Das 2000-Quadratmeter-Areal von Familie Böhm aus Freilingen ist vom Verein „Natur im Garten Deutschland“ zertifiziert worden
Ausgezeichneter GartenFamilie Böhm hat in Freilingen ein naturnahes Paradies geschaffen

Simone Böhms Garten ist jetzt als „Natur im Garten Deutschland“-Musterprojekt zertifiziert.
Copyright: Stefan Lieser
Der Garten von Simone und Markus Böhm in Freilingen ist erneut prämiert worden. Jetzt wurde er mit der Plakette des Vereins „Natur im Garten Deutschland“ ausgezeichnet. Preiswürdig sind unter anderem der Verzicht auf Pestizide, chemisch-synthetischen Dünger und Torf sowie eine Gestaltung, die insekten- und kleintierfreundlich ist.
Raschelt es dahinten im Laubhaufen, so wie es ein Igel tut? Simone Böhm ist sich nicht ganz sicher, doch in ihrem 2000 Quadratmeter großen „Entdeckergarten“, der sich in zwei gleich große Teile – einen „Aufenthaltsgarten“ und einen „Nutzgarten“ aufteilt, wäre das wenig überraschend. Im Schutz des herbstlich aufgebauten Laubhaufens findet sich da ebenso ein mögliches Überwinterungsquartier wie im geschichteten Totholz hinter dem Wohnhaus, in einem der auf dem Gelände verteilten Insektenhotels oder in den Nistkästen. Kleintiere, Gartenvögel, im Sommer auch Insekten und Schmetterlinge, sollen sich hier wohlfühlen.
Während der Corona-Zeit den Garten noch schöner gemacht
Und deshalb wachsen bei den Böhms im Garten etwa Borretsch, Giersch und Brennnessel. Schmetterlinge lieben Letztere. Oder auch das Zierlauch – Simone Böhms Lieblingsstaude – und die als klimaresistent geltende Fetthenne. Rosen hingegen sucht man vergebens.
Alles zum Thema Corona
- „Noch nie erlebt“ Fans des 1. FC Köln berichten von Ärger am Stadion-Einlass
- Schauspiel Köln Sie können einem leidtun, diese lieben Arschlöcher
- Synthetische Drogen Crack verdrängt alle anderen Drogen in NRW – Immer mehr Todesopfer
- Ausgezeichneter Garten Familie Böhm hat in Freilingen ein naturnahes Paradies geschaffen
- Bauprojekt „Klara und Stamm“ Lückenschluss in Ehrenfeld – Wo einst das Theaterhaus stand, ziehen wieder Künstler ein

Die alte Zinkbadewanne aus dem Bauernhof ihrer Eltern ist jetzt eine bepflanzte Wasserstelle.
Copyright: Stefan Lieser

Geschichtetes Totholz als Nist- und Ruheplatz für Gartenvögel, Nagetiere und Insekten.
Copyright: Stefan Lieser
Der Garten der Böhms wurde 2020 schon einmal ausgezeichnet, damals als einer der schönsten im Altkreis Schleiden, und seitdem ist er noch schöner geworden. „Wir lassen zum Beispiel im Frühjahr Gänseblümchen, Löwenzahn und Margeriten ausblühen. Dann mähen wir nur Wege frei, sonst ist hier ja kein Durchkommen mehr“, so Böhm. Sie führt zu einem kleinen, hübschen und rundum verglasten Gartenpavillon. Was der Natur nützt, soll auch den Menschen nützen, lautet eines der Prinzipien, die sie bei der Gestaltung des Areals umgesetzt hat. „Als Corona war, haben wir uns als kleine Urlaubsalternative vor Ort zwei Pavillons gebaut, einen offenen und einen geschlossenen.“
So hat sie es vor wenigen Wochen auch Marianne Radtke vom Verein „Natur im Garten Deutschland e.V.“ erklärt. Die offizielle Zertifiziererin des Landesverbands NRW hat geschaut, sich vielleicht gewundert, und nachgefragt: Wenn Simone Böhm auf Pestizide verzichte, wie sie dann zum Beispiel Gurken und Tomaten im Ziergarten schützen wolle? Das ist neben dem geforderten Verzicht auf chemisch-synthetischen Dünger und Torf eines der Kriterien für eine Anerkennung und Aufnahme in das Verzeichnis der „Natur im Garten“-Adressen hierzulande.
Ein Naturgarten, der viele Kriterien erfüllt
Anderes muss dazukommen wie Wildsträucher, Kräuterrasen, das Zulassen von Wildwuchs, eine „Wilde Ecke“, standortgerechte Bäume oder das Anlegen von Nützlingsunterkünften, die Regenwassernutzung, ein Gemüse- und Kräutergarten, Mischkulturen, Fruchtfolge und Gründüngung.

Im Hochbeet gedeiht der Salat in die Wintersonne.
Copyright: Stefan Lieser

Wer den Garten der Böhms über schmale Pfade betritt, soll in einen „Entdeckergarten“ kommen, so der Anspruch von Simone Böhm.
Copyright: Stefan Lieser
Es sei eine zweistündige Begehung gewesen, berichtet Simone Böhm, zuvor hatte sie schon einen umfangreichen Fragebogen beantwortet. „Das waren die Kriterien, die zu erfüllen sind, wenn man sich der Zertifizierung stellen will“, so Böhm. Dabei galt es, Punkte zu erzielen – was für sie ein Leichtes gewesen sei.
Sie liefert mit ihrem Garten, der so verwunschen und spontan angelegt wirkt, tatsächlich aber fast bis ins letzte Eckchen durchdacht ist, nicht nur das Gewünschte ab. Dafür hat Simone Böhm einfach zu viele Ideen. Da ist die bepflanzte alte Zinkwanne, die zugleich als Wasserstelle dient, aus dem Bauernhof ihres Vaters, auf dessen einstigem Acker das Gartenparadies mit Wohnhaus entstanden ist. Aus Böhms „Tischlein deck dich“-Geschirrverleih ausgemusterte und schadhafte Saucieren dienen jetzt als Pflanztopf im Rankblumen-Bogen, der alte Holzsägetisch ist zum Pflanztisch geworden.
Der Wildwuchs hat im Garten der Familie Böhm Methode
Ein rostiger Eisenzaun rahmt im Nutzgarten den kleinen Vorgarten zum großen Gewächshaus ein, wo Böhm kultiviert, was auf den Teller kommen kann. Sie schlägt wenige Meter weiter die Abdeckung eines der Hochbeete zurück: Der Wintersalat leuchtet in der Sonne. Man kann vieles in diesem Gartenreich entdecken. Etwa eine kleine Ahorn-Linden-Allee, unter der schon eine Hochzeit gefeiert wurde. Eine lange Tafel mit robuster Holzbestuhlung lädt zum Gartendinner ein.
Vor dem eigentlichen Grundstück ist auch eine Streuobstwiese Teil des elterlichen Erbes von Simone Böhm. Zum Weg hin ist ein Distelstreifen angelegt, der wachsen kann, wie er lustig ist. Das haben manche der Nachbarn, deren Wiesengrün offenbar normabweichungsfrei dem eines Golfplatzes nahekommt, nicht so ganz verstanden, meint Böhm. Also mäht ihr Mann die Obstwiese immer genau um den Distelstreifen herum. Man sieht, der Wildwuchs hat Methode.
Wühlmäuse mögen weder Zierlauch noch Fetthenne
Dabei hat das eher unkonventionelle Konzept des Ganzen ja schon 1996 mit dem Hausbau begonnen. Zuerst habe sie damals die Hecke gepflanzt, dann wurde das Haus gebaut, erzählt Böhm.
Die Plakette „Natur im Garten“ ist schon länger an einem kleinen Schuppen am Grundstückeingang angebracht. Der Lohn für viel Arbeit, die Böhm nicht so empfindet: „Das ist für mich Ausgleich.“ Anderes mache ihr da viel mehr zu schaffen: 2022 hatten Böhms in ihrem Wundergrün eine Wühlmausplage. Das Gelände sei praktisch „untertunnelt“ worden. Seitdem weiß Simone Böhm zweierlei: Die Nager mögen keinen Zierlauch und keine Fetthenne – beides hat sie seitdem vermehrt angepflanzt.
Anderes aber mögen Wühlmäuse schon: In dem ausgezeichneten Garten ist das, was man hier mit Sicherheit erwarten würde, nicht vorhanden: Diese „Natur im Garten“ ist eine ohne jede Rose.
Großes Netzwerk für Naturgarten-Freunde
Die Idee von „Natur im Garten“ wurde 1999 in Niederösterreich vom damaligen Umweltlandesrat Wolfgang Sobotka ins Leben gerufen. Die wichtigsten Kriterien für eine Auszeichnung von Privatgärten sind seitdem unverändert: Gärtnern ohne Pestizide und Düngemittel sowie Torf. Ziel ist es, die Artenvielfalt im Garten zu fördern.
Gärten sollen naturnahe Wohlfühloasen und Entspannungsorte für Menschen, Tier- und Pflanzenwelt sein. Heute ist der Verein ein internationales Netzwerk von Partnerbetrieben, Schaugärten und Gartenplanern. In Deutschland gibt es Landesverbände, die die Zertifizierung auf Antrag der Gartenbesitzer vornehmen.

