Euskirchener SchulenDas Münstereifeler Gymnasium wurde schlimm getroffen von der Flut

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Bis unter die Decke stand im Keller das Wasser, wie Carolin Neswadba und Bernhard Helfer zeigen.

Bis unter die Decke stand im Keller das Wasser, wie Carolin Neswadba und Bernhard Helfer zeigen.

Bad Münstereifel – Endlich ein normaler Schulstart mit allen Schülern in Präsenzunterricht. Und dann auch noch mit den neuen digitalen Tafeln! Das war die Hoffnung von Bernhard Helfer, Schulleiter am St.-Angela-Gymnasium, und seiner Stellvertreterin Carolin Neswadba. Doch diese wurde durch die Hochwasserkatastrophe des 14. Juli jäh zerstört.

Zurück zu Distanzunterricht

Jetzt wird es so sein wie zu den heftigsten Corona-Zeiten. Alle Schüler des Gymnasiums starten mit Distanzunterricht – sofern die Wasserwalze Computer, Internet und Strom nicht zerstört hat. „Wir wissen noch nicht, was technisch alles geht“, sagt Helfer. Es gebe aber vom Schulträger die Zusage, dass Wohnungen, Häuser oder Tagungsräume angemietet werden dürfen, in denen sich Schülergruppen, die momentan nicht digital unterwegs sind, zusammenkommen.

Eine Ausnahme bilden die neuen Fünftklässler – auch dank der guten Zusammenarbeit mit der Stadt. Obwohl auch das benachbarte Schulzentrum betroffen ist – allerdings hauptsächlich im Keller – ziehen die vier fünften Klassen in die Realschule, sodass die ehemaligen Grundschüler von Beginn an Präsenzunterricht haben. Auf dem Programm steht auch direkt zu Beginn eine Seelsorgestunde mit Schwester Johanna Maria, der Schulseelsorgerin.

Aufarbeitung des Erlebten hat Priorität

Das zeigt: An wirklichen Unterricht ist zunächst überhaupt nicht zu denken. Für Helfer und Neswadba ist klar, dass in den ersten Tagen Gespräche über das Erlebte im Vordergrund stehen. Auch die Schüler müssen die Katastrophe aufarbeiten. Die Klagewand in der Kapelle, die eigentlich von Schwester Johanna Maria wegen der Corona-Pandemie eingerichtet wurde, und in die Schüler einen Zettel stecken, was ihnen auf dem Herzen liegt, wird sich vermutlich noch weiter füllen.

Die Rückkehr der restlichen Schüler, Corona und etwaige Einschränkungen ausgeklammert, hat die Schulleitung schon grob geplant. Die Q2, also die angehenden Abiturienten, sollen als Nächstes in den Präsenzunterricht zurückkehren. Dazu werden sechs große und drei kleine Räume sowie eine Toilettenanlage per Container auf dem Sportplatz hergestellt. Die entsprechenden Planierarbeiten und die Errichtung des Fundaments beginnen in Kürze. Wenn alles gut geht, ist die Q2 Mitte September wieder vor Ort.

Und dann? „Wenn alles gut läuft und die lauten Entkernungsarbeiten in Erdgeschoss und Keller abgeschlossen sind, kann Ende September, Anfang Oktober in der ersten und zweiten Etage wieder Unterricht stattfinden“, hofft Helfer. Aber, soergänzt Carolin Neswadba, man denke derzeit immer an Alternativen: „Wir haben einen Plan A, B und C.“ Weitere schwere Arbeiten sollen beispielsweise erst in den zwei Herbstferienwochen stattfinden.

Bis zum Unterrichtsstart in den oberen Etagen sind dann hoffentlich auch die neuen digitalen Tafeln eingebaut. Die alten Tafeln wurden zu Beginn der Ferien alle abgehängt, der Unterbau für die Tafeln, die von Whiteboards umrahmt werden sollen, wurde geschaffen. Die neuen Tafeln waren sogar schon angeliefert, standen aber in der Flutnacht im Erdgeschoss. „Wir müssen noch prüfen, ob die überhaupt noch funktionieren“, sagt Helfer.

Bis dahin muss improvisiert werden, auch ohne Tabus. Die Kapelle, in der auch Wasser gestanden hat und die deshalb leer ist, dient zukünftig als Versammlungsraum. Dort wird am Wochenende etwa die Bücherausgabe stattfinden.

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Sprechen Helfer und Neswadba über die Zukunft der Schule, ist ihre Aufbruchstimmung deutlich zu spüren. Die beiden begreifen die Situation als Chance, um das St.-Angela-Gymnasium ins 21. Jahrhundert zu hieven. Natürlich gab es immer wieder Modernisierungen, wie eben die Ausrichtung auf den Digitalunterricht auch dank Corona. Aber: Im Kern ist das „Angela“ auf dem Stand der 70er-Jahre und kann nun an die Bedürfnisse der heutigen Lehrer und Schüler angepasst werden. Helfer spricht diesbezüglich vom „Phönix-Prinzip“.

Und auch mit der Frage, was zukünftig in den Keller gehört, muss man sich beschäftigen. Der Server wohl besser nicht mehr, denn der wurde überschwemmt – leider auch der Zweitserver, der im Sekretariat stand. Eine Datensicherung hat der EDV-Anbieter von 2019. Alle Daten danach sind weg. Und die Lagerung alter Abiturzeugnisse im Keller ist vielleicht auch zu überdenken. Diese werden nun vom LVR in mühevoller Arbeit gereinigt und wiederhergestellt.

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