Grengel – Wenn es nach Mitternacht am Himmel über Porz laut wird, dann liegt das zu einem großen Teil wohl am US-amerikanischen Transportunternehmen United Parcel Service (UPS). Denn nur nachts landen und starten Flugzeuge der Marken Boeing, Airbus und McDonnell Douglas mit dem charakteristischen gold-braunen schildähnlichen Emblem am Heck. „Nachtflug ist für uns eine absolute Notwendigkeit“, erklärt Holger Henke vom Welcome Center des Unternehmens. Er begrüßte die Besucher, die sich auf Einladung von SPD-Bezirksvertreter Christian Joisten vom Nachtbetrieb im so genannten UPS Air Hub CGN, dem Verteilungszentrum am Flughafen Köln / Bonn einmal ein genaues Bild machen wollten.
Die beiden Frachthallen des Transportunternehmens auf dem Flughafen Köln / Bonn sind seit 1986 die wichtigste Drehscheibe für den weltweiten UPS Lufttransport in Europa, erklärt Henke. Dabei spiele allerdings die Nachtflugerlaubnis eine entscheidende Rolle. „Ohne geht gar nicht“, erklärt er. Denn der Standort Köln ist die Verteiler-Station für weltweite Transporte von Paketen aller Art. Was am Tag verpackt und bei UPS abgeliefert wurde, muss nachts verteilt werden, damit es am folgenden Tag beim Kunden sein kann. So verspricht es das US-amerikanische Unternehmen seinen Kunden. Deshalb kommen ab 23 Uhr die Flugzeuge aus Übersee in Köln an, spucken ihre Ladung aus, die hier sortiert und wieder verladen wird. Bis spätestens fünf Uhr in der Frühe ist das letzte der nächtlich 36 Transportflugzeuge wieder unterwegs.
Für UPS ist Köln ein idealer Standort. Geschätzt wird die zentrale Lage mit guter Infrastruktur, das Start- und Landebahnsystem, das die Nutzung von größten Transportmaschinen erlaubt, die 24-Stunden-Betriebsmöglichkeit und der vorhandene Arbeitskräfte-Markt. Deshalb hat das Transportunternehmen hier vor vier Jahren 135 Millionen Dollar für eine moderne zweite Frachthalle investiert, die größte Investition außerhalb der USA, die UPS jemals getätigt hat. Seitdem sind insgesamt mehr als 200 Mitarbeiter am Flughafen damit beschäftigt, die Waren für den Transport in alle Welt umzuschlagen.
Kontinuierlicher Sinkflug
Kommunalpolitiker Joisten weiß um den Streit über die Nachtflugerlaubnis und hat Verständnis für die Beschwerden der Anwohner. „Aber die Aufhebung der Nachtflugerlaubnis wäre eine Katastrophe für den Flughafen und die Stadt, denn ein großer Teil der Arbeitsplätze hier hängt am Nachtflug.“ Doch Lärmschutz, sagt Joisten, müsse unbedingt sein. Ihn setzt UPS nach eigenen Angaben mit seiner modernen, leisen Flugzeugflotte und „continous descent approach“, dem kontinuierlichen Sinkflug ab etwa 2300 Metern Höhe, um. Dieses Anflugverfahren, das von UPS in Louisville, Kentucky, bereits seit vielen Jahren praktiziert wird, ist seit fast genau einem Jahr auch Pflicht am Flughafen Köln / Bonn.
Aber selbst wenn moderne „Flüstermaschinen“ im kontinuierlichen Sinkflug den nächtlichen Lärm über Porz reduzieren, kann bei offenem Fenster nur der schlafen, der einen wirklich guten Schlaf hat.
