KonzertBad Münstereifel: Vokalensemble auf Exkursion durch die Musikgeschichte

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Das Ensemble Vokalexkursion Köln steht bei einem Auftritt in festlicher Kleidung im Altarraum einer Kirche.

Die kleine A-cappella-Gruppe, bestehend aus vier Frauen und vier Männern, beeindruckte mit erstaunlichem Volumen.

Das Ensemble Vokalexkursion Köln strich beim Konzert in der Bad Münstereifeler Jesuitenkirche sein besonderes Können heraus.

Man hätte eine Stecknadel fallen hören können: Das Publikum in der voll besetzten Jesuitenkirche war mucksmäuschenstill. Niemand wollte sich auch nur einen einzigen Ton entgehen lassen. Die Vokalexkursion Köln begeisterte am Sonntagabend mit ihrem Programm „Schattenlicht“. Die acht Sängerinnen und Sänger zogen die Zuhörer von Anfang an in ihren Bann.

Helena Wery (Alt) begrüßte die Musikfreunde in Bad Münstereifel. Die Sängerin kennt die Jesuitenkirche nicht nur von den beiden vorangegangenen Konzerten der Vokalexkursion in der Kurstadt, sondern noch aus ihrer Kindheit. Sie ging in Bad Münstereifel zur Schule. Das Programm „Schattenlicht“ führe das Ensemble schon seit einigen Monaten auf, erklärte sie. Die Welt sei zur Zeit von vielen Schatten geprägt, die Musik solle Licht hineinbringen. „Wir wünschen Ihnen eine schöne, klangvolle, leuchtende Stunde.“

Ensemble Vokalexkursion präsentierte alte und neue Musik

Das ist dem Ensemble dann auch gelungen. Die kleine A-cappella-Gruppe, bestehend aus vier Frauen und vier Männern, beeindruckte mit erstaunlichem Volumen, das sie durchweg fein einsetzte. Sanft schwebende, äußerst reine und homogene Klänge, die durch eine hauchzarte Lebendigkeit faszinierten, sind das Markenzeichen der Vokalexkursion. Manchmal hätten die Interpretationen ein wenig markanter sein dürfen, vor allem in der ersten Programmhälfte.

Die Künstlerinnen und Künstler verliehen den Werken einen ganz eigenen Charakter. Daher konnten sie Lieder aus unterschiedlichen Epochen und Ländern gut kombinieren, ohne dass ein merkwürdiger Bruch entstand. Zeitgenössisches mischte sich harmonisch unter alte Musik. Dabei klang jedes einzelne Stück in sich, aber auch im Kontext stimmig.

Spannend war beispielsweise „O nata lux“ von Morten Lauridsen, einem amerikanischen Komponisten, der 1943 geboren wurde. Das Ensemble arbeitete sehr präzise die sanften Reibungen heraus. Zart schwingende und doch greifbare Töne verwoben sich zu einem leichten, durchaus delikaten Klang.

Sängerinnen und Sänger gingen auf Exkursion durch den Kirchenraum

Überwiegend einstimmig sangen die vier Frauen „O coruscans lux stellarum“ von Hildegard von Bingen aus dem 12. Jahrhundert. Dazu stellten sie sich an der Rückwand des Altarraums auf, wodurch sich die Stimmen noch einmal anders im Raum ausbreiteten. Ihr Gesang war gestochen scharf intoniert und doch anrührend menschlich und lebendig.

Jeder Beitrag erhielt vom Kölner Ensemble eine andere Aufstellung. Es war nicht nur eine Exkursion durch die Musikgeschichte, sondern auch durch den vorderen Bereich des Kirchenraums, wodurch der Höreindruck immer wieder ein wenig variierte. Das merkte man ganz besonders bei „Light of my soul“ von Robert L. Pearsall. Für dieses Stück stellte sich der Sieger des Landeschorwettbewerbs NRW unten vor den Bänken im Kreis auf. Das Kirchenschiff wurde klanglich erhellt und füllte sich mit einer friedlichen Atmosphäre.

Zum Abschied aus Bad Münstereifel ein Song von den Bläck Fööss

Doch auch die Schattenseiten kamen zum Zuge. Durch Mark und Bein ging dem Publikum die bittere Erlkönig-Ballade „Wer reitet so spät durch Nacht und Wind“, eine rasante und unheilvolle Vertonung von Franz Schubert und packend interpretiert. Johannes Grewelding (Tenor) selbst schrieb das Werk „Die Welt, die monden ist“. In Textfragmenten wie „Wir fühlten längst schon, wie's spiegelnder wird im Dunkeln“ jonglierte er mit Tönen und Worten gleichermaßen und legte den Gesang dynamisch mal etwas breiter an.

Anglikanische Chorsätze, sakrale Musik unterschiedlicher Zeiten und Stile und auch weltliche Beiträge fanden im Programm „Schattenlicht“ Platz. Zum Schluss des beeindruckenden A-cappella-Konzerts verließ die Vokalexkursion Köln das ernste Fach und holte mit „Somewhere over the Rainbow“ bunte Farben à la Judy Garland ins Haus. Mit einem Gruß aus der Domstadt, dem Lied „Kutt jot heim“ von den Bläck Fööss in fein geschliffener Variante, verabschiedete sich das Ensemble Vokalexkursion Köln.

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