Erweiterung nötigDas denkmalgeschützte Rathaus in Hellenthal erhält einen Anbau

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Ein Amtsschimmel ist auf der linken Seite an der Fassade des Hellenthaler Rathauses zu sehen.

Unter Denkmalschutz steht das Rathaus in Hellenthal mit dem Amtsschimmel (l.) an der Fassade. Es muss erweitert werden.

Die Architekten Denzer und Poensgen legen eine Studie für die Erweiterung des Rathauses in Hellenthal vor. Baubeginn ist frühestens 2025.

Bürokratie und Selbstironie sind in der Regel zwei Welten. Nicht so in Hellenthal, wo der breit grinsende Amtsschimmel an der Fassade des Rathauses mühelos über ein Hindernis aus Paragrafen, Akten und Schreibfeder setzt. So klingt auch viel Stolz mit, wenn Bürgermeister Rudolf Westerburg über das unter Denkmalschutz stehende Gebäude spricht: „Als es gebaut wurde, war es in der Raumaufteilung topmodern.“

So ist das von Werner Geyer aus Mechernich entworfene Haus immer noch gut in Schuss, doch mittlerweile viel zu klein. Aus 61 Dörfern und Weilern besteht die Gemeinde heute, deren Belange von 46 Mitarbeitern verwaltet werden. Dazu war das Thema Barrierefreiheit in den 1950er-Jahren noch nicht im Anforderungskatalog für öffentliche Gebäude zu finden. Über einen Aufzug in die oberen Stockwerke verfügt das Rathaus immer noch nicht.

Ein Anbau an den „Amtsschimmel“ ist die einzige Option für die Hellenthaler

„Die räumliche Enge hat auch Vorteile, da die Mitarbeiter sich gut austauschen können“, so der Bürgermeister. Doch gerade im Publikumsverkehr sei es problematisch, da vertrauliche Gespräche wegen der oft doppelt belegten Büros nicht geführt werden könnten: „Das führt natürlich zu längeren Wartezeiten.“ Auch müsse das Gemeindearchiv wegen Feuchtigkeitsschäden einen neuen Ort bekommen.

Bürgermeister Rudolf Westerburg (links) und Bauamtsleiter Markus Rodenbüsch stehen in einem Flur des Hellenthaler Rathauses. Sie halten ein Modell in den Händen, das vorne das bestehende Rathaus zeigt und dahinter, mit schwarzem Dach, den geplanten Anbau.

Ein Modell des Rathauses mit dem geplanten Anbau sowie dem Innenhof dazwischen zeigen Bürgermeister Rudolf Westerburg (l.) und Bauamtsleiter Markus Rodenbüsch.

Die einzige Möglichkeit, die Situation zu verbessern, ist laut Westerburg ein Anbau. Dieses Projekt wird beim Marmagener Architekturbüro Denzer und Poensgen wegen des Fassadenschmucks am Bestandsgebäude naheliegenderweise unter dem Namen „Amtsschimmel“ geführt. Die vorhandenen Bauelemente wurden analysiert, um einen Anbau zu schaffen, der sich harmonisch in den Bestand und die Umgebung einfügt. „Wir wollten keine architektonische Gegenwelt“, sagte Georg Poensgen. Das alte Haus, entworfen und gebaut von 1959 bis 1961 von Werner Geyer, solle bestimmend bleiben, der Anbau sich unterordnen.

„Über Geyer ist wenig in der Literatur zu finden“, so Poensgen. Doch es gebe viele Bauten von ihm in Mechernich und Bad Münstereifel. Er sei ein Vertreter des Rationalismus gewesen, der die Fassade des Hellenthaler Rathauses mit klaren Elementen gestaltet habe, so der Architekt. „Ich empfinde das Rathaus, gerade im Treppenhaus, als inspiriert von großen Vorbildern aus Köln, wie zum Beispiel Bauten von Rudolf Schwarz aus den 50er-Jahren“, so Poensgen. So analysierten die Architekten den Bestand, um ihren Anbau daran anzupassen. „In dem Gebäude zeigt sich eine geistige Haltung, die uns beflügelte“, so Poensgen.

Die beiden Rathaus-Trakte werden durch Brücken verbunden

Vor allem die innere Struktur sei als Vorbild für das neue Haus genommen worden. „Es ist ein Raster der Büroaufteilung erkennbar, das wir als Grundlage für die Struktur des neu zu entwickelnden Kubus genommen haben“, sagte der Architekt. Durch dieses Raster seien sowohl eine flexible Aufteilung in einzelne Bürozellen, aber auch großzügige Bereiche möglich, die immer wieder verändert werden könnten. Die Gestaltung der Fassade solle dagegen erst im Zuge der weiteren Planung in Angriff genommen werden.

Der Innenhof ist ein neu entstandener Raum, der das Zentrum der Anlage sein wird.
Georg Poensgen, Architekt

Nach der augenblicklichen Planung, für die die Architekten eine Studie vorgestellt haben, soll ein Anbau auf die freie Wiese westlich des Rathauses gesetzt werden, so dass zwischen den Gebäuden eine Art Innenhof entsteht, erläuterte der Leiter des Bauamtes, Markus Rodenbüsch. Verbunden werden die Trakte über Brücken, so dass auch das bisher nicht barrierefreie Bestandsgebäude einen Zugang zu dem Aufzug im neuen Teil haben wird.

„Der Innenhof ist ein neu entstandener Raum, der das Zentrum der Anlage sein wird“, sagte Poensgen. Von dort sei es möglich, die Menschen über die Brücken gehen zu sehen. „Das Haus wird dadurch offener, der Besucher ist im Zentrum des Geschehens.“ Der Baumbestand auf der Fläche soll nicht beeinträchtigt werden, stattdessen sollten weitere Bäume gepflanzt werden.

Bis zu 24 Arbeitsplätze können in dem neuen Gebäude entstehen 

Bis zu 24 Arbeitsplätze könnten durch ein flexibles Rastersystem auf rund 600 Quadratmeter entstehen, so der Bauamtsleiter. Zu Beginn allerdings sei weniger geplant. Platz für rund 15 Mitarbeiter soll dann zur Verfügung stehen und großzügige Begegnungsbereiche in den Fluren für das Publikum angeboten werden. Unter den zwei Geschossen soll ein 300 Quadratmeter großer Keller für Archiv und Tiefgarage bereitstehen.

Bewusst sei auf ein Schrägdach verzichtet worden, um den Anbau dem bisherigen Rathaus unterzuordnen. Es sei ein Gründach, gleichzeitig auch eine Photovoltaik-Anlage möglich.

Was das kosten wird, sei derzeit noch nicht abzuschätzen, so Westerburg. Die Fraktionen beraten das Vorhaben, danach wird die Planung weiter konkretisiert. Der Brandschutz sei allerdings bereits in die Planung einbezogen worden, und auch der Denkmalschutz habe das Bauvorhaben befürwortet. Wenn alles gut gehe, könne der Bau des Gebäudes in den Jahren 2025 oder 2026 beginnen, sagte Rodenbüsch.

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