Nach Flut und Langzeit-Baustelle ist die Bahnhofstraße in Kall in Gänze passierbar und spielt nun auch bei der Gewerbeschau wieder eine Rolle.
Viele BesucherBei der Gewerbeschau feiert in Kall auch der Kernort wieder mit

Für die Bahnhofstraße hatten die Geschäftsleute um Felicitas Kranz (3.v.l.) eigenständig ein Event organisiert.
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Och, wat wor dat fröher schön… Das haben womöglich die Geschäftsleute an der Kaller Bahnhofstraße gedacht, als die Herbstschau näher rückte, die seit 40 Jahren Ende September ihren festen Termin und im Gewerbegebiet ihren festen Ort hat. Denn als Ergänzung hatte sich auch das Fest auf der an dem Tag für den Autoverkehr gesperrten Bahnhofstraße etabliert, bis zuerst Corona, dann die Flut und in deren Folge die Langzeit-Baustelle derartiges im Kernort unmöglich machten. Doch seit Monaten ist die Bahnhofstraße wieder beidseitig befahrbar, und so wollten die Geschäftsleute auch wieder ihren Betrag zum Herbstspektakel leisten.
Zum Neustart organisierten sie in Eigenregie eine Schau auf der Bahnhofstraße. Die Initiative dazu hatte Felicitas Kranz ergriffen. Sie hat nicht nur eine Versicherungsagentur, sondern auch einen Blumenladen mit Café in der Rathausnähe. „Ich war früher immer als Besucherin hier und fand es toll“, sagte die 31-Jährige. Im Oktober hat sie ihr Geschäft eröffnet und nach der Fertigstellung der Straße bei der Gemeinde angefragt, ob nicht eine Teilnahme an der Herbstschau geplant sei.
Im nächsten Jahr wollen die Kaller gemeinsam feiern
Teil eins der Antwort dürfte enttäuschend gewesen sein: Eigentlich sei nichts vorgesehen. Teil zwei war eher eine Art Aufforderung: „Dann macht ihr das doch!“ Das war der Ansporn für Kranz, loszulegen und die Kollegen in den benachbarten Geschäften anzusprechen. Doch Mitstreiter zu finden ist nur ein Teil, eine Veranstaltung zu organisieren. Der andere heißt Bürokratie. Dafür gab es Unterstützung.
„Die Leiterin des Ordnungsamtes, Jessica Stermoljan, war unglaublich hilfreich“, so Kranz. Die Zusammenarbeit mit der Gemeinde und dem Bauhof sei super gewesen. So habe zum Beispiel die Gemeinde unter anderem die Verkehrslenkung und Absicherung geplant und umgesetzt.

Der alte und der neue Bürgermeister, Hermann-Josef Esser (M.) und Emmanuel Kunz (r.) statteten dem Stand der Geno Eifel einen Besuch ab.
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Nur mit dem „kleinen Besteck“ war Kranunternehmer Marcel Kurth aus Blankenheim zur Gewerbeschau nach Kall gekommen.
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„Das Straßenfest soll der Anstoß sein, so etwas auch in Zukunft zu etablieren“, beschrieb sie ihre Intention. Es solle ein Zeichen gesetzt werden für ein besseres Miteinander. Dabei gehe es auch um die Belebung der Bahnhofstraße und des Umfeldes. Für viele Geschäftsleute sei der Termin zu kurzfristig gewesen. Aufgeben will Kranz keineswegs: „Wir haben ein wunderschönes Dorf, wir müssen es nur zeigen.“
Den Ball aus dem Kernort nahm Andreas Brucker, Vorsitzender des Gewerbevereins, der die Gewerbeschau am Siemensring auf die Beine stellt, sofort auf: „Auf jeden Fall ist geplant, das beim nächsten Mal gemeinsam zu machen.“ Das Event auf der Bahnhofstraße sei auch gut besucht gewesen, habe er gesehen. „Ich begrüße die Initiative der Geschäfte dort.“
Für Esser war es die letzte Kaller Gewerbeschau als Bürgermeister
Wenn 2026 Gewerbegebiet und Kernort gemeinsam feiern, schaut Hermann-Josef Esser vielleicht auch vorbei: als Privatmann, als Besucher. Als Bürgermeister hatte er bekanntlich nicht mehr kandidiert und übergibt den Chefsessel im Rathaus an Emmanuel Kunz. In seinem Amt als Bürgermeister war es also seine letzte Herbstschau – ob das mit dem Wetter ein Vorbote des Abschieds war? Denn das Thema begleitete ihn offenbar seine ganze Amtszeit hindurch.
Vor zwei Jahren, so Esser, sei eine Dame zu ihm gekommen und habe sich beschwert, dass das Wetter auf der Herbstschau immer so schlecht sei, seitdem er Bürgermeister sei. „Als ich antwortete, da habe sie recht, war sie irritiert“, so Esser schmunzelnd. Doch zu seinem Abschied gab's warmes Spätsommerwetter, bei dem die vielen tausend Besucher die Angebote der rund 50 Aussteller unter die Lupe nehmen konnten.
Autos und Essen, Haustechnik und Dienstleistungen der verschiedensten Art wurden vorgestellt. Mit dabei auch viele Auto- und Zubehörfirmen, Haus- und Solartechnik, aber auch der Landfrauen-Ortsverband Kall-Nettersheim, die Stiftung EvA, e-regio, VR-Bank Nordeifel, „Omas gegen rechts“, die Kinderspiele zum Selbstbasteln vorstellten, die Geno Eifel, das DRK und die Feuerwehr Kall sowie die Justizvollzugsanstalt Rheinbach, die um Interessenten für die Arbeit im Justizdienst warb.
Hoch hinaus ging es bei Kurth Autokrane, obwohl Geschäftsführer Marcel Kurth tief stapelte: „Wir haben heute kleines Besteck dabei.“ Die riesigen Krane waren im Betriebshof geblieben. Stattdessen zeigte er, was die kleinen mobilen Lifte können, indem er einen Minibagger damit in die Luft hob.
Rund um das Mobau-Bauzentrum Eifel hatten die Kinder das Sagen. Hier fand das Familienfest der Hilfsgruppe Eifel statt. Auf der Bühne waren Uwe Reetz, der Shantychor „Blaue Jungs“ aus Weilerswist, Polka Plus, Kerk und Baend sowie die Trommlergruppe der Hans-Verbeek-Schule aus Euskirchen zu hören. Für die Kinder, die Bewegung suchten, gab es jede Menge Hüpfburgenspaß, und auch die Maus vom WDR war zu Gast.