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Wahl 2025AfD im Kreis Euskirchen stellt keinen Landratskandidaten auf

Lesezeit 3 Minuten
Lübke und Bleeker während einer Kreistagssitzung.

Bernd Lübke (r.) führt die Reserveliste für den Kreistag an, Dr. Lothar Bleeker wurde nicht auf die Liste gewählt.

Die AfD tritt in sieben Kommunen im Kreis Euskirchen an. MdB Rüdiger Lucassen und sein Ex-Mitarbeiter streiten sich unterdessen vor dem Arbeitsgericht.

Die AfD wird für die Kommunalwahl im Kreis Euskirchen keinen Landratskandidaten aufstellen. Das teilte der im März neu gewählte Kreisverbandsvorsitzende Josef Burkart auf Anfrage mit. 2020 war Burkharts Vorgänger Frank Poll als Landratskandidat angetreten, kam aber nicht in die Stichwahl.

In zwei Kommunen tritt die Partei mit Bürgermeisterkandidaten an: in Kall mit Harry Deutsch und in Weilerswist mit Simon Müller. In sieben der elf Kommunen des Kreises bewerben sich laut Burkart AfD-Kandidaten um Sitze in den Stadt- beziehungsweise Gemeinderäten.

In Zülpich, Blankenheim, Hellenthal und Dahlem tritt die AfD nicht an

Das wird in Weilerswist, Euskirchen, Bad Münstereifel, Mechernich, Schleiden, Kall und Nettersheim der Fall sein. In Zülpich, Blankenheim, Hellenthal und Dahlem werden keine AfD-Bewerber auf den Wahlzetteln stehen.

Die Reserveliste für den Kreistag wird von Bernd Lübke angeführt, der seit 2015 die Partei im Kreistag vertritt und Fraktionschef ist. Auf der Liste folgen Dr. Uwe Höller, Uwe Schiller, Regine Sturm und Harry Deutsch. Mit Dr. Lothar Bleeker scheiterte ein aktuelles Kreistagsmitglied bei der Listenaufstellung.

Bundestagsmitglied Lucassen fordert 2280 Euro von Ex-Mitarbeiter

Josef Burkart ist weiterhin damit beschäftigt, die Wogen im Kreisverband zu glätten. Der Streit rund um die Aufstellung von Rüdiger Lucassen als Direktkandidat für die jüngste Bundestagswahl ist noch nicht überwunden. Wie berichtet, war Lucassens damaliger Wahlkreisbüroleiter Achim Brück überraschend gegen seinen Chef bei der ersten Aufstellungsversammlung Ende November in Weilerswist angetreten – und hatte diese Abstimmung gewonnen. Doch die Versammlung wurde formell beanstandet. Bei der Wiederholung wurde Lucassen aufgestellt. Durch seinen NRW-Listenplatz fünf zog Lucassen nach 2017 und 2021 erneut in Bundestag ein.

Das Tischtuch zwischen Lucassen und Brück ist seitdem zerschnitten. Lucassen wirft Brück Vertrauensbruch vor, Brück hingegen dem Lucassen-Lager ein abgekartetes Spiel um die Neuansetzung der Nominierung.

Am vergangenen Freitag hatte der Streit ein Nachspiel vor dem Arbeitsgericht Bonn. Lucassen fordert von Brück 2280 Euro, die das Bundespresseamt (BPA) als Stornogebühren für eine Abgeordneten-Besucherreise fordert. Bei einer geplanten Reise für Bürger aus dem Wahlkreis seien einige Interessenten abgesprungen, das jedoch sei dem BPA nicht oder nicht rechtzeitig gemeldet worden.

Bundespresseamt fordert Zahlung von Stornogebühren

Dafür macht Lucassen Brück verantwortlich. Der aber erklärte in der Verhandlung, er habe sich nicht mehr um die Angelegenheit kümmern können, da er unmittelbar nach der umstrittenen Aufstellungsversammlung im November freigestellt und wenig später fristgerecht zu Ende Januar gekündigt worden sei.

Er habe die Schlüssel zum Wahlkreisbüro abgeben müssen, sei also nicht mehr an den PC mit den Unterlagen herangekommen. Lucassens Anwalt hingegen erklärte, dass die Stornogebühren bereits vor der Freistellung hätten vermieden werden können, was Brück bestreitet.

Lucassen gegen Brück: Arbeitsrichter schlug einen Vergleich vor

Das Gericht schlug als Vergleich eine Zahlung Brücks in Höhe von 500 Euro an Lucassen vor. Beide Seiten haben nun bis Mitte Juni Zeit zu entscheiden, ob sie diesen Vorschlag annehmen. Ansonsten droht ein längeres und aufwendiges Verfahren.

Dass Brück nicht bei allen AfD-Mitgliedern im Kreis eine unerwünschte Person ist, zeigt die Wahl des Erstplatzierten auf der Reserveliste für die Kreistagswahl. Unter den drei Bewerbern Lübke, Burkart und Brück erhielt Brück nach übereinstimmenden Berichten aus der nicht öffentlichen Versammlung im ersten Wahlgang die meisten Stimmen, unterlag dann aber gegen Lübke in der Stichwahl.

Ein Großteil der Burkart-Stimmen aus dem ersten Wahlgang sei dann bei Lübke gelandet, so Teilnehmer. Und auf der Reserveliste für den Stadtrat Bad Münstereifel kam Brück auf Platz vier.