Schutz von RisikogruppenKreis Euskirchen erarbeitet Testkonzept für Seniorenheime

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Damit es den Besuchern draußen während der Wartezeit nicht zu kalt wird, installiert Duisberg in der Bude einen Heizstrahler.

Damit es den Besuchern draußen während der Wartezeit nicht zu kalt wird, installiert Duisberg in der Bude einen Heizstrahler.

Kreis Euskirchen – Risikogruppen zu schützen, ist eine der zentralen Forderungen, die im Zuge der zweiten Welle der Corona-Pandemie immer wieder aufgestellt wird. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf den Schnelltests, mit denen die Bewohner von Seniorenheimen vor einem Kontakt mit infizierten Personen geschützt werden sollen. Doch noch gibt es einigen Klärungsbedarf, bevor am 9. November, wie es die Landesverordnung vorgibt, die ersten TOC-Tests eingesetzt werden können.

Angespannte Lage

Dabei rücken die Maßnahmen in den Hintergrund, mit denen die Einrichtungen seit Juni versuchen, das Coronavirus fernzuhalten. Telefonische Anmeldung, Messung der Körpertemperatur und Erfassung von Kontaktdaten gehören dabei zum Standard wie auch eine weitgehende Maskenpflicht. „Die Lage ist angespannt, wir müssen schauen, wie es weitergeht“, sagt Malte Duisberg, Leiter des Evangelischen Altenheimes in Gemünd. In seinem Haus seien die Angehörigen angeschrieben und gebeten worden, die Kontakte zu reduzieren. „Wir erleben, dass die Angehörigen verantwortungsvoll damit umgehen und die Lösungen auch von den Bewohnern gut angenommen werden“, sagt er.

Die Möglichkeit, Schnelltests einzusetzen, findet Duisberg vom Altenheim in Gemünd grundsätzlich gut. „Die Tests haben eine Sicherheit von mehr als 96 Prozent“, sagt er. Doch die Tests bringen auch eine Vielzahl von Problemen mit sich, bestätigt auch John Scheenaard, Leiter des Qualitätsmanagements der Gesellschaft Carpe Diem, die die Seniorenparks in Hellenthal und Euskirchen betreibt.

Es mangelt am Konzept

So müssten laut Landesverordnung von den Altenheimen Testkonzepte erstellt werden, anhand derer die zuständigen Gesundheitsämter festlegen, wer wann wie oft getestet und wie viele Test bestellt werden sollen. Doch da hakt es noch. Scheenard: „Unsere Einrichtung in Hellenthal hat das Konzept zurückbekommen mit der Antwort, das Gesundheitsamt fühle sich nicht zuständig.“

Im Frühjahr habe man vom Land klare Vorgaben bekommen, aber jetzt sage jeder etwas anderes. „Wir haben bei 35 Einrichtungen in fünf Bundesländern fast genauso viele Gesundheitsämter, mit denen wir arbeiten“, so Scheenaard. Das Unverständnis sei groß über diese Regelung.

Kritik für Antigen-Tests

Auch, dass die Antigen-Tests durch medizinisch ausgebildetes Personal ausgeführt werden müssen, stößt auf Kritik. Denn dafür müssten ausgebildete Pfleger von Ärzten eingewiesen und dann aus dem Tagesbetrieb herausgenommen werden. „Wir haben einen Pflegenotstand, das wissen die Leute in den Ministerien, das ist sehr unbefriedigend“, so Scheenard.

Sein Kollege Malte Duisberg geht sogar noch weiter. „Ich starte einen Aufruf, dass sich medizinisch ausgebildete Personen melden und das System Altenheim kreisweit unterstützen, indem sie sich zur Abnahme der Tests bereiterklären“, sagt er.

Test in der Weihnachtsmarktbude

Ein weiteres Problem sei die Infrastruktur, die geschaffen werden muss, damit die Getesteten isoliert auf das Ergebnis warten können. Dafür ist in Gemünd bereits eine Lösung gefunden worden. Die Weihnachtsmarktbuden, in denen im Frühjahr Bewohner ihre Angehörigen treffen konnten, stehen immer noch vor dem Haupteingang. „Die werden jetzt mit einer Infrarotheizung ausgestattet“, kündigt Duisberg an.

Die Finanzierung der Schnelltests sorgt ebenfalls für Klärungsbedarf. Denn, so führt Duisberg aus, sieben Euro pro Test werden erstattet, allerdings seien die Tests teurer. Auf dem Restbetrag würden die Altenheime sitzenbleiben. „Es ist auch noch nicht klar, wer überhaupt für die Refinanzierung der Tests zuständig ist“, ergänzt Scheenard.

„Das könnte ein Schuss sein, der nach hinten losgeht“

Er fragt sich auch, ob die ursprüngliche Absicht, in den Altenheimen Schnelltests durchzuführen, um die Gesundheitsämter und Labore zu entlasten, sich nicht als Fehleinschätzung erweist. Denn durch die vermehrte Testung könnte für mehr Menschen nach einem positiven Schnelltest ein PCR-Test durch das Gesundheitsamt notwendig werden. „Das könnte ein Schuss sein, der nach hinten losgeht“, befürchtet Scheenard.

Auch den examinierten Pflegekräften der Stiftung Marien-Hospital Euskirchen bescheren die Schnelltests eine zusätzliche große zeitliche Belastung. Man sei sich jedoch sicher, so heißt es in der Einrichtung, dass man diese Herausforderung meistern werde. Bei der Stiftung sei man mit der aktuellen Situation in den beiden Einrichtungen des Seniorenzentrums sehr zufrieden. Die Angehörigen der Bewohner seien über den Start und den Ablauf informiert. Wie in der Verordnung vorgegeben, starte das Konzept am 9. November. Bislang sei das entwickelte Konzept von den Bewohnern und deren Angehörigen gut aufgenommen, da die Besuche weiterhin fortgeführt werden könnten.

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Die Kolleginnen und Kollegen des Seniorenzentrums hätten bei der Erarbeitung eines professionellen Konzeptes eine hervorragende Leistung erbracht, um die Vorgaben umzusetzen. Es seien ein solider Lagerbestand aufgebaut und Lieferketten geschaffen worden, die eine konsequente Durchführung der Tests gewährleisteten. Auch dank der räumlichen Gegebenheiten habe schnell ein isolierter Wartebereich eingerichtet werden können. Die Testung der Angehörigen werde im Theodor-Roevenich-Haus durchgeführt. Dort stehe ein von außen zugänglicher Clubraum, getrennt vom restlichen Gebäude, zur Verfügung.

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