FachwerkhausDreharbeiten für „Schwester Weiß“ in Eiserfeyer Bürgermeisterei

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Das alte Fachwerkhaus in Eiservey wurde zur Filmkulisse.

Das alte Fachwerkhaus in Eiservey wurde zur Filmkulisse.

Mechernich-Eiserfey – Es ist Mittagspause für die Filmcrew in Eiserfey – um 16.30 Uhr am Nachmittag. In der Alten Schule haben Schauspieler, Kamera- und Tonleute und all die vielen Helfer im Hintergrund, die für die Produktion eines Kinofilms benötigt werden, ihren Aufenthaltsraum. Es gibt „Fleischpflanzerl“, also Buletten, wie die siebenjährige Laiendarstellerin Eda Ruppert glücklich feststellt, dazu Paprikagemüse und Reis und als Nachtisch Stracciatella-Creme. Alles vom Caterer frisch gekocht. Gutes Essen, da ist sich die Crew einig, ist am Filmset besonders wichtig.

Die alte Bürgermeisterei in Eiserfey, seit zehn Jahren das Zuhause des Künstlers Peter Ratz und seiner Frau Dr. Stephanie Zippel, ist Drehort für den Kinofilm „Schwester Weiß“. Eine rund 40 Personen starke Filmcrew hat das gesamte Erdgeschoss des Fachwerkhauses für drei Tage in Beschlag genommen. Es soll das Elternhaus der Filmschwestern Helene und Martha Weiß darstellen. „Unser Hof wurde bereits vor etwa sieben Jahren von Location-Scouts in die Kartei aufgenommen. Sie suchten einen Hof für den Film ,Rennschwein Rudi Rüssel’. Damals wurde es unser Haus nicht, aber wir waren in der Kartei, und so wurde das Haus jetzt für diesen Film ausgewählt“, erläutert Peter Ratz, der sich mit seiner Frau und den beiden Töchtern während der Dreharbeiten mit den oberen Stockwerken des Hauses begnügen muss.

Begonnen haben die Dreharbeiten Anfang Dezember 2014. Der im Schwäbischen angesiedelte Film wird in Zons, Overath und Leverkusen gedreht, die Studioaufnahmen fanden in einer Villa in Hürth statt. Auch das Kloster Schweinheim diente der Crew als Drehort. Hier wurde eines der Zimmer zum Büro der Ordensoberin umgebaut.

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Die alte Bürgermeisterei in Eiserfey ist für die Filmschaffenden aus mehreren Gründen ein idealer Drehort: Das Haus hat hohe Decken, also genügend Raum für Licht- und Tontechnik. „Auch der geschlossene Innenhof war für die Crew wichtig. Hier wurde nämlich kräftig mit Kunstschnee gearbeitet, der durch den geschlossenen Hof vor dem Verwehen geschützt war“, erzählt Ratz. Einige „Schneeflocken“ liegen jetzt noch in der Hofeinfahrt.

Während sich die Crew auf die nächste Dreh-Einstellung im Esszimmer der alten Bürgermeisterei vorbereitet, fragt Eda den Regisseur Dennis Todorovic: „Hab’ ich das eben falsch gemacht?“ Doch der Schwabe kann das Mädchen beruhigen: „Nein, du hast nichts falsch gemacht. Ich hätte dir das besser erklären müssen.“

Die Siebenjährige ist die Tochter von Freunden des Regisseurs, hat ihre erste Filmrolle und ist in den Augen Todorovics ein „echtes Naturtalent“. Ihre Frage bezieht sich auf eine Szene, in der die Kleine die Ordensfrau Martha am Ornat festhält, während diese, bereits im Gehen begriffen, letzte Worte mit ihrer Schwester Helene wechselt.

„Da es nicht möglich war, dass Martha tatsächlich den Raum verließ, haben wir das durch die Kameraeinstellung nur angedeutet, indem sie ihren Kopf wegdreht. Das hatte ich Eda so aber nicht genau erklärt, und da fragte sie, als Martha nicht weiterging: ,Bist du denn jetzt weg?“, erläutert Todorovic schmunzelnd. Für Zeljka Preksavec ist dies die letzte Einstellung an diesem Tag gewesen. Lisa Martinek sitzt derweil mit „Nachbarin“ Agathe (Sabine Hahn), deren „Zivi“ Jan (Hyun Wanner) und der neuen „Eigentümerin“ des ehemaligen Elternhauses, Svetlana (Jana Lissovskaja) am Esstisch.

Dennis Todorovic prüft Kamera- und Toneinstellung und erklärt den Schauspielerinnen, wie er sich die nächste Szene vorstellt. Es wird viel geschwäbelt am Esstisch, sehr zur Freude der gebürtigen Stuttgarterin Lisa Martinek. „Es ist das erste Mal, dass ich in meinem Heimatdialekt drehen darf“, sagt die 42-Jährige strahlend.

Während die Crew-Mitglieder, die gerade nicht mit den Dreharbeiten beschäftigt sind, schon das erste Equipment wieder in die zahlreichen Transporter verladen, die um die alte Eiserfeyer Bürgermeisterei geparkt sind, freut sich Hausbesitzer Peter Ratz schon darauf, sein Haus am späten Abend wieder in Gänze bewohnen zu können.

Sein Fazit zu den drei Filmtagen: „Es war interessant, das einmal mitzuerleben. Die gesamte Crew war sehr nett und höflich. Und beim »Kindergeburtstag« durfte auch meine jüngere Tochter mitspielen.“

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