Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Dauerhaftes ProvisoriumDie Nettersheimer Kita im Annex entstand aus einer Notlösung

3 min
Ines Hermanns, Barbara Widdau, Ursula Kreuer und Andreas Baur stehen auf dem Außengelände der Kita Annex in Nettersheim.

Grün und Holz dominieren das Bild im Außenbereich der Kita Annex.

Vor drei Jahren wurden Kita-Plätze in Nettersheim Mangelware und die Kita im Annex aus der Not geboren. Heute besuchen 55 Kinder die Einrichtung.

Naturnahes Gärtnern ist nichts Besonderes. Aber wer naturnahes Kindergärtnern sehen will, der sollte einen Blick in den Nettersheimer Annex werfen. Denn die Außenanlagen der Kita, die mit ihren drei Gruppen das Nebengebäude der Nettersheimer Schule bevölkert, sind im Augenblick dominiert von einem malerisch wogenden Roggenfeld. Dazwischen verbinden barrierefreie Wege auf dem Hang die verschiedenen Bereiche.

Ursprünglich war die Kita im Annex eine Notlösung, als sich vor drei Jahren herausstellte, dass die Kindergartenplätze in der Gemeinde hinten und vorne nicht ausreichten. „Da haben wir diese Kita hier aus dem Boden gestampft“, sagte Bürgermeister Norbert Crump bei der Eröffnung.

350.000 Euro wurden in die Außenfläche der Kita investiert

Als klar geworden sei, dass die Schule das Nebengebäude nicht benötige, habe die Gemeinde zugegriffen. Zwei Gruppen zogen aus dem Schulgebäude um, eine dritte wurde in den Anbau integriert. Insgesamt drei Millionen Euro seien investiert worden, so Crump, davon 350.000 Euro in die Außenfläche. 55 Kinder besuchen derzeit das Annex, sagte Kita-Leiterin Ines Hermanns. Dort werden sie von insgesamt 13 Mitarbeiterinnen betreut.

Das Bild zeigt ein Kletter/Spielgerät in einer grünen Umgebung.

Die Ideen zur Gestaltung der Außenanlage haben die Kindergartenkinder selbst entwickelt.

„Roggen mit Zottelwicke“, präzisierte die Gartenbau-Ingenieurin Ulrike Kreuer bei der offiziellen Eröffnung der Außenanlagen fachmännisch. Dann erläuterte sie schmunzelnd, dass die eigentliche Idee gewesen sei, im Winter die im Zuge der Bauarbeiten blanken Erdhügel vor Erosion zu schützen. „Wir hatten ungeheure Erdbewegungen, als der Anbau gebaut wurde.“ Roggen und Zottelwicke seien die Pflanzen der Wahl gewesen. Auch, da sie zufällig noch einen Sack Winterroggen in der Garage gehabt und zur Verfügung gestellt habe.

Getreide soll ins pädagogische Konzept integriert werden

Doch dann spross das Roggenfeld – es durfte für dieses Jahr bleiben und zum Treffpunkt von Insekten aller Art werden. Nicht nur das: Jetzt soll das Getreide pfiffig in das pädagogische Konzept der Kita integriert werden. Im Herbst soll geerntet und Brot gebacken werden, kündigte   Hermanns an: „Wir werden die Kinder pulen lassen.“ Nach der Ernte soll dann aber doch Rasen eingesät werden, denn der hochstehende Roggen schotte die verschiedenen Bereiche sehr voneinander ab.

„Wir haben die Kinder die Außenanlagen planen lassen“, beschrieb Bürgermeister Norbert Crump das Prozedere. Die Kinder haben Bilder gemalt, wie sie sich den Kita-Garten vorstellen. Die Ideen durfte Kreuer dann in eine Planung verwandeln. „Wir konnten die alten Bäume erhalten“, sagte sie zufrieden.

Es sei viel Holz verwendet worden, wie in Nettersheim üblich, und auch die Umrandungen der Spielbereiche mit Kokosfaschinen seien von anderen Spielplätzen bekannt.

Aus jedem Gruppenraum geht es in den Außenbereich, wo Matschanlage, Niedrigseilgarten, Kletterrampe, ein Bauernhof mit Sandspielbereich und vieles mehr locken. Und vielleicht ist dem Roggen ja doch noch eine weitere Saison beschieden. „Wer weiß, wenn das Brot schmeckt, machen wir das noch mal“, sagte Hermanns mit einem Augenzwinkern. Zudem ist geplant, dass die Kita zur Nationalpark-Kita werden soll.