder Strategie noch Perspektiven.  Auf die Frage, warum denn trotz mehrfacher Zusagen, die neuen Filmhaus-Mieter immer noch nicht einziehen konnten, obwohl ihnen bereits der 1. Mai in Aussicht gestellt worden ist, antwortet die Stadt: „Die Frage muss die Betreiberin, die  Filmhaus UG, beantworten“.  So stellen sich viele Fragen, für die dem Kulturamt offensichtlich das Verständnis fehlt.

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Im Filmhaus sollen neben dem Kino- und Workshop-Programm für Schulen und Kitas auch Familiensonntage, Mitmachausstellungen, eine Bibliothek und Mediathek im Foyer angeboten werden.

Gefördert wird das Programm des Filmhaus Köln vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW, dem Kulturamt der Stadt Köln und der RheinenergieStiftung Kultur.

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