Bei der Veranstaltung „Zu Gast in der eigenen Heimat“ besichtigten Besucher das Innenleben der Oleftalsperre - und viele Orte mehr.
Aktionstag im Kreis EuskirchenSeltene Einblicke in einen gewaltigen Bau in Hellenthal

In einem der Pfeiler-Zwischenräume erläuterte Talsperrenwärter Sebastian Offermann die technischen Einzelheiten der Staumauer.
Copyright: Stephan Everling
Mit Sicherheit ist es das größte aller Bauwerke in Hellenthal: die Staumauer der Oleftalsperre. So dürfte die fast 60 Meter hohe und rund 280 Meter breite Mauer auch praktisch jedem in Hellenthal und drumherum bekannt sein.
Weniger bekannt ist ihr Innenleben, die Türen öffnen sich nur bei seltenen Gelegenheiten und dann auch nur für kleine Gruppen. Bei der Veranstaltung „Zu Gast in der eigenen Heimat“der Nordeifel Tourismus GmbH bestand an diesem Wochenende gleich zweimal die Möglichkeit dazu. Jeweils 25 Personen nutzten die Möglichkeiten, einmal in das Innere der Staumauer vorzudringen. Denn von innen ist sie kaum kleiner als von außen. Anders als beispielsweise die Urftseestaumauer, die massiv ist, ist die Olefstaumauer aus Pfeilern zusammengesetzt. Sowohl diese Pfeiler als auch deren Zwischenräume können begangen und erforscht werden.
Die ungewöhnliche Bauweise wurde detailliert erörtert
„Das ist ein wahres Labyrinth“, sagte Sebastian Offermann, der die Führung leitete. Eigentlich ist er im richtigen Leben kein Fremdenführer, sondern Talsperrenwärter, und die Olefstaumauer ist sein Arbeitsplatz. So dass er alle Wege kennt und genau weiß, über welchen Durchgang er in welchen Pfeiler gelangen kann, was beileibe nicht jeder weiß. „Für Kollegen, die nicht jeden Tag hier sind, ist das schon mal schwierig“, sagte er. Detailliert erläuterte Offermann die ungewöhnliche Bauweise der Staumauer.
„Wir sind stolz, dass wir so eine einzigartige Pfeilerstaumauer in der Eifel haben“, sagte der Mitarbeiter des Wasserverbands Eifel-Rur, der sechs Talsperren in der Eifel betreibt. 1955 sei der Grundstein gelegt worden, doch schon während der Bauzeit tauchten Haarrisse auf, die Verstärkungen in der Konstruktion notwendig machten. Erst 1965 konnte die Oleftalsperre zum ersten Mal vollständig befüllt werden.

Sickerwasser tritt durch den Grundfelsen unter die Staumauer, wo es aufgefangen und nach draußen befördert wird.
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Eine Führung durch die Olef-Staumauer stand auf dem Programm der Veranstaltung „Zu Gast in der eigenen Heimat“.
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19,3 Millionen Kubikmeter Wasser fasst der Stausee bei Vollstau. Aktuell, so berichtete Offermann, seien 11,54 Millionen in der Talsperre. Dabei werde diese nicht nach Wettervorhersage befüllt, sondern der Wasserstand folge einem langfristigen Plan.
In das Innere von Pfeiler 11 führte er die Gruppe, wo er die Funktion des Pendellots erläuterte, mit dessen Hilfe die Bewegungen der Staumauer überwacht werden. Je nach Außentemperatur und Füllstand bewege sich die Mauer wenige Millimeter am Tag. Lokale Erdbeben erfasse die Anlage nicht, dafür habe aber das Erdbeben in der Türkei 2023 einen Ausschlag verursacht.
Wenn sich etwas ändert, merkt man es am Sickerwasser.
Am tiefsten Punkt des Kontrollgangs, der unter den Pfeilern durchführte, sammelt sich das Wasser, das durch Felsspalten in die Hohlräume sickert. Von dort werde es nach außen gepumpt, so Offermann. „Wenn sich etwas ändert, merkt man es am Sickerwasser“, erklärte er.
Regelmäßige Gäste bei der Veranstaltungsreihe „Zu Gast in der eigenen Heimat“ sind Silke und Engelbert Eversheim aus Zülpich. So habe im vergangenen Jahr die Trinkwasseraufbereitung auf dem Programm gestanden. Ein anderes Mal hätten sie ein Windrad besichtigt. „Wir suchen uns immer etwas, in das wir sonst nicht reinkommen“, sagte er. In das Zülpicher Museum könnten sie schließlich jeden Tag gehen.
Persönliche Erinnerungen an den letzten Gebrauch des Hochwasserüberlaufes im Jahr 1988 hatte Friederike Bischoff aus Hellenthal. „Ich war hier wandern und sah, wie es die Rinnen hinunterlief“, beschrieb sie die Situation. Spektakulär habe das ausgesehen.
Das Innere der Talsperre kannte sie aber bisher nicht, gestand sie. „Ich hatte bisher immer Angst, aber es war überhaupt nicht schlimm“, sagte sie. Sie finde es gut, bei „Zu Gast in der eigenen Heimat“ ungewöhnliche Dinge kennenzulernen. „Im letzten Jahr war ich in der Brauerei in Gemünd“, berichtete sie. Auch zum ersten Mal war Markus Franzen in der Olefstaumauer: „Ich wollte schon immer hier rein, aber habe es immer wieder verpasst.“ Er habe die Führung interessant gefunden.
Viele Angebote
Einiges wurde bei „Zu Gast in der eigenen Heimat“ geboten. So konnten die Teilnehmer den Naturparcours Arboretum in Nettersheim genauso kennenlernen wie das „Eifeler Haus Vogelsang“ des Alpenvereins oder die Kläranlage Blankenheim. Ob Trinkwasser oder Bier, Golfspielen oder Stand-up-Paddling, Oldtimer am Zülpicher Seepark, Musik auf Eifeler Platt oder Kunstausstellung – für jeden Geschmack war etwas zu finden bei der Veranstaltung.