Falsch machen können Helfer mit einem AED, einem automatisierten externen Defibrillator, im Prinzip nichts. Aber sie können Leben retten.
LebensretterGemeinde Nettersheim will jeden Ort mit Defibrillatoren ausstatten

Die Handhabung des Defibrillators zeigt Michael Gissinger vom Verein Lebensretter im Kreis Euskirchen.
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Keine Angst vor den Defibrillatoren. Dass es schwerer ist, das Wort unfallfrei auszusprechen als die kleinen Lebensretter im Notfall anzuwenden, sollte sich allmählich rumgesprochen haben. Denn die Geräte leiten den Benutzer, ob sachkundig oder nicht, mit einer Sprachanleitung durch die Anwendung.
Das Netz der „Defis“ wird immer dichter – wo sie zu finden sind, ist meist auf den Internetseiten der Städte und Gemeinden abrufbar. Am dichten Netz muss in der Gemeinde Nettersheim noch gearbeitet werden. Sechs AED (automatisierter externer Defibrillator) sind es bisher, drei davon in Nettersheim.
Auch am Haus der Fossilien in Nettersheim hängt ein Defi
Das bislang jüngste Gerät, installiert am Haus der Fossilien, ist das erste durch die Gemeinde beauftragte, nachdem der Gemeinderat beschloss, in jedem Ort einen öffentlich und rund um die Uhr zugänglichen Defi zu installieren. 22.000 Euro seien dafür notwendig, informierte die Allgemeine Vertreterin Eva Gäbler. Finanziert werden sollten die Kosten durch Spenden, die Wartung über den Haushalt der Gemeinde. Rund 3000 Euro kostet ein Gerät, die Wartung pro Jahr rund 150 Euro samt Versicherung sowie Kosten für Akkus und Patches.
Die Betreuung wird durch den Verein „Lebensretter im Kreis Euskirchen“ sichergestellt, der auch zweistündige Schulungen für die Handhabung der Geräte anbietet. „Es reicht nicht, die Dinger aufzuhängen“, sagte Michael Gissinger. Früher arbeitete er beim Rettungsdienst im Kreis und hat erfahren, wie wichtig nicht nur die Geräte sind, sondern auch die Schulung der Helfer.

Am Haus der Fossilien ist der neue AED angebracht.
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„Wir sorgen für Spenden und warten die Geräte“, beschrieb der zweite Vorsitzende des Vereins den Part, den „Lebensretter“ übernimmt. Der Verein sorge auch dafür, dass die Geräte, die in einem Einsatz waren, wieder einsatzbereit gemacht werden. Unter anderem gehört es dazu, sie mit neuen Patches zu versehen. Meist sind sie nach Angaben von Gissinger nach 24 Stunden wieder an Ort und Stelle.
Für die Lebensretter ist das eine Mammutaufgabe. Seit vier Jahren gibt es den Verein, der mittlerweile im Kreis Euskirchen 280 Geräte betreut. „Ziel waren zehn im Jahr“, so Gissinger über die ursprünglichen Pläne für neue AEDs. 48 Mitglieder habe der Verein, darunter vier aktive. Deren Arbeit lohnt sich. „Letzte Woche waren drei Einsätze parallel, dabei haben zwei Menschen überlebt“, berichtete er. Rund 50 Einsätze habe es gegeben in den vergangenen drei Jahren. Vier Menschenleben wurden auch durch den Einsatz der Defibrillatoren gerettet.
Finanziert wurde das neue Gerät an der Außenwand des Hauses der Fossilien durch Spenden der Nettersheimer Basargesellschaft und des Aldi in Zingsheim. Seit rund 30 Jahren sind Angela Mauel und Elfriede Schneider bei der Basargemeinschaft tätig, die jedes Jahr den Erlös einem karitativen Zweck zukommen lässt.
Im vergangenen Jahr hat man sich für die Finanzierung eines Defibrillators entschieden. 2800 Euro seien dabei zusammengekommen. „Die Idee ist sehr gut angekommen“, so Schneider. 500 Euro kamen von Aldi Süd auf Initiative der Filiale in Zingsheim. „Wir mussten nicht lange überlegen, denn wir haben seit Jahren eine gute Zusammenarbeit mit der Gemeinde“, sagte Filialleiter Dennis Matull.
Das Gerät macht Ansagen
In der Gemeinde Nettersheim gibt es mittlerweile sechs Defibrillatoren, die rund um die Uhr genutzt werden können. In Nettersheim befinden sie sich am Haus der Fossilien, an der Gesamtschule und am Kloster. In Tondorf ist der AED am Feuerwehrgerätehaus angebracht, in Roderath am Bushäuschen in der Ortsmitte und in Marmagen am Haus des Pflegedienstes Flair. Die Geräte sind auch für Kinder einsetzbar.
Sorgen, etwas falsch zu machen, muss man nicht haben. Der Defi ist automatisiert und leitet den Helfer mit Ansagen durch den Einsatz. Kurz nach dem Öffnen beginnt eine Stimme bereits, Anweisungen zu geben. Wichtig ist vor allem die Feststellung, ob der Einsatz eines Elektroschocks überhaupt sinnvoll ist. Sind die Patches am Körper des Patienten angebracht, wird genau dies per EKG ermittelt und dem Helfer mitgeteilt.
Wichtig sind die Defis auch für die Corhelper-App, über die Helfer im Fall eines Herzstillstands zur Reanimation alarmiert werden. Bei einer Alarmierung werden ihnen die Standorte der öffentlich zugänglichen Defis angezeigt.