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WVER gewährt EinblickeSo funktioniert die faszinierende Welt der Wasserreinigung

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Im Hintergrund ist ein Gebäude der Kläranlage in Gemünd zu sehen, im Vordergrund ein Becken voller Wasser.

Viele Schritte, hier die Belüftung und Entfernung abgesetzter Fette, sind notwendig, um das Schmutzwasser wieder zu reinigen.

Wie funktioniert eine Kläranlage? Das zeigt der WVER in Gemünd. Einblicke in die Oleftalsperre gewährt er am 3. Oktober.

Eine großartige Erfindung ist das WC, die wassergespülte Toilette. Was dort im Abfluss verschwindet und durch aufwendige Leitungssysteme durch den Untergrund geführt wird, kommt irgendwann auch wieder zu Tage. Damit es nicht zu Verschmutzungen in der Natur kommt, sind Kläranlagen das Ziel für die Hinterlassenschaften der Menschheit, damit am Ende wieder klares Wasser in den natürlichen Kreislauf zurückkehrt.

Auch wenn es kein Geheimnis ist, was hinter den Toren der Kläranlagen geschieht, sind diese normalerweise nicht öffentlich zugänglich. Da verwundert das große Interesse nicht, wenn der Wasserverband Eifel-Rur (WVER) Zugang zu den Anlagen gewährt, um die Bevölkerung zu informieren, welcher immense Aufwand notwendig ist, um aus Schmutz- und Brauchwasser wieder klare Flüssigkeit zu produzieren. Rund 270 Besucher nutzten nun die Gelegenheit, um einen Blick in die Kläranlage in Gemünd zu werfen, die bei der Flut massiv beschädigt wurde, aber längst wieder einwandfrei funktioniert.

WVER zeigt, wie aus dreckiger Brühe sauberes Wasser wird

„Eigentlich hatten wir mit weniger Menschen gerechnet, wir sind sehr zufrieden“, sagte Marcus Seiler, Pressesprecher des WVER, als er den Blick über die vielen Besuchergruppen schweifen ließ, die von den WVER-Mitarbeitern über das Gelände geführt wurden. Teilweise in Abständen von fünf Minuten gingen die verschiedenen Führungen los, um den Andrang der Neugierigen zeitnah abarbeiten zu können. 200 Besucher, das sei in etwa die Erwartung gewesen, so Seiler.

„Wir öffnen einmal im Jahr eine Kläranlage“, erklärte er. Die vorangegangenen Termine seien im Norden des Tätigkeitsbereichs des Unternehmens gewesen, wie zum Beispiel in Eschweiler. Nun sei wieder einmal der Süden dran. Eine weitere Möglichkeit, Anlagen des WVER in Augenschein zu nehmen, bietet sich schon bald. Im Rahmen des vom WDR veranstalteten „Mausöffner“-Tags am 3. Oktober kann in diesem Jahr unter anderem die Mauer der Oleftalsperre besichtigt werden.

Das Übersichtsfoto zeigt das Außengelände der Kläranlage in Gemünd, zu der zahlreiche mit Wasser gefüllte Becken gehören.

Weitläufig ist das Gelände der Gemünder Kläranlage.

Im Gebäude der Kläranlage in Gemünd ist ein mechanischer Rechen zu sehen.

Mit Rechen werden die groben Fremdkörper entfernt.

Zwei Männer und eine Frau stehen im Labor der Kläranlage in Gemünd.

Auch das Labor der Kläranlage konnte besichtigt werden.

WVER-Mitarbeiter wie Michael Eskens erläuterten den Besuchern detailliert und mit viel Fachwissen, wie aus der schmutzigen Brühe, die aus den Brauchwasserkanälen zur Kläranlage unterhalb von Malsbenden geführt wird, wieder klares Wasser produziert wird. Zuerst werden mit mechanischen Rechen die groben Verschmutzungen aus dem Wasser gesiebt, bevor in verschiedenen Stufen Schwebstoffe entfernt und Verschmutzungen eliminiert werden.

Doch die Hauptarbeit erledigen sogenannte Belebungsschlämme, spezielle Mikroorganismen, die nichts anderes zu tun haben, als die Stickstoffverbindungen, die das Wasser mitführt, mithilfe von Sauerstoff chemisch umzuwandeln und wieder verwertbar zu machen, erläuterte Eskens. Ob die vielen Becken beheizt seien, wollte eine Besucherin wissen. „In der Eifel müssen die beheizt sein, aber nur auf sechs Grad, um sie im Winter von Eis und Schnee freizuhalten“, antwortete Eskens.

In Aachen finden vielversprechende Tests zur Ozonisierung statt

„Hier wird das komplette Nutzwasser von Gemünd gereinigt und hinterher wieder in die Urft geleitet“, erläuterte Seiler den Sinn der Anlage. Denn ansonsten dürfe in die Urft nichts geleitet werden, weil, wenn die Urfttalsperre bis in die Rurtalsperre entwässere, dieses Wasser auch für die Erzeugung von Trinkwasser verwendet werde.

Auch wenn die Reinigung des Wassers sehr effektiv sei, werde von der EU seit vielen Jahren die sogenannte vierte Reinigungsstufe propagiert, mit der auch die Spurenstoffe eliminiert werden sollen. „Dabei geht es um Rückstände zum Beispiel von Medikamenten, Haushalts-Chemie oder Röntgenkontrastmittel“, führte Seiler aus. Diese seien als krebserregend und schädlich für die Umwelt eingestuft. Dafür gebe es verschiedene Verfahren. Der WVER habe in Aachen eine Pilotanlage installiert, um das Verfahren der Ozonisierung zu testen. „Das ist die größte derartige Anlage in der EU“, so Seiler. Die Ergebnisse seien so ermutigend, dass die Erkenntnisse auch auf andere Anlagen erweitert werden sollen.

Von der Grobreinigung bis zur Kontrolle im Labor erhielten die Besucher Einblicke in die Arbeit in der Kläranlage. Mit Mikroskopen konnten die Kinder Gewässerlebewesen untersuchen. Auch standen die Auszubildenden bereit, um über ihre Ausbildung Auskunft zu geben.

„Mein Abwasser fließt auch hierher“, sagte Thomas Jansen aus Malsbenden, der sich interessiert umsah: „Ich kenne die Anlage seit meiner Kindheit, war aber noch hier drin.“ Er habe nicht gedacht, dass die so groß sei. Aus der direkten Nachbarschaft war Amy-Anne Steinfeld gekommen: „Wir gehen normalerweise immer bis hierher spazieren und haben die Gelegenheit genutzt, einmal weiterzugehen.“