Momentan ist unklar, wer sich künftig um die Streuobstwiesen unterhalb des Kronenburger Burgberings kümmert. Hilft ein Krisengespräch?
Pflegevertrag ausgelaufenHistorische Streuobstwiesen in Dahlem-Kronenburg sind verwaist

Seit Jahrhunderten werden die Hangwiesen als Streuobstwiesen genutzt. Zwischenzeitlich war ein Teil auch mal Mülldeponie.
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Wer kümmert sich künftig um die Pflege der historischen Hangwiesen mit rund 130 Obstbäumen unterhalb des Burgortes Kronenburg und am Hüttenberg? Das ist seit diesem Frühjahr unklar, denn ein Pflegevertrag ist ausgelaufen. Jetzt kommt es zu einer Art Krisengespräch mit allen Beteiligten.
So nennen es die einen, andere sprechen vom Abstimmungsgespräch, doch klar ist: Die Untere Naturschutzbehörde als Trägerin der Landschaftspflege im Kreisgebiet, die Biologische Station für Fragen des Vertragsnaturschutzes und die Gemeinde Dahlem als Eigentümerin des größten Teils der Flächen müssen reden.
Skandal oder nicht? Die Meinungen gehen auseinander
Denn seit dem 1. April dieses Jahres hat die Eifel-Stiftung in Kronenburg ihren Pflegevertrag auch für Parzellen außerhalb ihrer eigenen auf den Hangwiesen mit Streuobstbestand beendet. Sie hatte die Verpflichtung 2022 von Hans-Henning und Husch Steffen aus Kronenburg übernommen. Das Ehepaar hatte sich seit 1999 ums Gehölz gekümmert, die Aufgabe nach 23 Jahren aus Altersgründen beendet.
Dass sich nun eine Pflegelücke auftut und es da offene Fragen gibt, wurde vor wenigen Wochen durch einen Mailverkehr zwischen Ulrich Böttger, Ratsherr von Bündnis 90/Die Grünen, der in Kronenburg lebt, Ortsbürgermeister Johannes Fahling und CDU-Gemeinderatsmitglied Mathias Brandenburg, die beiden sind Ur-Kronenburger, bekannt. Der Schriftwechsel liegt der Redaktion vor. Böttger spricht von einem Skandal – was Fahling und Brandenburg entschieden zurückweisen.

Viele der Obstbäume haben eine Nummer. Baumpaten kümmern sich um die Ernte.
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Doch dem Grünen-Ratsherrn ging es auch zum Beispiel um den Augenschein: von den Bäumen gefallenes Obst – Zwetschgen, Birnen, Äpfel –, das offenkundig nicht geerntet worden war. Was würde grundsätzlich daraus werden, wenn sich keiner mehr um die Pflege der Streuobstwiesen kümmert?
Denn was gerade stellenweise ungeordnet aussieht, hat ja eine Vorgeschichte: 2019 und 2020 hatte die UNB (Untere Naturschutzbehörde) auf Bitten des Ehepaares Steffen Entbuschungsmaßnahmen, Weidezaunreparaturen und Erweiterungen des Schutzzauns organisiert und finanziert.
Der Obstbaumschnitt fand bis 2024 statt
Für den Zeitraum von 2021 bis 2026 wurde zudem mit der Biologischen Station des Kreises im Rahmen einer Förderung auf öffentlichen und privaten Grundstücken der Verjüngungs- und Pflegeschnitt an rund 130 alten und mittelalten Obsthochstämmen auf den Hangwiesen unterhalb des Burgberings und am Hüttenberg organisiert. Der Obstbaumschnitt habe bis 2024 stattgefunden, so die UNB auf Anfrage. Aus gesundheitlichen Gründen könne der damit beauftragte Unternehmer das aber weder in diesem noch im kommenden Jahr durchführen.
Ein zweites Problem kommt hinzu. Die mit der Mahd der Wiesen durch ihre Schafherde beauftragte Schäferin habe, so die UNB, darum gebeten, aus Altersgründen Flächen in Kronenburg aus ihrem Vertragsnaturschutzvertrag mit der Biologischen Station zurückgeben zu können. Im Klartext: Bei den Flächen, die sich in öffentlichem Besitz befinden, und das ist der größte Teil, sind derzeit sowohl die weitere Pflege als auch die der dort stehenden Obstbäume ungeklärt.
Vor der Neuanpflanzung waren die Wiesen zum Teil verbuscht
Der Stellenwert, den die Parzellen für den Ort Kronenburg, die Gemeinde Dahlem und auch den Kreis Euskirchen haben, ist heute unbestritten. Das Areal steht unter Landschaftsschutz. Das war nicht immer so. Die Abhänge waren im Mittelalter das Glacis, also die freie Fläche außerhalb der Stadtmauern. Sie wurden als Gärten und Streuobstwiesen genutzt, bevor sie verfielen. Das hat die Ortsgruppe des Eifelvereins vor Jahren recherchiert. Vor der Neuanpflanzung waren die Hangwiesen über Jahrzehnte teils mit Fichten zugewachsen und verbuscht, so Hans-Henning Steffen. Noch weiter zurück, mutmaßlich in der Nachkriegszeit, dienten Teile der Wiesen als Abfallkippe.
Durch die Pflegemaßnahmen seit 1999 hat sich das geändert. Die Eifel-Stiftung etwa ließ zudem ihren eigenen Hangwiesenteil im Bereich des historischen Burghauses und der Häuserzeile mit der Villa Kronenburg von störendem Bewuchs freischneiden. Von der Terrasse des Burghauses hat man heute einen Panoramablick ins Kylltal und auf den Kronenburger See.
Die Streuobstwiesen gelten als schützenswertes Biotop mit hoher ökologischer Wertigkeit.
Die Kronenburger Streuobstwiesen gelten heute als „schützenswertes Biotop mit hoher ökologischer Wertigkeit“, so die Untere Naturschutzbehörde auf Anfrage. Zudem: „Diese Offenlandbereiche sind ein wesentlicher Bestandteil des kulturhistorisch bedeutsamen Burgberings. Sie stellen eine traditionelle Form der Landschaftsnutzung dar. Sie sind Zeugnisse ländlicher Lebens- und Wirtschaftsformen und prägen das Landschaftsbild und regionale Identitäten.“
Schließlich sind die Kronenburger Streuobstwiesen, ihre Pflege und Erhalt Teil eines kreisweiten Konzepts. Seit dem Winter 2018/19 habe man laut UNB jedes Jahr alte und regionale Sorten im Rahmen der Ersatzgeldverwendung auf öffentlichen und auch privaten Grundstücken gepflanzt. Bisher waren es den Angaben zufolge 349 Obstbäume im Kreis. Im Rahmen des Vertragsnaturschutzes werden demnach rund 42 Hektar Streuobstwiesen im Kreisgebiet gefördert.
Unterstützung erhalten die Fachbehörden und Dienststellen dabei in Kronenburg bisher von Familien und Einzelpersonen, die über die Eifel-Stiftung seinerzeit Baumpatenschaften übernommen haben. Die Bäume wurden für den Zweck durchnummeriert. Ihre Besitzer hoffen nun natürlich, dass sich auch künftig darum gekümmert wird, wie es darunter und drumherum aussieht – nur ernten müssen sie ihr Obst selbst.
In diesem Jahr, auch wenn Kritiker faulendes, nicht geerntetes Obst auf den Wiesen bemängeln, sieht es da insgesamt offenbar nicht schlecht aus. Das Streuobstwiesen-Netzwerk Nordeifel eG (Sonne) macht mit seiner mobilen Saftpresse am Freitag, 17. Oktober, Station in Kronenburg auf dem Spoden-Hof an der Dr.-Axe-Stiftung. Dort sind nach Angaben der Sonne ab 9 Uhr alle Termine ausgebucht.