Anderthalb Jahre lang lockte die interaktive Ausstellung „Probiert? Kapiert!“ Besucher aller Altersklassen ins Kuchenheimer Industriemuseum.
WorkshopIm dritten Versuch rollte die Kugel endlich durch die Bahn im Museum in Kuchenheim

Nach dem ersten erfolgreichen Durchlauf der Kugelbahn war der Jubel bei allen Beteiligten groß.
Copyright: Cedric Arndt
Von einem Moment zum nächsten wurde es ganz still im Kuchenheimer LVR-Industriemuseum. Alle Augen waren auf die langsam eine enge Rampe hinabrollende Kugel gerichtet, und jede noch so kleine Berührung mit den Wänden wurde durch kurze Schreckensgeräusche kommentiert. Fast zwei Stunden lang hatten die kleinen und großen Museumsbesucher an dem ambitionierten Projekt gewerkelt, die längste Kugelbahn Kuchenheims aufzubauen, und die ersten Probeläufe sorgten für eher gemischte Gefühle.
Insbesondere der Streckenabschnitt, bei dem die Kugel ein rund 40 Zentimeter hohes Hindernis überwinden musste, stellte alle Beteiligten vor eine große Herausforderung. „Meine Tochter Freda hatte eine ziemlich gute Idee für einen Aufzug, aber die Umsetzung ist doch deutlich schwieriger als gedacht“, berichtete Mutter Sarah lachend. Diese zusätzliche Schwierigkeit schien den Ehrgeiz der Workshop-Teilnehmer jedoch eher noch zu steigern, und bis zur letzten Minute wurde die Konstruktion mit immer kreativeren Details ausgebessert.
Die Idee zu der Ausstellung entstand während der Corona-Zeit
Rund eineinhalb Jahre lang lockte die interaktive Ausstellung „Probiert? Kapiert!“ zahlreiche Besucher in das LVR-Industriemuseum Tuchfabrik Müller, und kurz vor dem Abbau im kommenden Monat sollte sie mit dem Kugelbahn-Workshop einen würdigen Abschluss finden. „Die Ursprungsidee der Ausstellung ist während der Corona-Pandemie entstanden“, berichtete Organisator Benedikt Hanf. „Wir wollten den Kindern, die jahrelang nur vor dem Computer lernen konnten, eine Möglichkeit bieten, sich endlich auch wieder haptisch mit den Dingen zu beschäftigen.“
Die Ausstellungsstücke, die sich insbesondere mit den Museumshandwerken wie Textilverarbeitung, Papierverpackungen und Schmiedearbeiten beschäftigten, seien daher nicht nur zum Anschauen, sondern auch zum Anfassen geeignet. „Überall können Besucher kleine Spiele und Versuche durchführen und dabei lernen.“

Die Kugel wurde zum Start nicht etwa von Hand angeschubst, sondern durch die Hilfe von Zahnrädern in Bewegung gesetzt.
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Den wohl aufwendigsten Versuch hätten sich die Verantwortlichen mit der größten Kugelbahn Kuchenheims jedoch bis zum Schluss aufgehoben, erklärte Benedikt Hanf. „Die Hindernisse, die die Kugel bei einem Durchlauf überwinden muss, habe ich selbst vorgegeben. Wie die Workshop-Teilnehmer diese Hindernisse lösen, ist aber ganz ihnen überlassen.“
Wir wollten den Kindern, die jahrelang nur vor dem Computer lernen konnten, eine Möglichkeit bieten, sich endlich auch wieder haptisch mit den Dingen zu beschäftigen.
Neben dem Aufzugprojekt sollte die Kugel schon gleich zu Beginn nicht etwa per Hand, sondern durch einen Zahnradmechanismus angestupst werden. Durch enge Papier- und Plastikrohre bahnte sie sich schließlich einen Weg bis zu den großen Dominosteinen, die wiederum das Gegengewicht für den bei allen Beteiligten bereits berüchtigten Aufzug in Bewegung setzen sollten. „Es hat richtig Spaß gemacht, dass wir auch Lego- und Dominosteine als Wände verbauen durften“, freute sich Jakob. „Wir konnten überall mitbauen oder auch mal nur Teile raussuchen, die die anderen gerade brauchen“, stimmte Freundin Merle zu.
Kinder und Eltern hatten gleichermaßen Spaß am Projekt
Doch nicht nur der Nachwuchs, sondern auch die Eltern hatten schnell Gefallen an dem Projekt gefunden. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich selbst so involviert wäre, aber jetzt basteln wir schon eine halbe Stunde an diesem einen Teil“, erklärte Mutter Sarah lachend.
Dann jedoch wich die Baufreude einer ungeahnten Anspannung, als Benedikt Hanf den finalen Lauf ankündigte. Zwei der drei Versuche, die der Organisator angekündigt hatte, waren bereits an verschiedenen Hindernissen gescheitert, und nun ruhte alle Hoffnung auf dem letzten Durchgang. Wie in Zeitlupe bewegte sich die Kugel auf den Aufzug zu, und die Umstehenden schienen vor Spannung den Atem anhalten zu wollen. Umso lautstärker verschafften sie dann aber ihrer Freude Luft, als auch diese Hürde erfolgreich gemeistert war und durch einen letzten Mechanismus ein Luftballon als Zielsignal zum Platzen gebracht werden konnte.
„Das war richtig cool. Ich möchte unbedingt nächstes Mal wieder dabei sein und eine noch größere Bahn bauen“, kündigte Jakob freudestrahlend an und fasste damit auch die Meinung der übrigen Workshop-Teilnehmer in passende Worten.

