Eva Eiselt gastierte mit ihrem Weihnachtsprogramm im Zingsheimer Dorfgemeinschaftshaus. Neben dem Klamauk gab es auch nachdenkliche Töne.
Comedy in ZingsheimEva Eiselt setzt bei Udo Fröhliche dem Klamauk keine Grenzen

Mit „Udo Fröhliche“ präsentierte Eva Eiselt ihr bekanntes Vorweihnachtsprogramm und verpasste ihm ein neues Gewand.
Copyright: Carolin Hasselbach
Udo Fröhliche ist wieder da! Das beliebte Weihnachtsprogramm der Kabarettistin Eva Eiselt hatte vier Jahre lang pausiert. Nun zeigte es sich in altem und zugleich neuem Gewand im Dorfgemeinschaftshaus Zingsheim. 199 Gäste füllten bereits 45 Minuten vor Beginn den Saal bis zum Rand, den die Gemeinde Nettersheim als Veranstalter gemietet hatte, und ließen sich schon mal von der Dorfgemeinschaft umfangreich bewirten.
Langjährige Udo Fröhliche-Fans erkannten auf der Bühne gleich den großen, schwarzen Glühweintopf, den Eva Eiselt als roten Faden des Abends nach und nach füllte. Neu war die Band, die sich direkt daneben aufbaute. Die Brass-Combo Ambrassador aus ihrem Heimatort Nöthen begleitete bereits einmal ihr Open-Air-Festival am Rande des dortigen Sportplatzes. Bei Udo Fröhliche kamen die Musikerinnen und Musiker des Musikvereins nun zum ersten Mal zum Einsatz und bereicherten das lustige Programm mit fetzigen Versionen klassischer Weihnachtslieder.
Wir kennen uns ja schon eine Weile.
Zunächst einmal erschien Eva Eiselt in Schlafanzug und Morgenmantel – scheinbar überrascht, dass es schon losgeht. Dazu spielte Musik, die stilistisch eine derbe Mischung aus Oktoberfest, Karneval und Weihnachten darstellte. Das sorgte schon in den ersten Minuten für großes Gejohle im Saal. Die Stimmung war voll da. „Wir kennen uns ja schon eine Weile“, stellte die in Köln lebende Künstlerin erleichtert fest und fühlte sich dann in ihrem Aufzug auch nicht mehr unwohl.
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„Weihnachten, das Fest der Liebe und des himmlischen Friedens“, erklärte sie und musste dabei nicht nur selbst lachen: „Dann lieber Wein achten.“ Der Glühwein hatte es im Laufe des Abends zunehmend in sich. Nicht nur Wein, Schnaps und Cognac landeten im Kochtopf, sondern auch ein paar Apfelsinen mitsamt Netz, eine ganze Packung Zimt sowie prophylaktisch eine ordentliche Dosis Ibuprofen gegen den Kater und Granufink gegen den nächtlichen Harndrang.
Kabarettistin war in Zingsheim schon in Weihnachtsstimmung
Auf jeden Fall war Eva Eiselt schon so richtig in Weihnachtsstimmung: „Ich bin schlecht gelaunt und aggressiv.“ Während Eiselt immer wieder neue Zutaten für ihr Gebräu hervorholte, trat sie als Udo Fröhliche auf den Plan. Udo und seine Ehefrau – „wie heißt se noch“ – Maria saßen im Reisebüro, weil Maria über die Feiertage verreisen wollte. Sie hatte keine Lust, das Fest ohne jede Unterstützung zu organisieren.

Die Brass-Combo Ambrassador aus Nöthen war zum ersten Mal dabei, der Glühweinpott hingegen ist bestens bekannt.
Copyright: Carolin Hasselbach
Doch die beiden fanden kein Ziel, mit dem sie beide zufrieden waren. Udo wollte am liebsten zu Hause bleiben und stolperte dadurch selbst in die Organisation des Weihnachtsfestes hinein – und damit nahm das Unheil seinen Lauf. Schon im August zog Udo in die Feinkostabteilung des Kaufhofs, ausgerüstet mit einer ausgedruckten „Papier-Powerpoint-Präsentation“, auf der er seine „Konzeption“ festgehalten hatte.
Den Namen des Enkels hat Eva Eiselt glatt vergessen
Dass der Programmpunkt „Essen“ so viele Fragen aufwerfen könnte, damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Auch nicht damit, dass ein im Sommer gekaufter Adventskranz bis zum Jahresende nicht mehr schön sein und die üppige Beleuchtung am Haus ein elektrotechnisches Problem darstellen könnte. Die Tiefkühltruhe schien ihm da die beste Lösung für alles Verderbliche, vor allem für das Gulasch, das Fleisch aller Art mit Fisch vereinte, damit für jeden etwas dabei sei.
Das Desaster ging letztendlich aber nicht nur aus diesen Umständen hervor, sondern auch aus den Mitgliedern der Familie, unter anderem dem „Schwiegerteil“, dem Enkel, dessen Name und Geschlecht ihm weitgehend entfallen waren, und seiner geliebten Mama, die ihren Sohn Udo nur äußerst ungerne in der Küche beim Zubereiten des Weihnachtsmenüs sah.
Neben allem Klamauk wurden auch nachdenkliche Momente geschaffen
Eva Eiselt setzte dem Klamauk keine Grenzen, schuf aber immer wieder auch nachdenkliche Momente, von Überlegungen zu den zunehmenden Sicherheitsmaßnahmen für Weihnachtsmärkte bis hin zum vorweihnachtlichen Konsumterror. Auf der anderen Seite standen die romantischen Kindheitserinnerungen von der Plätzchen backenden Tante bis zum Glöckchen an Heiligabend.
Comedy und biblische Weihnachtsgeschichte verband sie vortrefflich in einer ganz besonderen Schilderung durch einen Jugendlichen, der die Geschichte von der Geburt Jesu mit einer Menge Alter, Digger und Bruder versah und dabei ausgesprochen menschlich verdeutlichte, wie „voll krass“ diese Geschichte und wie „aggro“ die hilflos gebärende Maria waren. „Bei euch wird heute der Boss geboren, da müsst ihr checken, was geht!“
Dann kommen „voll die Drogenheinis mit ihren Schafen und noch so drei kranke Typen auf ihren Kamelen.“ Sehr überzeugend verkörperte Eva Eiselt den Jungen, der sich zwischen Coolness, Staunen und Mitfiebern bewegte. Neben den herrlich komischen und auch anrührenden Inhalten beeindruckte die mehrfach preisgekrönte Kabarettistin mit ihren schauspielerischen Fähigkeiten.
Udo Fröhliche ist nicht irgendeine Witzfigur, sondern ein Charakter mit ausgefeilter Mimik und Gestik, mit derbem Kohlenpott-Slang und liebenswerter Bodenständigkeit. Eva Eiselt gab ihrem Publikum alles mit in die Adventszeit, was es brauchte. Besinnlichkeit, Weihnachtszauber und den nötigen Humor für den alljährlichen Wahnsinn.

