KommentarWenn das 49-Euro-Ticket scheitert, drohen Preiserhöhungen

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Das 9-Euro-Ticket sorgt für weniger Schwarzfahrer

  • Das dritte Entlastungspaket ist die Chance zur einer Finanzierungsreform beim ÖPNV.
  • Pendler sollen nicht länger die Hauptlast bei Preiserhöhungen tragen.

Köln – Das ist mal eine Verkehrswende. Vor einem Monat bezeichnet der Chef des Verkehrsverbunds Rhein-Sieg das 9-Euro-Ticket noch als „finanzielle Kernschmelze“, weil es jedes Gespür dafür, dass der öffentliche Nahverkehr auch Geld kostet, bei der zahlenden Kundschaft zerstört habe.

Kaum ist das Ticket vom Markt verschwunden, kämpft der VRS-Chef in seltener Einigkeit mit den Kommunalpolitikern für eine schnelle Nachfolgelösung. Das Ticket habe gezeigt, was die Kunden wirklich wollen.

Woher kommt der plötzliche Sinneswandel beim 9-Euro-Ticket?

Einen preiswerten ÖPNV, der bundesweit einfach zu nutzen ist. Ohne willkürliche Tarifgrenzen, ohne Ticketautomaten – und letztlich auch ohne Verkehrsverbünde, die das aus ihrer Sicht alles zu verantworten haben.

Doch woher kommt dieser plötzliche Sinneswandel? Nach all den gescheiterten Reformversuchen. Weil die Kunden die Züge gestürmt und den Nahverkehr für sich entdeckt haben. Weil sie bei dem Angebot sehr nachsichtig mit den vielen Pannen waren und das notorische Bahn-Bashing eingestellt haben.

Chance zur Reform durch drittes Entlastungspaket

Es hat ein wenig gedauert, doch jetzt haben auch die Nahverkehrsexperten die einmalige Chance erkannt, die das dritte Entlastungspaket der Bundesregierung für den ÖPNV bietet: eine neue dritte Säule zu seiner Finanzierung. Neben den Städten und Kreisen und den Pendlern müssen sich Bund und Länder endlich bewegen und ihren Beitrag zur einer Nachfolgelösung leisten.

Ein 49-Euro-Ticket, mit dem man den gesamten Nahverkehr bundesweit nutzen kann, ist die Chance zu einer Reform, die schon so lange herbeigesehnt wurde.

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Zum ersten Mal haben die Kommunalpolitiker ein Druckmittel in der Hand. Wenn das Ticket noch scheitert, so ihr Argument, bleibe ihnen nichts anderes übrig, als die Fahrpreise wie gehabt zu erhöhen. Im Durchschnitt um 5,5 Prozent.

Und sie können mit Recht darauf verweisen, dass sie genau das verhindern wollten. Der Bund hat das Fass aufgemacht. Deckel drauf geht jetzt nicht mehr. Und das ist gut so.

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