210 Frauen und Männer verteilen im Kreis Euskirchen „Kölner Stadt-Anzeiger“ und Kölnische Rundschau. Die Jubilare unter ihnen wurden geehrt.
JubilarehrungZeitungszusteller im Kreis Euskirchen sind mitten in der Nacht unterwegs

Anlässlich ihrer Dienstjubiläen trafen sich die Zusteller aus dem Kreis Euskirchen in Heufahrtshütte.
Copyright: Stephan Everling
Es sind die Menschen, ohne die viele Zeitungsleser diesen Artikel überhaupt nicht zu Gesicht bekommen würden. Die Nacht für Nacht unterwegs sind, um die Kölnische Rundschau und den „Kölner Stadt-Anzeiger“ in die Briefkästen zu stecken und dafür zu sorgen, dass sie morgens pünktlich am Frühstückstisch liegen. Alle die Zeitungszusteller, die in diesem Jahr ein Jubiläum feiern konnten, trafen sich im Restaurant „Olympisches Feuer“ in Heufahrtshütte, einem Ortsteil von Mechernich.
210 Zusteller seien im Kreis Euskirchen tätig, sagte Andreas Künzel, Geschäftsführer der RZZ Logistik, die die Zeitungszustellung im Bereich südwestlich von Köln organisiert. „Insgesamt arbeiten bei uns rund 900 Zusteller“, teilte er mit. In diesem Jahr feierten 25 Zusteller ein Jubiläum, darunter Marianne Eitorf aus Felser, die seit 60 Jahren die Zeitungen zuverlässig zustellt. 14 Zusteller waren der Einladung der Geschäftsleitung gefolgt; unter anderem kamen sie aus Weilerswist, Nettersheim, Kall, Dahlem, Ripsdorf und Mechernich.
Schon vor 1.30 Uhr in der Nacht ruft der Spediteur an
Zwei von ihnen waren Roswitha und Hans-Werner Schreiber aus Berk, die seit einem Vierteljahrhundert nachts unterwegs sind, um den Abonnenten dieser Zeitung ihren täglichen Lesestoff zu bringen. Zwischen 1 Uhr und 1.30 Uhr klingele bei ihnen das Telefon. „Dann ruft der Spediteur an und sagt, dass er bald in Dahlem ist“, so Hans-Werner Schreiber. Dort werden die Zeitungen umgeladen.
Das Ehepaar beliefert dann die Menschen in Dahlem, Kronenburg, Baasen, Berk, Hallschlag und Udenbreth mit der Tageszeitung. „Wie lang wir dafür brauchen, hängt davon ab, wie viel Zusätze und Beilagen dabei sind“, so Roswitha Schreiber. Meistens dauere es bis 5, 6 Uhr morgens, bis sie fertig seien. Und dann geht es wieder ins Bett, um noch eine Runde zu schlafen. „Vor 9 Uhr dürfen Sie einen Zeitungsfahrer nicht wecken“, warnte sie schmunzelnd. Wieder zur Ruhe zu kommen, sei kein Problem, so Hans-Werner Schreiber: „Wenn man an der frischen Luft gewesen ist, dann schläft man gut.“
Ein Nachtjob war das Einzige, das möglich war. Nachts fehlt man nicht.
Die meisten ihrer Kunden kennen sie. „Wir sind ja aus Berk, dann kennen wir die Leute aus den Dörfern“, sagte Hans-Werner Schreiber. Doch es würden weniger, bedauerte er: „Wenn der Mindestlohn hochgeht und der Preis steigt, dann werden es wieder weniger Zeitungen.“ Seine Frau wies auch auf einen anderen Umstand hin. „Die Zeitungsleser werden immer älter und sterben weg“, bedauerte sie. Neue Leser der gedruckten Zeitung kommen dagegen kaum nach, da ist die elektronische Form gefragter.
Nachts die Zeitung auszutragen, sei damals die richtige Entscheidung gewesen, sagte Roswitha Schreiber deutlich: „Ein Nachtjob war das Einzige, das möglich war. Nachts fehlt man nicht.“ Denn damals habe sie ihre Eltern gepflegt, auch die Kinder mussten versorgt werden. Mit der Nachtarbeit kommen die Eheleute gut zurecht: „Es macht Spaß, es würde uns fehlen.“
Die Jubilare unternahmen eine Reise in die Vergangenheit
Beim Treffen unternahm Künzel mit den Zustellern einen Ausflug in die Vergangenheit und zählte wichtige Ereignisse aus den Jahren auf, in denen die Jubilare ihren Dienst angetreten haben. Da war die Jahrtausendwende. Oder vor 20 Jahren der Beginn der Kanzlerschaft von Angela Merkel.
Für die Zusteller besonders bedeutsam sei vor zehn Jahren die Umstellung von Stück- auf Stundenlohn gewesen. „Manche fanden das nicht gut, weil sie vorher immer wussten, was sie verdienen“, so Künzel. Doch für die Eifeler sei das gut gewesen, da sie mitunter vergleichsweise wenige Zeitungen auszutragen haben, dafür aber deutlich weitere Wege machen als in der Stadt.
Für den Verlag sei das eine kostenintensive Umstellung gewesen. Das Bewusstsein um die Bedeutung der Zusteller und deren Wertschätzung sei bei beiden Titeln deutlich. So betonte Gerald Selch, Chefredakteur des „Kölner Stadt-Anzeiger“, jüngst: „Ohne Zusteller könnten wir die Arbeit einstellen.“
Nicht nur ein Mittagessen, sondern auch kleine Geschenke verteilte Künzel an die Jubilare. So erhielten sie ein Cuttermesser, mit dem die Zeitungsstapel unkompliziert geöffnet werden können – für viele ein alltägliches Hilfsmittel, das allerdings im Laufe der Jahre auch mal stumpf wird. Und für die dunklen Eifelnächte gab es dann noch praktische Stirnlampen, mit denen die Jubilare auch in Zukunft immer sicher ihren Weg finden.
Die Jubilare
Für ihre zehnjährige Mitarbeit als Zeitungszusteller wurden Jürgen Lesser, Torsten van Oosten, Wolfgang Höfig, Josef Philipps, Martin Plützer und Silke Müller geehrt. Seit 20 Jahren tragen Sabine Weissbeck und Jalaja Nagarahthtinam die Zeitungen aus. Seit 25 Jahren dabei sind Gerhard Ostrowski, Hans-Werner Schreiber und Roswitha Schreiber.

