Neubau in HellenthalExpansion im Stocko-Werk wird fortgesetzt

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Die 2000 Quadratmeter große große Montage-Erweiterung

Die 2000 Quadratmeter große große Montage-Erweiterung

Hellenthal – 6,5 bis 7 Milliarden Teile verlassen das Hellenthaler Stocko-Werk jährlich. 5,5 Tonnen Rohmaterial werden jeden Tag verbraucht. Eine derartige Menge Steckverbindungen und Crimp-Kontakte lässt sich nicht in einer Garagen-Werkstatt produzieren – im Gegenteil.

Für die zahlreichen Abteilungen wie Spritzguss, Stanzerei oder Montage benötigt das Unternehmen Platz. Bereits jetzt dominieren die Stocko-Hallen, in denen in Hellenthal 420 Menschen im Drei-Schicht-System arbeiten, das Bild entlang der Oleftalstraße. Da die wirtschaftliche Lage gut ist und die Auftragsbücher voll sind, sind nach der Inbetriebnahme eines 3000 Quadratmeter großen Erweiterungsbaus 2017 bereits die nächsten Bauprojekte in vollem Gang.

Die Lage

Auf die Marke von 150 Millionen Euro jährlichen Umsatz nimmt Stocko Kurs. Rund 60 Prozent davon werden im Hausgeräte-Bereich erwirtschaftet, die restlichen 40 Prozent im Automobil-Sektor. Über den Gewinn schweigt sich Geschäftsführer Selahattin Servi lächelnd aus, verrät nur soviel: „Die Kommune freut sich über die Gewerbesteuer.“

Geschäftsführer Selahattin Servi an einer der automatisch arbeitenden Maschinen im Bereich Spritzguss. Hier werden gestanzte Artikel mit Kunststoff umspritzt.

Geschäftsführer Selahattin Servi an einer der automatisch arbeitenden Maschinen im Bereich Spritzguss. Hier werden gestanzte Artikel mit Kunststoff umspritzt.

„Viele zehn Millionen“, so Servi, wurden und werden investiert. Alleine das spreche schon dafür, dass man vom Standort Hellenthal mit seinen Rahmenbedingungen überzeugt sei. Sehr erfreulich sei, dass nun endlich eine Glasfaserleitung verlegt worden sei und man über anständige Online-Kapazitäten verfüge.

Die Weltwirtschaft

Als global operierendes Unternehmen mit einem Exportanteil von rund 80 Prozent hat man bei Stocko die Weltwirtschaft stets im Blick. Die Wirtschaftskrise vor rund zehn Jahren hat auch vor Stocko nicht Halt gemacht. „2009 herrschte innerhalb von drei Monaten Weltuntergangsstimmung“, sagt Servi. Die Zeiten sind längst vorbei, vom massiven Wachstum profitiert man nun auch. Eine schier grenzenlose Überhitzung ist jedoch auch nicht so gut, wie es auf den ersten Blick scheinen mag. Hier gibt Servi Entwarnung: „Der Hype konsolidiert sich ganz gut.“ Auch wenn niemand wissen kann, was diverse Herren an den Schalthebeln der Macht in der Welt sich einfallen lassen, sieht Servi ruhig in die Zukunft.

Der Markt

Aktuell seien die Parameter gut, aus heutiger Sicht sieht er das Jahr 2019 für Stocko gesichert. „Auf dem Weltmarkt spielen wir eine bedeutende Rolle“, sagt Servi selbstbewusst. Die Wettbewerber sieht er in Deutschland und Europa, den USA und in China. Der günstigen Konkurrenz aus Asien stelle man sich etwa durch Automatisierung, Energieeinsparung und eine Null-Fehler-Produktion.

In industriereichen Ländern wie beispielsweise China (das ohnehin bereits Stockos zweistärkster Absatzmarkt ist), Indien und Japan sieht Servi Potenzial. Für die Erschließung neuer Märkte muss jedoch zunächst einiges an Zeit und Geld eingeplant werden: Von der Mitarbeiter-Schulung und -Rekrutierung über Messebesuche bis hin zu Verhandlungen und möglichen Geschäftsabschlüssen gehen zwei bis vier Jahre ins Land.

Die Mitarbeiter

Hochqualifiziert und loyal – das sind sicherlich nicht die schlechtesten Vokabeln, die einem Geschäftsführer für seine Mannschaft einfallen können. Viele der 420 Hellenthaler Mitarbeiter stammen aus den eigenen Lehrwerkstätten. In elf verschiedenen Berufen bildet Stocko aus – Werkzeugmacher, Maschinenbauer, Elektriker oder Verfahrensmechaniker etwa „ziehen wir selbst ran“, so Servi. Zudem wird ein Duales Studium angeboten. 

Aktuell sind 37 Auszubildende beschäftigt. Mit Blick auf anstehende Altersteilzeiten und Renten wurde die Gruppe von rund 20 vor einigen Jahren sukzessive vergrößert. Auch hier sieht man sich an der Kapazitätsgrenze – durch den Neubau werde aber auch die Ausbildungsfläche verdoppelt. Auch wenn es laut Paul Günter Faber nicht mehr so einfach ist wie vor Jahren, genügend gute Bewerber zu finden, habe man immer mehr Kandidaten als Plätze. Und der Erfolg mit guten und sehr guten Ausbildungsabschlüssen, so Faber stolz, gebe dem Konzept Recht.

Die drangvolle Enge im Bereich Montage und Maschinenbau soll mit dem Bezug des Erweiterungsbaus ein Ende haben.

Die drangvolle Enge im Bereich Montage und Maschinenbau soll mit dem Bezug des Erweiterungsbaus ein Ende haben.

Darüber hinaus sieht Servi die Leiharbeit als sinnvolles und flexibles Tool: Etwa zehn Prozent der Belegschaft seien Leiharbeiter – zahlreiche von ihnen, die so begonnen haben, sind inzwischen längst bei Stocko unter Vertrag.

Die Erweiterung

Aktuell herrscht vor allem in der Montagehalle drangvolle Enge. Durch die Erweiterung der Spritzguss-Abteilung im vergangenen Jahr hat sich der Flaschenhals in diese Richtung verlagert. Jeder Quadratmeter wird genutzt – und ob der Enge sind fixe Zeiten für Anlieferung und Abholung festgelegt, damit am während der Bauphase einzigen Tor kein Chaos entsteht.

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Das soll nicht so bleiben. Ein 16000 Quadratmeter großes Grundstück hat das Unternehmen gekauft. Im hinteren Bereich in Richtung Talsperre sind mehr als 200 Mitarbeiter-Parkplätze entstanden. Zwischen Parkplatz und Montagehalle haben derzeit die Bauarbeiter alle Hände voll zu tun. Servi und Faber sind zuversichtlich, dass die 2000 Quadratmeter große Montage-Erweiterung bis Ende des Jahres bezugsfertig ist. Danach wird gleich weitergebaut: An die neue Halle wird sich künftig der 6000 Quadratmeter große Logistik-Bereich anschließen, der mit automatisierter Lagertechnik ausgestattet wird. Aktuell sind die Lager in den alten Hirsch-Hallen in Dreiborn untergebracht, es muss mit Lastwagen gependelt werden.

Die Aussichten

Derzeit ist der Umsatz laut Servi gedeckelt durch die Produktionskapazität, die durch die Erweiterungsbauten ausgedehnt wird. Auch wenn Faber auf die Frage nach weiteren Bauvorhaben zunächst lachend einwirft, dass man als nächstes wohl die Staumauer nach hinten versetzten müsse, werden er und Servi ernst: Nein, da sei nichts geplant – mit den aktuellen Projekten habe man schließlich noch eine Menge zu tun.

Da viele Geräte immer komplexer und mit mehr Schnittstellen versehen versehen werden, werden entsprechend mehr Stecker benötigt. Daher sieht Servi den Kompass weiterhin klar auf Wachstum.

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