Lebensrettung zu Helene FischerEin Fest, so vielfältig wie der Kreis Euskirchen

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Ein Fest für Klein und Groß: Der Kreis wird in diesem Jahr 50 und feierte das nun mit einer großen Party rund um die Kreisverwaltung.

Ein Fest für Klein und Groß: Der Kreis wird in diesem Jahr 50 und feierte das nun mit einer großen Party rund um die Kreisverwaltung.

Kreis Euskirchen – Eine Partie Jenga mit einer etwa zehn Kilo schweren Hydraulikschere? Den kölschen Klängen der Domstürmer oder denen von Kinderlieder-Sänger Uwe Reetz lauschen? Eine Runde mit dem Eifel-E-Bike oder auf einem historischen Kinderkarussell drehen? Oder einen Blick hinter die Kulissen der Feuerwehr oder des Technischen Hilfswerks werfen? Der Kreis Euskirchen ist vielfältig – und so verwunderte es nicht, dass auch das Bürgerfest anlässlich des 50. Geburtstags des Kreises abwechslungsreich war. Zwei Themenschwerpunkte ziehen sich beim Kreis allerdings wie ein roter Faden durchs Jahr: Nachhaltigkeit und Bevölkerungsschutz.

Und so war das Bürgerfest an der Kreisverwaltung nicht nur eine überdimensionale Geburtstagsparty, sondern auch eine Info-Veranstaltung rund um die beiden Leitthemen.

Jenga mit einer zehn Kilo schweren Schere. Gar nicht so leicht.

Jenga mit einer zehn Kilo schweren Schere. Gar nicht so leicht.

„Nachhaltigkeit ist sehr vielfältig. Nachhaltigkeit ist längst nicht nur Umweltschutz, was viele Menschen leider immer noch denken“, sagte Lisa Rodermann, Nachhaltigkeitskoordinatorin beim Kreis.

21 Stationen zur Nachhaltigkeit

21 Stationen hatte sie für die „Straße der Nachhaltigkeit“ aufgebaut. Und wer den Blick von den Info-Ständen löste, entdeckte auf dem Boden zahlreiche bunte Graffiti. „Das sind die 17 Nachhaltigkeitsziele, die 2015 von den Vereinten Nationen beschlossen wurden“, erklärte Rodermann. Ein Ziel: nachhaltig produzieren und konsumieren. Klar, dass auch die Abfallberatung des Kreises mit einem Infostand oder Emrah Salihi vom Unverpacktladen in Euskirchen vertreten waren.

Landrat Markus Ramers machte beim Nachhaltigkeitszirkel mit.

Landrat Markus Ramers machte beim Nachhaltigkeitszirkel mit.

Zur Nachhaltigkeit gehört auch das Radfahren. Der Kreis Euskirchen hat entsprechend den Masterplan Radverkehr ins Leben gerufen – und die Bürger aufgefordert, sich an einer Umfrage zu beteiligen. Wo besteht bei Radwegen Sanierungsbedarf? Wo gibt es Gefahrenpunkte? Wo sollte ein Radweg gebaut werden? Mehr als 1000 Einsendungen gingen nach Angaben von Marcus Sprung, beim Kreis für den Radverkehr zuständig, ein. „Damit hätten wir nie gerechnet“, freute sich Sprung, der auch während des Bürgerfestes noch Anregungen und Hinweise erhielt.

Für die Besucher gab es am Kreishaus einiger zu entdecken.

Für die Besucher gab es am Kreishaus einiger zu entdecken.

Überhaupt stand das Radfahren am Sonntag vor dem Kreishaus im Fokus. Die RVK hatte einen kleinen Parcours aufgebaut, in dem die Besucher mal ein E-Bike testen konnten. „Der Kreis Euskirchen ist schön. Aber in der Eifel für ältere Menschen manchmal schwierig zu erradeln“, sagte Besucherin Ute Hennrichs. Daher sei ein E-Bike eine sinnvolle Anschaffung – gerade für Bürger aus dem Nordkreis, die die tolle Landschaft im Süden des Kreises erleben wollen, berichtete die Mechernicherin schmunzelnd.

Mehrere Monate der Planung

Im Januar hatte die Verwaltung unter der Federführung von Tamara Empt und Corinna Lawlor mit der Planung des Bürgerfestes begonnen. Ursprünglich sollte zur Geburtstagsfeier auch der Erweiterungsbau der Kreisverwaltung samt Leitstelle fertig sein. Doch daraus wurde nichts. Im kommenden Jahr sollen die Arbeiten an dem 40-Millionen-Euro-Projekt aber abgeschlossen sein. „Mit Blick auf die vergangenen zweieinhalb Jahre ist es nicht selbstverständlich, dass wir hier so feiern können“, sagte Landrat Markus Ramers.

Warnengel halfen bei Nina und Katwarn

Alarmierung per SMS

Mehrere sogenannte Warnengel beantworteten während des Bürgerfestes Fragen rund um Warnapps Nina und Katwarn. Wichtig sei, so Mona Noé, die beim Kreis für die Social-Media-Kampagne rund um den Bevölkerungsschutz zuständig ist, dass der Standort für Apps freigegeben wird.

„Bei Katwarn heißt das Schutzengel aktivieren. Alternativ kann man bei beiden Apps die Orte angeben, für die man gewarnt werden will“, erklärt Noé. Das gehe beispielsweise mithilfe der Postleitzahl oder der Eingabe des jeweiligen Orts. Wer möchte kann aber auch den gesamten Kreis Euskirchen auswählen. „Bei Katwarn kann man eine SMS mit der Postleitzahl an die Nummer +49 16 37 55 88 42 senden, wenn man per SMS gewarnt werden will“, so Noé weiter.

Markantes Wetter

Bei der Warnapp Nina können den Warnengeln zufolge im Unterpunkt „Einstellungen“ die Warnstufen angepasst werden, damit man nicht für jedes sogenannte markante Wetter eine Meldung erhält.

Der Deutsche Wetterdienst warnt etwa auch vor fünf Zentimetern Schneefall – ein Ereignis, das im Kreis Euskirchen für die meisten keine Herausforderung ist. „Wenn man auch solche Warnungen erhalten möchte, kann man das natürlich“, so Noé.

Mehr als 110 Gespräche

Einer der Warnengel war Johanna Köth, die beim Kreis eigentlich ein Duales Studium zur Kreis-Inspektoranwärterin absolviert. „Wir wollen vor allem ältere Menschen ansprechen und sie mit der Nutzung vertraut machen“, so Köth. Wie ihre Mitstreiter hatte sie eigens designte T-Shirts an.

Mehr als 110 Gespräche führten die Warnengel. Erfreulich laut Köth: „Die meisten Besucher hatten eine der beiden, wenn nicht gar beide, Apps bereits auf dem Smartphone.“ (tom)

Anschließend machte er sich mit seinem Vorgänger Günter Rosenke, der von den 50 Jahren Kreis Euskirchen immerhin 26 Jahre Landrat war, auf den Weg über das Gelände. An der „Straße der Nachhaltigkeit“ verteilte Ramers beim Nachhaltigkeitszirkel unter anderem Bälle – für Dinge, die er in Sachen Nachhaltigkeit bereits geändert hat oder ändern wird. „Ich esse bewusst weniger tierische Produkte“, berichtete der Landrat.

Lebensrettung zu Highway to Hell

Beim DRK wurde kräftig gepumpt. „Ich hätte nicht gedacht, dass Wiederbelebung so anstrengend ist“, sagte Hannes Zinken. Der Euskirchener drückte immer wieder mit der flachen Hand auf den Plastiktorso vor ihm. Auch zahlreiche Kinder versuchten sich spielerisch an der Lebensrettung. „Der Rhythmus von Staying Alive, Atemlos oder Highway to Hell ist als Anhaltspunkt ziemlich gut“, erklärte DRK-Mitarbeiterin Saskia König.

Währenddessen baute die junge Mara einen ziemlich großen Holzturm am Stand des Kreissportbunds. Überhaupt gab es für die jüngeren Besucher viel zu entdecken – von der klassischen Hüpfburg bis hin zum Bemalen von großen Kieselsteinen.

Kinder bauen Türme, Drehleiter fährt am Kreishaus auf 30 Meter in die Höhe

Noch höher hinaus als mit „Karlo Klötzchen“ vom Kreissportbund ging es beim Bürgerfest mit der Drehleiter aus Weilerswist. Wer sich traute, wurde auf etwa 30 Meter in die Luft gefahren und konnte einen tollen Blick über die Kreisverwaltung genießen, die zur kommunalen Neugliederung in Euskirchen errichtet worden ist. „In den vergangenen 50 Jahren sind viele Freundschaften geschlossen worden“, sagte Landrat Markus Ramers. Die Grenze zwischen dem Süd- und dem Nordkreis gebe es eigentlich nicht mehr. „Nur wenn man sich gegenseitig ein wenig aufzieht und frotzelt“, so der Verwaltungschef.

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Nicht ganz so modern wie die Weilerswister Drehleiter, aber nicht minder ein Blickfang: der „Büffel“ der Löschgruppe Wolfert. Das historische Löschfahrzeug ging erstmals 1950 in den Einsatz. Aus Flamersheim hatte Kreisbrandmeister Peter Jonas historische Uniformen und Einsatzkleidung besorgt. „Wenn man die Bedingungen von damals mit denen von heute vergleicht, liegen da ja gefühlte Welten zwischen“, stellte Jasmin Kauffel fest, während ihr Sohn Julian mit großen Augen die zahlreichen Fahrzeuge bestaunte.

Historisches Bild neu aufgenommen

Der Kreis hatte im Vorfeld des Bürgerfestes Kinder zum Mal- und Erwachsene zum Fotografiewettbewerb aufgefordert. Bei den Kindern gewannen Jamie Frohn, Amelie Tucholke sowie Fine und Pepe Scholtysik. Bei den Erwachsenen überzeugte ein Foto der Ahekapelle die Juroren am nachhaltigsten. Aufgenommen haben es Sonja und Sarah Neufend aus Mechernich. Sie hatten sich an einem historischen Bild aus dem Kreisarchiv orientiert, das den Ur-Ur-Opa der Gewinnerinnen zeigt.

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