KolumneNicht nur im Kreis Euskirchen: Ein Spiel dauert eben doch länger als 90 Minuten

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Blessems Cedric Hambach grätscht den Ball weg und Blessems Siegtorschütze Tim Floßbach springt gekonnt drüber.

Spannung ja, aber das 4:3-Siegtor für Blessem II gegen Frauenberg II durch Tim Floßbach, der hier über den grätschenden Mitspieler Cedric Hambach springt, fiel schon in Minute 78.

Zahlreiche Spiele in den Euskirchener Kreisligen zeigen, dass eine Weisheit von Weltmeister-Trainer Sepp Herberger keinen Bestand mehr hat. 

Viele von Sepp Herbergers Fußballweisheiten haben bis heute Bestand. Der Ball ist tatsächlich immer noch rund. Das Runde muss halt wirklich ins Eckige. Und nach dem Spiel ist immer auch vor dem Spiel. All das stimmt noch. Nur eine Weisheit ist überholt. Das Spiel dauert in den seltensten Fällen 90 Minuten.

Bereits in der vergangenen Woche hatte der Schiedsrichter der Partie Birkesdorf gegen Zülpich neun Minuten nachspielen lassen (dafür ungeachtet einiger Unterbrechungen überaus pünktlich zur Halbzeit gepfiffen). Zülpich konnte trotz der Schlussoffensive keinen Nutzen daraus ziehen. Anders als jetzt Rhenania Bessenich, die die sieben Minuten Nachspielzeit auskostete, um das 3:2-Siegtor gegen Elsdorf zu erzielen.

Roitzheims Nummer 93 erzielt sein drittes Tor in Minute 90+7

Auch in den Kreisligen wurde Herberger widerlegt. Beispiel Kreisliga A:  Roitzheims Dominik Hochgürtel, der passend zu Toren in der Nachspielzeit das Trikot mit der Nummer 93 trägt, erzielte seinen dritten Treffer gegen Mechernich zum 4:1 in Minute 90+7.

Der komplette Wahnsinn ereignete sich in Bliesheim: Die Gelb-Rote Karte für den Gastgeber in der 90. Minute darf man noch zur regulären Spielzeit zählen, genau wie den gehaltenen Elfmeter von D-H-O-Torwart Dominik Schöpfer. Aber dass der in Minute 90+6 eingewechselte Fabian Di Stefano eine Minute später das 3:1 erzielte (per Strafstoß) und Wael Hassan in Minute 90+8 auf 4:1 erhöhte, nur um dann, so ist es nachzulesen, wegen eines unsportlichen Torjubels mit Gelb-Rot vom Platz zu fliegen, sieht man auch nicht alle Tage.

Gelb-Rot in der Nachspielzeit gegen Spieler von Oleftal und Vernich

In der Kreisliga B2 war es nicht ganz so dramatisch. Oleftals Sascha Haas sah in der zweiten Minute der Nachspielzeit Gelb-Rot, da stand es aber schon 7:1 für den FC DoRi. Eine Konsequenz für den Spieler hat es natürlich. Genau wie für Vernichs Maxim Klinov. Der sah in Minute 86 Gelb und fünf Minuten später, also in Minute 90+1, die zweite. Sein Team führte da allerdings 5:3 in Bürvenich/Schwerfen.

Ebenfalls in der Kreisliga B2 dürfte besonders Lorenzo Moranelli sich fragen, ob er sich im falschen Film befunden hat. Drei Tore erzielte er für Rotbachtal/Strempt gegen Rinnen. Das letzte, wie sollte es anders sein, in der Nachspielzeit. Doch – und das ist keine Herberger-Weisheit: Wenn der Gegner ein Tor mehr schießt, verliert man. Immerhin: Der Abstand zu DoRis Alexander Huth, der ebenfalls dreimal traf, hat sich für den Toptorjäger der Liga nicht verändert. Es steht jetzt 20:18 für Moranelli.

Dollendorf-Ripsdorf II hätte sich den Abpfiff in Minute 90 gewünscht

Apropos DoRi: Die zweite Mannschaft hätte sich in der Kreisliga C3 vermutlich gewünscht, dass das Spiel nach 90 Minuten abgepfiffen worden wäre, schließlich führte sie zu diesem Zeitpunkt 1:0. In der fünften Minute der Nachspielzeit erzwang Keldenichs David Coulibaly  ein Eigentor von Daniel Schneider zum 1:1-Endstand, nur um danach mit Rot, vermutlich wegen Nachtretens, vom Platz zu fliegen. 

Wichterichs Marco Zimmer hat sicherlich schon wichtigere Tore in seinem Spielerleben geschossen, als ein 10:0 im Zungenbrecher-Derby zwischen Niederelvenich-Mülheim-Wichterich gegen Ülpenich-Nemmenich-Elsig (warum wird hier Lüssem nicht auch noch aufgeführt?). Aber es passt, denn das Tor fiel in Minute 90+2. 

Fast genauso unwichtig war das dritte Gegentor in der Frauenbezirksliga gegen Erfthöhen. Bedburgs Sarah Moll traf in der ersten Minute der Nachspielzeit zum 3:0-Endstand. Und unwichtig zum Dritten (obwohl jedes Tor wegen des Torverhältnisses am Ende wichtig werden könnte): Kommerns Zoe Sophie Wilden schoss in der ersten Minute der Nachspielzeit ein Tor gegen die SpVg Ländchen-Sieberath. Es war das 9:1 für Kommern. Weil der VfL zwei Spiele mehr hat als Zülpich, ist er momentan mit drei Punkten Vorsprung Tabellenführer. 

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