Schöpferkraft in Bad MünstereifelKunst mitten im Chaos

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Vernarrt in die Bäckerin: Galerist Peter Lethert wollte die Skulptur „Der Teig“ aus den Fluten retten.

Vernarrt in die Bäckerin: Galerist Peter Lethert wollte die Skulptur „Der Teig“ aus den Fluten retten.

Bad Münstereifel – Eineinhalb Jahre hat Peter Lethert auf diese Ausstellung gewartet. Eine weltweite Pandemie und eine Hochwasserkatastrophe machten ihm einen Strich durch die Rechnung. Jetzt will Lethert sie aber nicht mehr verschieben – ganz egal, wie groß die Schäden an seiner Galerie sind. Am 4. September soll es endlich soweit sein: Lethert zeigt eine Sammlung der Werke des Bildhauers Joscha Bender unter dem Titel „Der sechste Sommer“.

Der Blick nach vorn

Er habe keine Erfahrungswerte, wie er in einem solchen Chaos eine Ausstellung auf die Beine stellen könne, sagt Lethert. Für den Galeristen ist trotzdem klar: Aufwärts soll es gehen. Kunst steht für ihn für Schöpferkraft. Das sei etwas, was die Stadt jetzt brauche. „Mit der Ausstellung will ich ein positives Zeichen setzen und den Blick nach vorne richten“, sagt er. Und das, obwohl vom Erdgeschoss seiner Galerie in der Wertherstraße nicht mehr viel übrig ist. Selbst vier Wochen nach der Flut sind die Holzvertäfelungen an den Wänden noch mit Schlamm bespritzt. „Der größte Teil der Ausstellung steht deshalb im ersten Stock.“

Doch eine Skulptur – sie heißt „Der Teig“ – bleibt im zerstörten Erdgeschoss stehen. „Sie ist ein Mahnmal für die Katastrophe und die Flutopfer“, erläutert Lethert. Denn die Skulptur ist in der Flutnacht selbst ertrunken. Eigentlich besteht sie aus einer Bäckerin und einem Kind. Beide wurden aber durch das Wasser voneinander getrennt. Er habe noch versucht, die Skulpturen aus dem überfluteten Erdgeschoss zu retten, sagt Lethert. „Bei vielen hat es geklappt. Aber die Bäckerin war zu schwer und das Wasser stieg zu schnell an.“ Erst nach dem Hochwasser konnte er das Kunstwerk in den ersten Stock bringen, wo es die nächsten Wochen schlammverkrustet auf einer Decke verbrachte. Im Moment steht „Der Teig“ in der Galerie von Letherts Namensvetter Christian Lethert in Köln. Der veranstaltet eine Benefizverkaufsausstellung für seinen Kollegen aus Bad Münstereifel. Bald soll sie aber wieder zurückkommen.

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Eigentlich sollte „Der Sechste Sommer“ schon im Frühjahr 2020 gezeigt werden. Wegen des Lockdowns verschob Lethert die Ausstellung aber. „Diesen Juli hatten wir schon alles aufgebaut, um eine Vernissage veranstalten zu können. Und dann kam die Flut“, sagt der Galerist. Für den Bildhauer Joscha Bender findet Lethert nur lobende Worte: „Joscha arbeitet mit einer unglaublichen Präzision.“ Der junge Bildhauer habe ein Auge für Details und natürliche Formen. Benders Skulpturen zeigen unter anderem ein Shire Horse, einen Pottwal oder einen Hirschkäfer, eine Frau beim Sonnenbad und zwei menschliche Hände.

Die Vernissage in Letherts Münstereifeler Galerie findet am Samstag, 4. September, von 15 bis 18 Uhr, statt. Lethert bittet seine Gäste, sich während der Vernissage an die geltenden Corona-Regeln zu halten. Wer mit dem Auto anreist, dem rät Lethert außerhalb der Stadt zu parken und den Hintereingang der Galerie zu nehmen, der von Johannisstraße oder Braugasse erreicht werden kann. Der Vordereingang des Gebäudes wurde durch die Flut vollständig zerstört. Schon am Freitag der kommenden Woche, 20. August, 18 bis 21 Uhr, veranstaltet Letherts Namensvetter aus Köln seine Benefizausstellung. Die Ausstellung findet in der Antwerpener Straße 52 im Belgischen Viertel in Köln statt.

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