Abo

Jan Beyers und Tim BirkenheuerDarum fühlen sich zwei Talente beim TuS Zülpich so wohl

7 min
Das Bild zeigt Torhüter Jan Beyers, der mit den Fäusten einen Ball klärt.

Spielt eine starke Saison und steht Sonntag beim Spitzenreiter wieder im Tor: Jan Beyers vom TuS Zülpich.

Der Landesligist aus Zülpich setzt auf Talente aus der Region. Für Trainer David Sasse sind Jan Beyers und Tim Birkenheuer wichtig für die Zukunft.

Beim TuS Zülpich läuft es. Tabellenplatz drei im vermeintlich schweren zweiten Jahr nach einem Aufstieg. Der Vater des Erfolgs, Trainer David Sasse, hat seinen Vertrag bis 2028 verlängert. Die Römerstädter können mit aller Gelassenheit zum Ligaprimus nach Hürth fahren. Der TuS hat dort nichts zu verlieren, denn er geht jetzt schon als Gewinner aus der erfolgreichen Hinrunde.

Der Landesligist definiert sich über die mannschaftliche Geschlossenheit. Aus dieser ragte in den vergangenen Wochen aber mitunter ein junger Stürmer heraus: Tim Birkenheuer. Mit 22 Jahren hat der Dom-Escher schon einiges erlebt – sportlich wie persönlich. Jugendstationen bei Fortuna Köln und dem 1. FC Köln, Spiele in der Regionalliga, ein Studium im Bereich Tourismus- und Eventmanagement und sogar ein Auslandssemester in New York. Heute steht der Offensivspieler beim TuS Zülpich auf dem Platz – und hat das gefunden, was viele in seinem Alter noch suchen: Balance zwischen Leidenschaft und Lebensplanung.

Von Dom-Esch über den 1. FC Köln bis zu Fortuna Köln

Angefangen hat alles auf dem Sportplatz in Dom-Esch. Dort lernte Birkenheuer das Fußballspielen, ehe er über den Euskirchener TSC und die JSG Erft Euskirchen schließlich bei Fortuna Köln landete – ausgerechnet zu Beginn der Corona-Zeit. „Wir hatten Online-Training über Zoom. Es war eine schwierige Phase – man hat versucht, Fußball weiterzumachen, aber es war einfach nicht dasselbe“, erinnert sich der 22-Jährige.

Nach der Zwangspause kam der Neustart: Mit starken Leistungen bei Fortuna Köln spielte er sich in den Fokus des 1. FC Köln, wo er ein Jahr lang in der U17-Bundesliga auflief. „Das Niveau war extrem hoch, und ich habe unglaublich viel gelernt“, sagt Birkenheuer rückblickend: „Aber es war auch eine Zeit, in der man erwachsen wird. Schule und Fußball unter einen Hut zu bringen, war hart – oft war ich von morgens bis abends unterwegs.“

Nach einem Jahr beim FC ging es zurück in die Kölner Südstadt

Nach einem Jahr zog es ihn zurück zu Fortuna Köln, „mein sportliches Zuhause“, wie er sagt. Dort entwickelte er sich in der U19 stetig weiter, spielte eine starke Rückrunde und wurde schließlich zur Vorbereitung der ersten Mannschaft eingeladen. „Eigentlich sollte ich nur reinschnuppern, aber dann habe ich überzeugt – und durfte zwei Jahre Regionalliga-Erfahrung sammeln“, so Birkenheuer.

Doch die Doppelbelastung aus Studium und Leistungssport stellte ihn vor eine Entscheidung. Parallel zu seiner Zeit in der Regionalliga begann Birkenheuer ein Bachelorstudium im Bereich Tourismus-, Event- und Hotelmanagement: „Fußball und Studium zu kombinieren, war nicht einfach. Ich habe irgendwann gemerkt, dass ich mich entscheiden muss – und habe mich für die langfristige Perspektive entschieden.“ Trotzdem wollte er den Fußball nie ganz aufgeben. „Ich wollte weiter auf gutem Niveau spielen – aber mit etwas mehr Freiheit.“

Den Kontakt nach Zülpich nahm Birkenheuer aus New York auf

Im Frühjahr 2025 führte ihn sein Studium für ein Auslandssemester nach New York. „Ich musste mich entscheiden: Bleibe ich wegen des Fußballs oder nutze ich diese einmalige Chance? Ich habe mich für das Ausland entschieden – und es war genau richtig“, so der Dom-Escher.

Das Bild zeigt Tim Birkenheuer bei einem Torabschluss.

Jung und mit einem Torriecher ausgestattet: Der Dom-Escher Tim Birkenheuer, der beim TuS Zülpich in der Landesliga auf Torejagd geht.

In den USA trainierte er individuell, um fit zu bleiben, und bereitete sich auf seine Rückkehr nach Deutschland vor. Schon während seiner Zeit in den Staaten nahm er Kontakt zum TuS Zülpich auf. „Ich hatte vorher schon einmal mittrainiert und war direkt begeistert – das Niveau, die Atmosphäre, das Miteinander im Team“, so der Offensivspieler. Trainer David Sasse erinnert sich: „Wir standen lange in Kontakt. Tim kam eher als Jugendspieler zu uns, und nach einem halben Jahr ohne Wettkampfpraxis war klar, dass er Zeit braucht, um reinzufinden.“

Nach der starken Vorbereitung folgte ein Rückschlag

Kaum war Birkenheuer zurück, ereilte ihn das nächste Unglück: ein Handbruch im letzten Testspiel vor dem Saisonstart. „Ich war mehrere Wochen raus, bin erst gegen Arnoldsweiler wieder eingestiegen – und im nächsten Spiel gegen Verlautenheide habe ich gleich getroffen.“ Seitdem läuft es rund. „Tim ist ein Spieler, der Rhythmus braucht und klare Vorgaben im Spiel. Dann wird er richtig stark“, sagt Coach Sasse: „Er hat eine herausragende Technik, ein gutes Spielverständnis und passt menschlich perfekt ins Team. Hier spielt er mit Freunden – das tut ihm unheimlich gut.“

Der Trainer sieht in seinem jungen Offensivspieler aber noch Entwicklungspotenzial: „Er ist auf einem sehr guten Weg, aber er muss noch zulegen – körperlich, im Kopfballspiel, im Anlaufverhalten gegen den Ball. Wir arbeiten daran.“ Dass Zülpich zuletzt offensiver agiert, kommt Birkenheuer entgegen: „Dieses System liegt ihm, er hat Spaß daran – und genau so wollen wir weitermachen.“

Ich habe meinen Spaß am Fußball wiedergefunden und gleichzeitig einen beruflichen Plan für die Zukunft.
Tim Birkenheuer, Fußballer beim TuS Zülpich

Auch außerhalb des Platzes hat Tim Birkenheuer klare Ziele. Nach seinem Bachelor will er 2026 einen Master in Immobilienwirtschaft beginnen. „Ich bin sehr zufrieden, wie es jetzt läuft“, sagt er: „Ich habe meinen Spaß am Fußball wiedergefunden und gleichzeitig einen beruflichen Plan für die Zukunft.“

Trainer Sasse findet das Gesamtbild perfekt: „Ein Junge aus dem Euskirchener Raum, ehrgeizig, bodenständig, mit klaren Zielen – genau das passt in unser Konzept. Wir sind sehr froh, dass Tim bei uns ist und diesen Weg mitgeht.“ Mit seiner Erfahrung, seiner positiven Ausstrahlung und seinem Ehrgeiz ist Tim Birkenheuer heute mehr als nur ein junger Spieler mit Talent – er ist ein Beispiel dafür, wie man im Amateurfußball Leistung, Leidenschaft und Lebensplanung in Einklang bringen kann. Und vielleicht auch ein bisschen dafür, dass der schönste Erfolg manchmal genau dort entsteht, wo man sich zu Hause fühlt.

Torhüter Jan Beyers bereut den Wechsel vom SC Wißkirchen nicht

Zumindest noch ein paar Tage ist Jan Beyers 21 Jahre alt. Am 17. Dezember ist auch der Türhüter dann 22. Aber auch mit 21 hat sich der Torhüter beim TuS zu einem Leistungsträger entwickelt. Und er hat auch bei Coach Sasse Eindruck hinterlassen. Nach zuletzt zwei Spielen auf der Reservebank wird Beyers laut Sasse gegen Spitzenreiter Hürth wieder zwischen den Pfosten stehen. „Dass zuletzt zweimal Maxi Pütz gespielt hat, fällt unter die ganz normale Rotation, wenn man sich im Training anbietet. Genau das hat Maxi getan“, so Sasse. Pütz war nach rund zehnwöchiger Pause stark ins Training zurückgekehrt.

„Wir haben auf der Torwartposition einen offenen und fairen Wettbewerb – und harte Arbeit soll sich auszahlen“, erklärt David Sasse sein Konzept mit seinen Schlussleuten. „Jan hat sich davon nicht beirren lassen. Im Gegenteil – er hat von Woche zu Woche zugelegt, sich in der Liga immer besser zurechtgefunden und am Ende richtig starke Leistungen gezeigt“, so der Übungsleiter: „Das Tempo, die Intensität, die Anforderungen – alles war neu. Aber Jan hat sich reingebissen und immer weiter verbessert.“

Ich hatte in Wißkirchen eine megacoole Zeit, habe dort mit vielen aus der Jugend wieder zusammengespielt und meine ersten Herrenjahre absolviert. Aber in Zülpich ist es einfach zehnmal besser.
Jan Beyers, Torhüter beim TuS Zülpich

Beyers kam vor der Saison vom Bezirksligisten SC Wißkirchen. Blickt Beyers auf seine Jahre in Wißkirchen zurück, gerät er nicht unbedingt ins Schwärmen und hebt seine Entwicklung seit dem Wechsel hervor: „Ich hatte in Wißkirchen eine megacoole Zeit, habe dort mit vielen aus der Jugend wieder zusammengespielt und meine ersten Herrenjahre absolviert. Aber in Zülpich ist es einfach zehnmal besser.“

Besonders beeindruckt zeigt sich Beyers vom Mannschaftsgefüge: „Wir haben eine extrem junge und starke Truppe – auf und neben dem Platz. Der Zusammenhalt ist riesig. Auch außerhalb des Spielfelds stimme die Chemie: „Nach dem Training bleiben viele noch da, trinken gemeinsam ein Bier – keiner fährt direkt heim. Das erinnert mich an die Geschichten meines Vaters aus seiner ETSC-Zeit. Genau so etwas wollte ich auch immer erleben – und das habe ich hier gefunden.“

Aus sportlicher Sicht der absolut richtige Schritt

Sportlich läuft es ebenfalls rund. Beyers zeigt sich selbstbewusst, ohne überheblich zu wirken: „Ich habe in den vergangenen Jahren, auch in der Bezirksliga, noch einmal einen immensen Schritt nach vorne gemacht – und ich bin noch lange nicht fertig. Da geht definitiv noch mehr.“

Dass das Trainerteam auf ihn setzt, spürt der 21-Jährige deutlich: „Ich durfte mit 21 bereits mehrere Landesligaspiele bestreiten. Das Vertrauen vom Trainer ist da – und das macht mich natürlich stolz.“

Ob der Wechsel von Wißkirchen nach Zülpich der richtige Schritt war, darüber lässt Beyers keinen Zweifel: „Sportlich war das absolut richtig. Wir haben eine junge, ehrgeizige Mannschaft, regelmäßig über 20 Leute im Training und immer Torwarttraining – das ist ein riesiger Unterschied. Aber auch charakterlich wird das ein prägendes Kapitel für mich.“

Zudem spielt er nun mit seinem besten Freund Tim Birkenheuer zusammen. „Das ist natürlich das i-Tüpfelchen.“ Auf die Frage, ob es für ihn ungewohnt sei, auch mal auf der Bank zu sitzen, reagiert der 21-Jährige gelassen: „Grundsätzlich hat sich an meiner Situation nichts geändert – ich bin weiterhin die Nummer eins. Das wurde vom Coach klar kommuniziert. Dass bei einem großen Kader mit drei Torhütern mal rotiert wird, war von Anfang an offen besprochen.“