Erinnerung an Hermann NathanStolperstein in Kall ist seit der Flut verschwunden

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Um den jüdischen Friedhof in Kall wollen sich (v.l.) Waltraud Forner, Marianne Kordes und Petra Kanzler kümmern. 

Kall – Der Stolperstein von Hermann Nathan ist seit der Flut im vergangenen Jahr verschwunden. Die Kaller Omas gegen Rechts haben nun einen neuen Gedenkstein in Auftrag gegeben und dafür auf der Kaller Herbstschau Geld gesammelt. Der überschüssige Betrag soll für die Pflege des jüdischen Friedhofs an der Loshardt verwendet werden. Dort muss unter anderem das Eingangstor dringend überarbeitet werden.

2012 war der Stolperstein, der an Hermann Nathan erinnert, in Kall an der Kreuzung Aachener Straße/Kallbachstraße verlegt worden. Nathan war am 29. Juni 1893 in Heimbach als Sohn des Metzgers Moses Nathan und seiner Frau Julia auf die Welt gekommen.

Hermann Nathan wurde am 2. April 1942 in das Zwangsarbeitslager Trawniki deportiert

Der Kriegsinvalide, dem im Ersten Weltkrieg ein Bein amputiert worden war, lebte seit dem Tod seiner Mutter im Jahr 1932 im Barbara-Kloster in Kall. Er wurde am 30. April 1941 im Haus Risa in Kalenberg interniert und dann am 13. September nach Berlin-Weißensee gebracht. Dort war auf dem Gelände einer ehemaligen jüdischen Arbeiterkolonie ein Altersheim für jüdische Schwachsinnige eingerichtet worden.

Am 2. April 1942 wurde Hermann Nathan schließlich in das Zwangsarbeitslager Trawniki im heutigen Polen deportiert, wo er dann später wohl auch ermordet wurde, wie in der Liste der Stolpersteine in Kall nachzulesen ist.

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Bei dem Gedenken zum 9. November soll eine Schiefertafel an Hermann Nathan erinnern.

„Ich habe den Stein von Hermann Nathan am Morgen nach der Flut noch gesehen, als ich an der Stelle vorbeigekommen bin. Da hing er noch an einem anderen Pflasterstein“, erzählt Waltraud Forner von den Omas gegen Rechts. Später sei er dann aber nicht mehr da gewesen.

Bei der alljährlichen Säuberung der Steine Anfang November 2021 waren die Omas dann noch einmal daran erinnert worden, dass einer fehlt. „Wir haben danach beim Bauhof und bei anderen Stellen nachgefragt, aber niemand wusste, wo der Stein geblieben war“, erzählt Forner. Deshalb habe man bei dem Künstler Gunter Demnig einen neuen in Auftrag gegeben.

„Um die Bestellung hat sich Horst Thiesen aus Sötenich gekümmert, der nach der Flut auch drei der fünf Steine gefunden hatte, die an der Kaller Volksbank weggespült worden waren“, so Forner. Diese fünf Steine waren bereits am 8. Mai von Demnig neu verlegt worden. Wenige Schritte entfernt von der Volksbank hatte damals die jüdische Synagoge gestanden, die 1938 geschändet und später im Zweiten Weltkrieg völlig zerstört worden war.

Provisorische Schiefertafel am 9. November

Der neue Stein für Hermann Nathan kostet nach Angaben von Forner 120 Euro. „Ehe er an seinem angestammten Platz wieder eingesetzt wird, wollen wir aber noch abwarten, ob an der Aachener Straße nicht noch weitere Versorgungsleitungen neu verlegt werden müssen. Bei dem Gedenken zum 9. November werden wir deshalb eine provisorische Schiefertafel mitbringen“, sagt Forner.

„Die knapp 150 Euro, die wir nach der Bezahlung des Gedenksteins noch übrighaben, wollen wir für die Herrichtung des jüdischen Friedhofes verwenden“, erklärt Forners Mitstreiterin Petra Kanzler. Dort habe sich unter anderem das Eingangstor aus seiner Verankerung gelöst, auch bröckele der Putz der Mauer an mehreren Stellen ab.

Der jüdische Friedhof befindet sich auf einem Grundstück hinter dem Berufskolleg Eifel an der Loshardt. Er wurde von 1835 bis 1939 als Begräbnisstätte genutzt. Nach Recherchen des Regionalhistorikers und Autors Hans-Dieter Arntz wurden dort während der Zeit des Nationalsozialismus auch Fremdarbeiter begraben.

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