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Kommentar

Fußball im Kreis Euskirchen
Das wird nun wirklich die spannendste Kreisliga A aller Zeiten

Ein Kommentar von
6 min
Ein Fan von Wüschheim-Büllesheim hat eine rot-blaue Rauch-Fackel gezündet.

Auch für Fans der Pyrotechnik ergeben die Wochenenden jetzt wieder einen Sinn, wie hier beim Eröffnungsspiel in Nemmenich.

Die Lokalsportredakteure liefern nach dem Auftaktwochenende der Fußballsaison im Kreis Euskirchen die ersten (steilen) Thesen. 

Der Fußball ist zurück. Die zwei fußballfreien Monate (die dank diverser Welt- und Europameisterschaften gar nicht so fußballfrei waren) sind vorbei. Auf den Sportplätzen im Kreis kann man wieder diese unvergleichliche Mischung aus frisch gemähtem Rasen, leicht angebrannter Bratwurst, Franzbranntwein und Schweiß riechen. Oder anders ausgedrückt: Die Wochenenden haben wieder einen Sinn. Zeit, für ein paar (steile) Thesen der Lokalsportredakteure.

Die Fußballsaison ist endlich gestartet und das ist gut so. Und es wird einiges geboten.

Tom: Ich freue mich auf die Saison – auf die Geschichten, die nur der Fußball schreibt. Zugegeben: Die allerhöchste Qualität hat die Kreisliga A bereits seit Jahren nicht mehr. Aber es macht unheimlich viel Spaß, die Liga zu verfolgen – egal, ob aus der Ferne der Redaktion oder auf dem Sportplatz. Grundsätzlich kann jeder jeden schlagen. Die Liga ist unheimlich ausgeglichen, eine Übermannschaft gibt es nicht.

Für Gerrit Ueckert war der 9:5-Sieg ein Jahrhundertspiel

Und wer kein Fußballfan ist, der wird es, wenn es Partien wie das 9:5 zwischen dem TSV Schönau und den Sportfreunden DHO gibt. Klar, wenn ein Team einen 2:5-Rückstand in einen 9:5-Sieg verwandelt, kann man – wie TSV-Coach Gerrit Ueckert – gerne schon mal von einem „Jahrhundertspiel“ sprechen. Solche Partien werden tatsächlich die Ausnahme bleiben, aber Bock macht die neue Saison schon jetzt.

Thomas Schmitz

Thomas Schmitz

Lokalsportkoordinator in der Redaktion Euskirchen. Außerdem kümmert er sich um die Stadt Bad Münstereifel. Er war von Herbst 2004 bis Mitte 2014 bereits in der Euskirchener Redaktion als Digitaljourna...

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Und das, obwohl die Verbandsmannschaften noch gar nicht ins Geschehen eingegriffen haben. Die Entwicklung des TuS Zülpich in der zweiten Landesliga-Saison wird spannend zu beobachten sein, zumal in der Mannschaft Musik drin ist. Nicht umsonst spricht Trainer David Sasse von „Heavy-Metal-Fußball“, den er spielen lassen will. Aber auch Erftstadt-Lechenich, der SV Bessenich und die JSG Erft Euskirchen dürften in der Bezirksliga Spaß machen – auch wenn sie angesichts der finanziellen Kraft der Gegner erst einmal leisere Töne anschlagen werden. Mein Tipp: Kein Team aus dem Fußballkreis Euskirchen steigt ab – abgesehen vom SC Wißkirchen, der nach dem Rückzug bereits als Absteiger feststeht.

Tom Steinicke

Tom Steinicke

ist in der Redaktion Euskirchen für den Kreis zuständig. Zudem unterstützt er den Lokalsport, ist auf der ständigen Jagd nach Geschichten sowie als Polizeireporter unterwegs. Das Volontariat hat er in...

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Thomas: Gewagt, gewagt, Herr Kollege. Aber ich will gar nicht dagegenhalten, denn ich hoffe natürlich, dass es keine Mannschaft aus dem Fußballkreis in der Bezirksliga trifft und alle die Klasse halten. Aber: Erftstadt-Lechenich ist aktuell schwer einzuschätzen, und die JSG Erft muss zeigen, dass sie aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt hat und gereift ist. Von den drei Teams aus dem Kreis würde ich Bessenich als das beste ansehen – wenn die Knochen der in die Jahre gekommenen Leistungsträger mitmachen. Zülpich in der Landesliga macht hoffentlich genauso viel Spaß wie in der vergangenen Saison. Die meisten Stammspieler sind schließlich geblieben. Da wird es eher spannend zu sehen, ob die Neuzugänge erneut einschlagen.

Lieber Hurra-Fußball als eine torlose Abwehrschlacht

Und was die Kreisliga A angeht, stimme ich dir zu: Es kann jeder jeden schlagen, wie das 4:3 der Sötenicher beim Favoriten Dahlem-Schmidtheim gezeigt hat. Und es darf gerne so torreich bleiben wie bei drei der ersten vier Partien (die Mittwochspiele waren nach Redaktionsschluss). 14 Tore in Schönau und je sieben in Vernich und Schmidtheim – das ist doch toll! Das wollen die Fans und Zuschauer sehen. Da bin ich dann ein Freund des Hurra-Fußballs. Nullnull ist nicht umsonst die Abkürzung für den Abort und deshalb für den Allerwertesten.

Dollendorf-Ripsdorf ist zu gut für die Kreisliga B und wird den Aufstieg frühzeitig klarmachen.

Tom: Aller guten Dinge sind im Fall des FC DoRi wohl wirklich drei. Die Eifeler können sich in dieser Saison nur selbst schlagen. Vor allem die Offensivmaschine ist überragend. Sollte die Mannschaft von Trainer Alexander Huth, der selbst zum derzeit sehr gut geölten Offensivmotor gehört, von Verletzungen verschont bleiben, wäre alles andere als der direkte Aufstieg eine Überraschung – und für Do-Ri eine herbe Enttäuschung. Die bisherigen zwei Spiele lassen jedenfalls keinen Zweifel: In dieser Form ist der FC Do-Ri der Aufstiegsfavorit. Daran wird sich auch nichts ändern, wenn die anderen Teams die extra Motivationspillen vor dem Anpfiff einwerfen, um die Ersten zu sein, die dem Favoriten ein Bein stellen. Vor den Verantwortlichen, allen voran Coach Huth, muss man aber schon jetzt den Hut ziehen. Nach den beiden enttäuschenden Spielzeiten in den vergangenen Jahren noch einmal einen gemeinsamen Anlauf zu probieren, zeugt von Charakter. Bei anderen Teams hätte das erneute Verpassen des Aufstiegs aufgrund des direkten Vergleichs mit dem SSV Golbach vielleicht das Ende bedeutet.

Selbst ein früherer Oberliga-Spieler kickt bei Dollendorf-Ripsdorf

Thomas: Zweimal hat DoRi den Aufstieg knapp verpasst. Ich kann mich noch an das verlorene Entscheidungsspiel gegen Füssenich-Geich erinnern – und wie Alex Huth auf dem Platz saß und die Welt nicht mehr verstand. Jetzt, im dritten Anlauf, muss es klappen. Der Kader ist seit einigen Jahren zusammen und punktuell verstärkt worden. Schlüsselspieler ist mit Sicherheit Mathias Diederichs, der mit seinem Coach die Tore zum Aufstieg schießen soll. Hinzu kommen dann aber auch noch ehemalige Bezirksligaspieler wie Andreas Nellessen und Patrick Bühl – und mit Jeremy Eder jemand, der in der Jugend für Hertha BSC in der Bundesliga und später in der Oberliga Nordost gespielt hat. Was soll da schon schiefgehen?

Es ist nun aber wirklich und ganz ehrlich die spannendste Kreisliga A aller Zeiten.

Thomas: Das stimmt, aber dennoch sind, frei nach George Orwell, einige Klubs gleicher als andere. So sehe ich Dahlem-Schmidtheim trotz der Auftaktniederlage weiterhin als Aufstiegsaspiranten Nummer eins. Große Chancen rechne ich aber auch dem SSV Weilerswist zu, der seit dem tragischen Vorfall mit Stürmer Patrick Hinsch eine echte Einheit bildet und sich – im Gegensatz zu Dahlem – schon mit dem Spielsystem des Trainers arrangiert hat. Ein wenig Sorge habe ich um Lommersum. Nach der schwachen Rückrunde und den ersten Pflichtspielergebnissen braucht der SSV endlich wieder Erfolgserlebnisse. Und auch die Aufstiegseuphorie beim SSV Golbach dürfte nach dem Pokalaus in Frauenberg und der Auftaktniederlage gegen Mechernich einen Dämpfer erlitten haben.

Ein Funke reicht bei Golbach, um die Euphorie wieder zu entfachen

Tom: Ich fange mal hinten an. Ja, der SSV Golbach ist noch nicht in der neuen Saison angekommen. Ein Tor in zwei Spielen ist für eine Offensive wie die des SSV einfach zu wenig. Aber deshalb gleich die Euphorie in die Tonne kloppen? Wer die Feierlichkeiten nach dem Aufstiegsspiel in Mutscheid gesehen hat, weiß, wie schnell die Euphorie wieder da ist. Da reicht ein Funke, ein erstes Tor der Saison. Es ist unheimlich schwer, die Absteiger und den Aufsteiger zu tippen, aber ich versuche es mal – in der Hoffnung, nirgends ein Platzverbot ausgesprochen zu bekommen. Absteigen werden der SV Schöneseiffen, Vernich und der SSV Lommersum – oder der SSV Golbach, wenn es doch nicht Klick macht in der Offensive – oder ich falsch liege mit der Annahme, dass kein Bezirksligist sportlich absteigen wird. Aber vielleicht sind es auch drei andere Teams, weil man bei dieser Kreisliga A eh besser Lotto spielt.

Ach ja, der Aufsteiger: Von den Spielern her hat der TuS Zülpich die größte Qualität. Ob es für den Verein finanzierbar ist, die Reserve in der Bezirksliga zu haben, müssen andere entscheiden. Aber sollten Kicker aus der Landesliga-Truppe in der Reserve Spielpraxis sammeln müssen und die Zweite keine Verletzungsprobleme bekommen, ist das schon ein starker Kader.