LandwirtschaftBauern aus dem Kreis Euskirchen protestieren gegen EU-Richtlinie

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Mehr Einschränkungen beim Düngen als in den Niederlanden und damit weniger Erträge befürchten die Landwirte aus dem Kreis.

Kreis Euskirchen – Wer in den vergangenen Wochen auf den Autobahnen im Kreis unterwegs war, hat sie womöglich bereits bemerkt: Immer wieder stehen auf den Autobahnbrücken Traktoren und andere landwirtschaftliche Fahrzeuge.

Thomas Gräf, selbst Landwirt, hat mit dem Verein „Land sichert Versorgung“ die Aktion ins Leben gerufen und erklärt, was es damit auf sich hat: „Wir zeigen Solidarität mit den Landwirten aus Holland.“ Die sorgten sich ihm zufolge aktuell um den Fortbestand ihrer Höfe und Wirtschaftsflächen.

Aufgrund einer EU-Richtlinie würden aktuell in den Niederlanden Einschränkungen dazu durchgesetzt, wie viele Emissionen landwirtschaftliche Betriebe produzieren und als Düngemittel auf den Feldern ausstreuen dürften, ergänzt Helmut Dahmen, Vorsitzender der Kreisbauernschaft. „Vor allem Ammoniak kann nahe gelegene Tierschutzgebiete beeinflussen“, erklärt er.

Niederlande stärker betroffen

Weil in den Niederlanden die Tierhaltungsdichte deutlich höher sei als in Deutschland, müssten die dortigen Landwirte die Bewirtschaftung ihrer Flächen teils aufgeben, weil die ohne ausreichende Düngung kaum Erträge abwerfen. Etwa ein Drittel der Viehbetriebe in den Niederlanden müsse sogar die gesamte Bewirtschaftung beenden, sagt Dahmen.

Im Kreis Euskirchen bestehe allerdings für die Landwirte kein Grund zur Besorgnis, sagt er. „Hier sind die Tierhaltungsdichten bei weitem nicht so hoch, daher ist es unwahrscheinlich, dass wir auch davon betroffen sein werden“, so Dahmen.

Gräf sorgt sich eigenen Aussagen nach dennoch, dass auch in Deutschland Landwirte von der Richtlinie betroffen sein könnten: „Wir dürfen hier selbst nur noch so wenig mit Stickstoff düngen, dass wir keinen Weizen mehr in Backqualität anbieten können.“ Backqualität bedeute, dass sich das Getreide für die Verarbeitung zu Lebensmitteln eigne.

Ukrainekrieg verschärfe die Situation

Generell kritisiere er die Durchsetzung der Richtlinie zum aktuellen Zeitpunkt: „Wir sehen das als falsch an, wenn gerade Krieg im Exportland Ukraine ist. Die Preise gehen doch schon in die Höhe, aber Lebensmittel müssen für den Verbraucher auch bezahlbar bleiben.“ Er ist der Meinung, dass die hiesige Landwirtschaft autark bleiben müsse und sich die deutsche Bevölkerung ohne Importe selbst versorgen solle: „Eine Abhängigkeit vom Ausland ist doch keine Möglichkeit.“ Wie lange die Protestaktion noch anhalten soll, kann Gräf nicht eindeutig terminieren. „Während der Ernte haben wir weniger Zeit“, sagt er: „Aber wenn die Politik nicht reagiert, werden wir nach der Erntezeit flächendeckend Aktionen fahren.“

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Die Kreisbauernschaft selbst sei nicht in die Protest-Aktion der Euskirchener Landwirte involviert, erklärt Dahmen: „Aber wir unterstützen das auf jeden Fall.“

Geschützt werden sollen durch die EU-Richtlinie die „Natura 2000“-Schutzgebiete. Dabei handelt es sich um ein zusammenhängendes Netz an Schutzzonen innerhalb der Europäischen Union. Bereits seit 1992 werden die Gebiete errichtet und ausgebaut. Die Zonen dienen dem Erhalt seltener und bedrohter heimischer Arten.

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