Eisner und RohdeMit diesen Schauspielern bewirbt sich Wuppertal als „Tatort“-Stadt

Lesezeit 4 Minuten
Armin Rohde dpa

Armin Rohde

Wuppertal – Oberbürgermeister Andreas Mucke (SPD) kann sich alles vorstellen: Verfolgungsjagden mit der Schwebebahn beispielsweise, Mord in der Schwimmoper, sogar die Versetzung des Wiener Kommissars Moritz Eisner an die Wupper. Schließlich lebt Schauspieler Harald Krassnitzer, der den Kriminalbeamten spielt, mit seiner Frau, der Schauspielerin Ann-Kathrin Kramer, seit Jahren in Wuppertal.

Ob per Strafversetzung oder wie auch immer Eisner aus Wien losgeeist wird, all das ist Mucke egal. Man wird ja wohl träumen dürfen. Auch einen Bösewicht und Charakterdarsteller hätte er schon im Angebot: Schauspieler Armin Rohde, der als Kind in Wuppertal aufwuchs.

„Wenn Dortmund aussteigen will, wir sind bereit für den Tatort“, sagt Mucke selbstbewusst. „Wir sind ein höchst interessanter Drehort.“ Mit einem Schreiben an WDR-Intendant Tom Buhrow hat sich Wuppertal jetzt ganz offiziell als Tatort-Stadt beworben.

Harald Krassnitzer

Harald Krassnitzer

Hintergrund ist der Ärger, den der letzte Dortmund-Tatort „Zorn“ bei Dortmunds Oberbürgermeister Ulrich Sierau ausgelöst hat. In der Folge ging es um eine geschlossene Zeche und Bergleute, die um eine angemessene Abfindung kämpfen. Sierau ist erbost über die Darstellung seiner Stadt und des Ruhrgebiets. „Das Bild, das am Sonntag über die Orte der Handlung in Dortmund und Marl sowie über die gesamte Region zu bester Sendezeit bundesweit vermittelt wurde, ist an Klischeehaftigkeit nicht mehr zu überbieten“, schimpfte Sierau.

„Mehr Klischee geht nicht“

Die Macher der „Zorn“-Folge würden die Menschen einer Region der Lächerlichkeit preisgeben, in dem sie diese biertrinkend in Trainingsanzügen vor heruntergekommenen Häusern herumstehen ließen. „Mehr Klischee geht nicht.“

Sieraus Zorn über die Tatortmacher beim WDR will die Stadt Wuppertal nutzen. Ganz entspannt und mit einem Augenzwinkern. Sich in Drehbücher einmischen komme für ihn nicht in Frage, sagt Andreas Mucke. „Der Tatort ist eine Marke. Wenn es uns gelingt, die mit Wuppertal zu verbinden, wäre das für die Stadt nur positiv.“

Mucke listet in dem Brief an den Intendanten die Alleinstellungsmerkmale auf. „Wir haben ja nicht nur die Schwebebahn“, sagt Mucke. „Wir haben wunderschöne Gründerzeitviertel mit imposanten Villen, zahlreiche Park- und Grünanlagen, die Nordbahntrasse mit ihren großartigen Blickperspektiven auf die Stadt und zehn sehr unterschiedliche und lebendige Stadtbezirke.“

Unverbrauchte Kulissen ohne Ende, all das könne dem Wuppertal-Tatort ein unverwechselbares Gesicht geben. „Harald Krassnitzer könnte Ihnen bestimmt weitere Vorzüge Wuppertals nennen, die für einen Tatort wichtig sind“, schreibt Mucke an den Intendanten. Selbstverständlich habe Wuppertal auch dunkle Ecken in ausreichender Zahl zu bieten, allein die vielen verwinkelten Treppen seien für Krimis geradezu ideal.

Ann-Kathrin Kramer

Ann-Kathrin Kramer

Die Großstadt mit ihren 350 000 Einwohnern ist schon häufig Drehort für Filmproduktionen unterschiedlichster Genres gewesen. In Tom Tykwers Kinofilm „Der Krieger und die Kaiserin“ mit Franka Potente spielt die Schwebebahn eine Rolle, aktuell wurden die Schlussszenen des Films „Werk ohne Autor“ von Florian von Donnersmarck in Wuppertal gedreht. Der WDR habe schon auf sein Schreiben reagiert, so Mucke am Freitag. Man habe zumindest keine Absage enthalten. Die Bewerbung zeugt auch von einem neuen Selbstbewusstsein der Großstadt im Bergischen Land, die nach Jahren des Niedergangs die Kehrtwende geschafft hat. Die Bevölkerung wächst, die Innenstadt und der Hauptbahnhof sind frisch saniert, bezahlbarer Wohnraum macht sie attraktiv.

„Wir werden in den kommenden Monaten ein paar Überraschungen aufbieten, um zu zeigen, welches Potenzial in uns steckt.“ Mucke hat dabei auch Duisburg vor Augen, das in den 1980er Jahren durch die Tatort-Kommissare Schimanski und Thanner, gespielt von Götz George und Eberhard Feik, fast schon Kultstatus erreicht hat.

Dass Schimanski in einer Tatort-Folge auf der Flucht nach einer Schießerei in einer Wuppertaler Diskothek in einem weißen Nissan eine der typisch steilen Wuppertaler Straßen herunter rast und wenig später wieder in Duisburg ist, habe er gar nicht gewusst, sagt Mucke. „Da war ich wohl noch zu jung.“

Auf dem Hinweg zur Disko nimmt „Schimi“ mangels fahrbarem Untersatz zwangsweise öffentliche Verkehrsmittel – und für ein paar Filmsekunden selbstverständlich auch die Schwebebahn. Man sieht ihn kurz in der vorbeifahrenden Bahn zwischen Pfeiler 100 und Bahnhof Zoo/Stadion.

KStA abonnieren