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Lecker und lustigBeim Kochen in Zülpich-Ülpenich wurde Platt gesprochen

4 min
Zwei Männer und zwei Frauen füllen Essen auf Teller.

Es muss schnell gehen, also wird Hand in Hand gearbeitet, damit das Essen heiß auf den Tisch kommt.

Beim „Kauche op Platt“ ging es um rheinischen Dialekt und rheinische Gerichte. Das machte Spaß und war lecker.

So ganz klappt es nicht: Eigentlich soll ja nur Mundart gesprochen – Platt jekallt – werden beim „Kauche op Platt“. Aber das ist gar nicht so einfach. Und ausgerechnet Jörg Kaster, seines Zeichens Koch und bekennender Mundart-Fan, bringt die entscheidende Frage auf: „Wie heißt denn Röstzwiebel auf Platt?“ Die Zwiebel, klar, heißt Üllich. Oder doch Öllich?

Selbst wenn man über diese kleine Unschärfe locker hinweggehen kann, scheitert die Runde am Wort „rösten“. Dafür fällt keinem ein Eifeler Synonym ein. Dabei sind es echte Fans, die zu dem Abend gekommen sind, den der Kulturhof Velbrück e.V. im Pfarrheim in Zülpich-Ülpenich organisiert hat. Fans sowohl der rheinischen oder Eifeler Mundart als auch der heimatlichen, also eher deftigen Küche.

Menschen sitzen an einem eingedeckten Tisch.

Gemeinsam arbeiten, gemeinsam essen: Die Mannschaft freut sich auf den großen Augenblick.

Jörg Kaster, der unter anderem früher in Heinos Café gekocht hat, hat die Rezepte zusammengestellt und auch die Zutaten mitgebracht. Dummerweise hat er den Pfeffer vergessen, was ihm gutmütigen Spott einbringt und zum Running Gag des Abends wird. „Schmeckt gut“, sagt einer. „Ja, aber Pfeffer fehlt“, kommt die Antwort.

Es wird viel gefachsimpelt, übers Essen, über den Unterschied der Dialekte von Ort zu Ort. Und es wird fleißig gearbeitet. Ursel und Klaus schnappen sich die Kartoffeln und beginnen zu schälen. Die Äerpel – auch Krompere oder Jrompere – werden einerseits für Reibekuchen, andererseits für eine Suppe gebraucht.

Das Bild zeigt eine Platte mit kleinen Häppchen, eine Hand fügt ein Petersilienblatt hinzu.

Kleine Häppchen wurden liebevoll dekoriert.

Mit einem großen Messer würfelt jemand eine Gurke. Zu sehen sind nur die Hand und das Messer.

Blitzschnell und gleichmäßig: So schneidet der Profi eine Gurke in Würfelchen.

Als Rievkooche-Fachmann Klaus zur Möhre greift, kommt Unruhe auf. „Wir machen zu Hause immer Möhren an die Reibekuchen“, springt Ursel ihm bei. Die Rezept-Variante ist den anderen neu, aber gut, wird es eben probiert. Renate ist für die Frikadellen zuständig. Genauer gesagt: dafür prädestiniert. Denn sie ist Fleischereifachverkäuferin.

In Windeseile entstehen in ihren Händen Fleischklopse, so gleichmäßig und perfekt geformt, dass Neid aufkommt. Und genauso selbstverständlich entsteht ein Gespräch über den Mangel an Nachwuchs im Handwerk im Allgemeinen und bei Metzgern im Besonderen. Essen schafft Gemeinschaft, Kochen noch mehr. Wobei das nicht ohne Risiko ist.

Reibekuchen muss man aus der Pfanne essen.
Klaus

Schnell zeigt sich, dass da keine blutigen Anfänger sind, die an diesem Abend kochen lernen wollen, sondern gestandene Hausfrauen und -männer mit klaren Vorstellungen, was wie gemacht wird. Und wenn Diven am Herd aufeinanderprallen, stieben ja schon mal die Funken. Doch nicht zuletzt dank Jörg Kasters gutmütiger Moderation bleibt alles friedlich.

Auch wenn Klaus geradezu körperlich leidet, als er sieht, dass die Reibekuchen, die er in der Pfanne gebrutzelt hat, in den Backofen wandern. Eine Schande sei das, murrt er: „Die muss man aus der Pfanne essen.“ Kaster kontert: „Das geht aber heute nun mal nicht anders.“ Purist trifft auf Pragmatiker. Thomas dekoriert geduldig – und gekonnt – die Schwarzbrothäppchen und lässt sich ebenso geduldig zeigen, wie der Profi eine Gurke würfelt. Dabei kann er das längst.

Dürener Zungenschlag ist nicht zu überhören

Marlene ist mit ihren 85 Jahren die Älteste in der Runde. Sie kommt aus Düren, was nicht zu überhören ist, spätestens beim charmant rollenden „R“. Sie dreht Blätterteigstreifen, pinselt sie ein, bestreut sie mit Sesam. Und mahnt wenig später mehrfach, das Gebäck müsse aus dem Ofen.

Der Chefkoch beharrt auf längerer Garzeit, am Ende sind die Stangen, höflich ausgedrückt, ziemlich dunkelbraun. Kaster erklärt, ermahnt, gibt Tipps. Mit Argusaugen wacht er darüber, dass jeder Gang ansehnlich auf dem Teller drapiert wird. Und dass der Tellerrand frei bleibt: „Der gehört dem Gast.“

Anstrengender als in der Restaurantküche sei so ein Abend nicht, sagt er: „Hier wie dort wollen ständig zehn Leute was von mir.“ Nur dass im Restaurant auch noch ständig das Telefon klingele. Was zusammen gekocht wurde, wird am Ende auch gemeinsam gegessen, vom Endiviensalat bis zu den dicken Bohnen. Und es schmeckt allen, auch wenn hier und da ein bisschen Pfeffer fehlt.

Jörg Kaster stimmt „Drink doch ene met“ an, und alle singen mit. Dann kehrt Ruhe ein, Zeit für Gespräche. Es sei schade, dass die jungen Leute heute kaum noch Dialekt sprächen, wird allgemein bedauert. Das Eifeler Platt gebe ihr so ein Gefühl von Geborgenheit, sagt Marlene, von Zuhausesein: „Sprache ist Heimat.“


Ein Netzwerk ist das Ziel

„Uns Sproch es Heimat“ ist ein dreijähriges LEADER-Projekt, das von der Europäischen Union gefördert wird. Projektträger ist der Kulturhof Velbrück e.V., Sponsoren sind die Kreissparkasse Euskirchen, die Sparkasse Düren und die Sparkassen-Kulturstiftung Rheinland.

Seit 2023 haben diverse Veranstaltungen wie Konzerte und Lesungen stattgefunden. Ziel ist aber, dass die Menschen nicht nur unterhalten werden, sondern sich auch aktiv einbringen. Letztlich soll ein Netzwerk für die Mundart entstehen.